Sämtliche Dramen
als Treu’.
Stets in der Rechten halte milden Frieden,
Dann schweigt die Bosheit. Handle recht, nichts fürchte;
Dein Ziel sei immer Ziel auch deines Landes,
Wie deines Gottes und der Wahrheit: dann,
O Cromwell! wenn du fällst, fällst du im Tod
Als sel’ger Märtyrer. Dem König diene,
Und – bitt’ dich, führe mich hinein:
Mach’ ein Verzeichnis dort all meines Guts,
Bis auf den letzten Pfennig; ’s ist des Königs.
Mein Priesterkleid und mein aufrichtig Herz
Vor Gott, mehr blieb mir nicht. Oh, Cromwell, Cromwell,
Hätt’ ich nur Gott gedient mit halb dem Eifer,
Den ich dem König weiht’, er gäbe nicht
Im Alter nackt mich meinen Feinden preis! –
Cromwell
.
Geduldig, lieber Herr! –
Wolsey
.
Ich bin’s. Fahr’ hin,
Du Glanz des Hofs! Zum Himmel strebt mein Sinn.
Gehn ab.
¶
VIERTER AUFZUG
Erste Szene
Straße in Westminster.
Zwei Edelleute, die einander begegnen.
Erster
.
Seid abermal willkommen!
Zweiter
.
So auch Ihr!
Erster
.
Ihr stellt Euch wohl, um Lady Annen hier
Zu schaun, wie sie vom Krönungsfeste kommt?
Zweiter
.
Ja, eben das. Als wir uns jüngst hier trafen,
Kam Herzog Buckingham aus dem Verhör.
Erster
.
Jawohl! Doch jene Zeit war trüb und bang,
Heut allgemeines Fest! –
Zweiter
.
Mit Recht Die Bürger
Sind alle treu und königlich gesinnt;
Und, wahr zu sprechen, immerdar bereit
Zur Feier solches Tags, mit manchem Schauspiel,
Aufzug und Ehrenbogen.
Erster
.
Doch nie prächt’ger
Und nie, versichr’ ich, besser eingerichtet.
Zweiter
.
Wenn Ihr’s vergönnt, wüßt’ ich den Inhalt gern
Von jenem Blatt in Eurer Hand.
Erster
.
Seht hier:
’s ist das Verzeichnis aller hohen Würden,
Die heut am Krönungsfest ihr Amt versehn.
Der Herzog Suffolk geht voran, er nimmt
Den Rang als Oberhofmeister; dann als Marschall
Herzog von Norfolk; lest die andern selber!
Zweiter
.
Ich dank’ Euch, Herr; kennt’ ich den Brauch nicht schon,
Wär’ ich für dieses Blatt Euch sehr verpflichtet.
Doch sagt mir noch, was ward aus Katharinen?
Der Fürstin Witwe? Wie steht deren Sache?
Erster
.
Das sollt Ihr gleichfalls hören. Der Erzbischof
Von Canterbury, in Begleitung andrer
Gelahrter, würd’ger Väter hohen Rangs,
Hielt einen Tag zu Dunstable, sechs Meilen
Von Ampthill, wo die Fürstin wohnt; wohin
Sie oft geladen, nimmer doch erschien:
Und wegen Nichterscheinens und des Königs
Gewissensskrupel hat einmütig Urteil
Der weisen Väter Scheidung hier erkannt,
Und wird die ganze Eh’ für null erklärt.
Seitdem ist sie nach Kimbolton entfernt,
Wo Krankheit sie befallen.
Zweiter
.
Arme Fürstin! –
Hört die Musik; steht still; die Königin naht.
Ordnung des Krönungszuges.
1. Ein lebhafter Trompetenstoß.
2. Zwei Richter.
3. Der Lord Kanzler mit Tasche und Stab vor ihm her.
4. Singende Chorknaben.
5. Der Mayor von London, der den Stab trägt; darauf der erste Herold in seinem Wappenrock, auf dem Haupt eine kupferne vergoldete Krone.
6. Der Marquis Dorset mit einem goldnen Szepter, auf dem Kopf eine goldne Halbkrone. Neben ihm der Graf von Surrey, der den silbernen Stab mit der Taube und auf dem Haupt eine Grafenkrone trägt; um den Hals ritterliche Ketten.
7. Der Herzog von Suffolk in seiner Staatskleidung, seine kleine Krone auf dem Haupt, in der Hand einen langen weißen Stecken, als Oberhofmeister. Neben ihm der Herzog von Norfolk mit dem Marschallsstabe, eine kleine Krone auf dem Haupt. Beide mit ritterlichen Ketten um den Hals.
8. Der Thronhimmel, von vieren der Barone von den fünf Häfen getragen: unter demselben die Königin im Krönungsgewande. Sie ist in bloßen Haaren, reich mit Perlen geschmückt und gekrönt. Zu ihren beiden Seiten die Bischöfe von London und Winchester.
9. Die alte Herzogin von Norfolk, mit einer kleinen, goldnen, mit Blumen durchflochtnen Krone; sie trägt die Schleppe der Königin.
10. Verschiedne Edelfrauen und Gräfinnen, mit schlichten goldnen Reifen um den Kopf, ohne Blumen.
Sie ziehn in feierlicher Ordnung über die Bühne.
Zweiter
.
Ein stolzer Zug, fürwahr! Sieh! Diese kenn’ ich:
Wer aber trägt den Szepter?
Erster
.
Marquis Dorset,
Und dort der Graf von Surrey mit dem Stab.
Zweiter
.
Ein edler, wackrer Herr! Dort, mein’ ich, folgt
Der Herzog Suffolk?
Erster
.
Ja, der Oberhofmeister.
Zweiter
.
Dann Mylord Norfolk.
Erster
.
Ja.
Zweiter
indem, er die Königin erblickt.
Gott sei mit dir!
Solch süß Gesicht als deins erblickt’ ich nie!
Bei meinem Leben,
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