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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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flehende;
    Statt Königin, mit Not gekrönte Sklavin;
    Statt daß du mich verhöhnt, verhöhnt von mir;
    Statt allgefürchtet, einen fürchtend nun;
    Statt allgebietend, nun gehorcht von keinem.
    So hat des Rechtes Lauf sich umgewälzt
    Und dich der Zeit zum rechten Raub gelassen;
    Nur der Gedanke blieb dir, was du warst,
    Auf daß dich’s mehr noch foltre, was du bist.
    Du maßtest meinen Platz dir an: und fällt
    Nicht meiner Leiden richtig Maß dir zu?
    Halb trägt dein stolzer Nacken nun mein Joch,
    Und hier entzieh’ ich ihm das müde Haupt
    Und lasse dessen Bürde ganz auf dir.
    Leb wohl, Yorks Weib, des Unglücks Königin!
    In Frankreich labt mir englisch Weh den Sinn.
    Elisabeth
.
    O du in Flüchen wohl Erfahrne, weile
    Und lehre mich, zu fluchen meinen Feinden!
    Margareta
.
    Versag’ dir nachts den Schlaf und faste tags;
    Vergleiche totes Glück lebend’gem Weh;
    Denk’ deine Knaben holder, als sie waren,
    Und schnöder, als er ist, den, der sie schlug.
    Mit dem Verlust muß sich der Abscheu mehren;
    Dies überdenken, wird dich fluchen lehren.
    Elisabeth
.
    O schärfe meine stumpfen Wort’ an deinen!
    Margareta
.
    Dein Weh wird scharf sie machen, gleich den meinen.
    Ab.
    Herzogin
.
    Warum doch ist Bedrängnis reich an Worten?
    Elisabeth
.
    Wind’ge Sachwalter ihrer Leidparteien!
    Luft’ge Beerber unbewillter Freuden!
    Des Elends arme, hingehauchte Redner!
    Gönnt ihnen Raum: obschon, was sie gewußt,
    Auch sonst nicht hilft, doch lindert es die Brust.
    Herzogin
.
    Ist das, so binde deine Zunge nicht:
    Geh mit mir, und im Hauche bittrer Worte
    Sei mein verdammter Sohn von uns erstickt,
    Der deine beiden süßen Söhn’ erstickte.
    Trommeln hinter der Szene.
    Ich höre Trommeln; spar’ nicht dein Geschrei!
    Richard mit seinem Zuge, auf dem Marsch.
    Richard
.
    Wer hält in meinem Zuge hier mich auf?
    Herzogin
.
    O sie, die dich möcht’ aufgehalten haben,
    In ihrem fluchbeladnen Schoß dich würgend,
    Eh’ du, Elender, all den Mord verübt.
    Elisabeth
.
    Birgst du die Stirn mit einer goldnen Krone,
    Wo, gäb’s ein Recht, gebrandmarkt sollte stehn
    Der Mord des Prinzen, des die Krone war,
    Und meiner Söhn’ und Brüder grauser Tod?
    Du büb’scher Knecht, sag, wo sind meine Kinder?
    Herzogin
.
    Du Molch, du Molch, wo ist dein Bruder Clarence?
    Und Ned Plantagenet, sein kleiner Sohn?
    Elisabeth
.
    Wo ist der wackre Rivers, Vaughan, Grey?
    Herzogin
.
    Wo ist der gute Hastings?
    Richard
.
    Ein Tusch, Trompeten! Trommeln, schlaget Lärm!
    Der Himmel höre nicht die Schnickschnackweiber
    Des Herrn Gesalbten lästern: schlagt, sag’ ich!
    Tusch. Lärmtrommeln.
    Geduldig seid und gebt mir gute Worte,
    Sonst in des Krieges lärmendem Getöse
    Ersäuf’ ich eure Ausrufungen so.
    Herzogin
.
    Bist du mein Sohn?
    Richard
.
    Ja, Gott gedankt sei’s, Euch und meinem Vater.
    Herzogin
.
    So hör’ geduldig meine Ungeduld!
    Richard
.
    Ich hab’ ’ne Spur von Eurer Art, Frau Mutter,
    Die nicht den Ton des Vorwurfs dulden kann.
    Herzogin
.
    O laß mich reden!
    Richard
.
    Tut’s, doch hör’ ich nicht.
    Herzogin
.
    Ich will in meinen Worten milde sein.
    Richard
.
    Und, gute Mutter, kurz! Denn ich hab’ Eil’.
    Herzogin
.
    Bist du so eilig? Ich hab’ dein gewartet,
    Gott weiß, in Marter und in Todesangst.
    Richard
.
    Doch kam ich endlich nicht zu Eurem Trost?
    Herzogin
.
    Nein, bei dem heil’gen Kreuz! Zur Welt gebracht,
    Hast du die Welt zur Hölle mir gemacht.
    Eine schwere Bürde war mir die Geburt;
    Launisch und eigensinnig deine Kindheit;
    Die Schulzeit schreckhaft, heillos, wild und wütig;
    Dein Jugendlenz verwegen, dreist und tollkühn;
    Dein reifres Alter stolz, fein, schlau und blutig,
    Zwar milder, aber schlimmer, sanft im Haß.
    Welch eine frohe Stunde kannst du nennen,
    Die je in deinem Beisein mich begnadigt?
    Richard
.
    Find’ ich so wenig Gnad’ in Euren Augen,
    So laßt mich weiter ziehn und Euch nicht ärgern. –
    Trommel gerührt!
    Herzogin
.
    Ich bitt’ dich, hör’ mich reden!
    Richard
.
    Ihr redet allzu bitter.
    Herzogin
.
    Hör’ ein Wort!
    Denn niemals wieder werd’ ich mit dir reden.
    Richard
.
    Wohl!
    Herzogin
.
    Du stirbst entweder durch des Himmels Fügung,
    Eh’ du aus diesem Krieg als Sieger kommst,
    Oder ich vergeh’ vor Gram und hohem Alter,
    Und niemals werd’ ich mehr dein Antlitz sehn.
    Drum nimm mit dir den allerschwersten Fluch,
    Der mehr am Tag der Schlacht dich mög’ ermüden,
    Als all die volle Rüstung, die du trägst!
    Für deine Gegner streitet mein

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