Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
günstig.
    Alençon
.
    Dakommt der Prinz, mich wundert, wie’s ihm ging.
    Karlund die Pucelle treten auf.
    Bastard
.
    Pah! War Sankt Jeanne doch sein Schirm und Schutz.
    Karl
.
    Ist dieses deine List, du falsche Schöne?
    Du ließest uns zuerst, um uns zu schmeicheln,
    Teilnehmer sein an wenigem Gewinn,
    Daß der Verlust nun zehnmal größer wär’?
    Pucelle
.
    Warum schilt Karl die Freundin ungeduldig?
    Muß allzeit meine Macht die gleiche sein?
    Schlafend und wachend, muß ich stets gewinnen,
    Wenn ihr nicht schmähn und Schuld mir geben sollt?
    Bei guter Wache, unvorsicht’ge Krieger,
    Wär’ dieser schnelle Unfall nie begegnet.
    Karl
.
    Herzog von Alençon. Eu’r Fehler war’s,
    Daß, als der Wache Hauptmann, diese Nacht
    Ihr besser nicht den wicht’gen Dienst versehn.
    Alençon
.
    War jegliches Quartier so wohl bewahrt
    Als das, worin ich den Befehl gehabt,
    Wir wären nicht so schmählich überfallen.
    Bastard
.
    Meins war in Sicherheit.
    Reignier
.
    Auch meines, Herr.
    Karl
.
    Was mich betrifft, den größten Teil der Nacht
    Hab’ ich zum Auf- und Abgehn angewandt
    In ihrem Viertel und durch mein Revier,
    Um immerfort die Wachen abzulösen.
    Wie oder wo sind sie denn eingebrochen?
    Pucelle
.
    Fragt, Herrn, nicht weiter über diesen Fall,
    Wie oder wo; genug, sie fanden Stellen,
    Nur schwach besetzt, wo sie den Einbruch taten,
    Und übrig bleibt uns nun kein andrer Rat,
    Als die umher versprengten Leute sammeln
    Und neue Schanzen bau’n zu ihrem Schaden.
    Getümmel. Ein englischer Soldat kommt und ruft: »Talbot hoch! Talbot hoch!« Sie fliehen, indem sie ihre Kleider zurücklassen.
    Soldat
.
    Ich will nur dreist, was sie verlassen, nehmen.
    Der Ausruf Talbot dient mir statt des Degens,
    Denn ich belud mit vieler Beute mich
    Und braucht’ als Waffe seinen Namen bloß.
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Orleans. Innerhalb der Stadt.
    Talbot, Bedford, Burgund, ein Hauptmann und andre.
    Bedford
.
    Der Tag bricht an, und es entflieht die Nacht,
    Die um die Erde warf den Rabenmantel.
    Blast nun zum Rückzug, hemmt die heiße Jagd!
    Man bläst zum Rückzug.
    Talbot
.
    Die Leiche bringt vom alten Salisbury
    Und stellet auf dem Marktplatz hier sie aus,
    Dem Mittelpunkte der verfluchten Stadt. –
    Nun zahlt’ ich mein Gelübde seiner Seele;
    Fünf Franken starben mind’stens diese Nacht
    Für jeden ihm entwandten Tropfen Bluts.
    Und, daß hinfort die Zeiten mögen sehn,
    Was für Verheerung ihm zur Rach’ erfolgt,
    Bau’ ich in ihrer Hauptkirch’ eine Gruft,
    Worin sein Körper soll bestattet werden;
    Darauf soll, daß es jeder lesen kann,
    Die Plünd’rung Orleans’ gegraben sein,
    Die falsche Weise seines traur’gen Todes,
    Und welch ein Schrecken er für Frankreich war.
    Doch, Herrn, bei all dem Blutbad wundert’s mich,
    Daß wir des Dauphins Hoheit nicht begegnet,
    Der tugendsamen Heldin Jeanne d’Arc,
    Noch irgendwem der falschen Bundsgenossen.
    Bedford
.
    Man sagt, Lord Talbot, als der Kampf begann,
    Sei’n, plötzlich aufgeschreckt vom faulen Bett,
    Sie unter Haufen des Soldatenvolks
    Die Mau’r hinüber in das Feld entsprungen.
    Burgund
.
    Ich selbst, soviel ich unterscheiden konnte
    Im Rauch und Nebeldunst der Nacht, verscheuchte
    Den Dauphin sicherlich und seine Trulle,
    Als Arm in Arm sie hurtig laufend kamen,
    So wie ein Paar verliebter Turteltauben,
    Die sich nicht trennen konnten Tag und Nacht.
    Wenn erst die Dinge hier in Ordnung sind,
    So woll’n wir sie mit aller Macht verfolgen.
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Heil euch, ihr hohen Lords! Was nennet ihr
    Von dieser fürstlichen Genossenschaft
    Den kriegerischen Talbot, dessen Taten
    Im Frankenreich so hoch gepriesen werden?
    Talbot
.
    Ich bin der Talbot: wer will mit ihm reden?
    Bote
.
    Die tugendsame Gräfin von Auvergne,
    Bescheidentlich bewundernd deinen Ruhm,
    Ersucht dich, großer Lord, du woll’st geruhn,
    Zur armen Burg, worauf sie sitzt, zu kommen,
    Damit sie rühmen mag, sie sah den Mann,
    Von dessen Herrlichkeit die Welt erschallt.
    Burgund
.
    Im Ernst? Ei ja, dann seh’ ich, unsre Kriege
    Verwandeln sich in friedlich Possenspiel,
    Wenn Frau’n begehren, daß wir sie bestehn. –
    Ihr dürft die art’ge Bitte nicht verschmähn.
    Talbot
.
    Nein, glaubt mir; denn, wenn eine Welt von Männern
    Mit aller Rednerkunst nichts ausgerichtet,
    Hat eines Weibes Güte übermeistert. –
    Und darum sagt ihr, daß ich herzlich danke
    Und untertänig sie besuchen will. –
    Gehn Eure Edlen zur Gesellschaft mit?
    Bedford
.
    Nein, wahrlich; das

Weitere Kostenlose Bücher