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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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und gerne möcht’ ich schlafen.
    Brakenbury
.
    Ich will’s, Mylord; Gott geb’ Euch gute Ruh’!
    Clarence setzt sich zum Schlafen in einen Lehnstuhl.
    Leid bricht die Zeiten und der Ruhe Stunden,
    Schafft Nacht zum Morgen und aus Mittag Nacht.
    Nur Titel sind der Prinzen Herrlichkeiten,
    Ein äußrer Glanz für eine innre Last;
    Für ungefühlte Einbildungen fühlen
    Sie eine Welt rastloser Sorgen oft:
    So daß von ihren Titeln niedern Rang
    Nichts unterscheidet als des Ruhmes Klang.
    Die beiden Mörder kommen.
    Erster Mörder
.
    He! Wer ist da?
    Brakenbury
.
    Was willst du, Kerl? Wie bist du hergekommen?
    Erster Mörder
. Ich will Clarence sprechen, und ich bin auf meinen Beinen hergekommen.
    Brakenbury
.
    Wie? So kurz ab?
    Zweiter Mörder
.
    O Herr, besser kurz ab als langweilig. –
    Zeige ihm unsern Auftrag, laß dich nicht weiter ein.
    Die überreichen dem Brakenbury ein Papier, welches er liest.
    Brakenbury
.
    Ich werde hier befehligt, euren Händen
    Den edlen Herzog Clarence auszuliefern.
    Ich will nicht grübeln, was hiemit gemeint ist,
    Denn ich will schuldlos an der Meinung sein.
    Hier sind die Schlüssel, dorten schläft der Herzog.
    Ich will zum König, um ihm kund zu tun,
    Daß ich mein Amt so an euch abgetreten.
    Erster Mörder
. Das mögt Ihr, Herr; es wird weislich getan sein. Gehabt euch wohl!
    Brakenbury ab.
    Zweiter Mörder
. Wie? Sollen wir ihn so im Schlaf erstechen?
    Erster Mörder
. Nein, er wird sagen, das war feige von uns, wenn er aufwacht.
    Zweiter Mörder
. Wenn er aufwacht! Ei, Narr, er wacht gar nicht wieder auf bis zum großen Gerichtstag.
    Erster Mörder
. Ja, dann wird er sagen, wir haben ihn im Schlaf erstochen.
    Zweiter Mörder
. Die Erwähnung des Wortes Gerichtstag hat eine Art Gewissensbiß in mir erregt.
    Erster Mörder
. Was? Du fürchtest dich?
    Zweiter Mörder
. Nicht ihn umzubringen, dazu hab’ ich ja die Vollmacht; aber verdammt dafür zu werden, wovor mich keine Vollmacht schützen kann.
    Erster Mörder
. Ich dachte, du wärst entschlossen.
    Zweiter Mörder
. Das bin ich auch, ihn leben zu lassen.
    Erster Mörder
. Ich gehe wieder zum Herzog von Gloster und sage es ihm.
    Zweiter Mörder
. Nicht doch, ich bitte dich, wart’ ein Weilchen. Ich hoffe, diese fromme Laune soll übergehn: sie pflegt bei mir nicht länger anzuhalten, als derweil man etwa zwanzig zählt.
    Erster Mörder
. Wie ist dir jetzt zumute?
    Zweiter Mörder
. Mein’ Treu’, es steckt immer noch ein gewisser Bodensatz von Gewissen in mir.
    Erster Mörder
. Denk’ an unsern Lohn, wenn’s getan ist.
    Zweiter Mörder
. Recht! Er ist des Todes. Den Lohn hatt’ ich vergessen.
    Erster Mörder
. Wo ist dein Gewissen nun?
    Zweiter Mörder
. Im Beutel des Herzogs von Gloster.
    Erster Mörder
. Wenn er also seinen Beutel aufmacht, uns den Lohn zu zahlen, so fliegt dein Gewissen heraus.
    Zweiter Mörder
. Es tut nichts, laß es laufen; es mag’s ja doch beinahe kein Mensch hegen.
    Erster Mörder
. Wie aber, wenn sich’s wieder bei dir einstellt?
    Zweiter Mörder
. Ich will nichts damit zu schaffen haben, es ist ein gefährlich Ding, es macht einen zur Memme. Man kann nicht stehlen, ohne daß es einen anklagt; man kann nicht schwören, ohne daß es einen zum Stocken bringt; man kann nicht bei seines Nachbars Frau liegen, ohne daß es einen verrät. ’s ist ein verschämter, blöder Geist, der einem im Busen Aufruhr stiftet; es macht einen voller Schwierigkeiten; es hat mich einmal dahin gebracht, einen Beutel voll Gold wieder herzugeben, den ich von ungefähr gefunden hatte; es macht jeden zum Bettler, der es hegt; es wird aus Städten und Flecken vertrieben als ein gefährlich Ding, und jedermann, der gut zu leben denkt, verläßt sich auf sich selbst und lebt ohne Gewissen.
    Erster Mörder
. Sapperment, es sitzt mir eben jetzt im Nacken und will mich überreden, den Herzog nicht umzubringen.
    Zweiter Mörder
. Halt’ den Teufel fest im Gemüt und glaub’ ihm nicht: es will sich nur bei dir eindrängen, um dir Seufzer abzuzwingen.
    Erster Mörder
. Ich hab’ ’ne starke Natur, es kann mir nichts anhaben.
    Zweiter Mörder
. Das heißt gesprochen wie ein tüchtiger Kerl, der seinen guten Namen wert hält. Komm, wollen wir ans Werk gehn?
    Erster Mörder
. Gib ihm eins mit dem Degengriff übern Hirnkasten, und dann schmeiß’ ihn in das Malvasierfaß im nächsten Zimmer.
    Zweiter Mörder
. O herrlich ausgedacht! Und mache ihn so zur Tunke.
    Erster Mörder
. Still! Er wacht auf.
    Zweiter Mörder
.

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