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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Edelleute, die große, aufrechtstehende Schalen als Taufgeschenke tragen; darauf vier Edelleute, die einen Thronhimmel halten, unter welchem die Herzogin von Norfolk als Gevatterin das Kind trägt. Sie ist reich in einen Mantel gekleidet, eine Hofdame hält ihre Schleppe. Ihr folgen die Marquisin von Dorset, als zweite Gevatterin, und andre Damen. Der Zug geht einmal über die Bühne, dann spricht der Herold.
    Herold
. Der Himmel verleihe nach seiner endlosen Güte Gedeihen, langes und immer glückliches Leben der hohen und mächtigen Prinzessin von England, Elisabeth! –
    Trompetenstoß. Der König und sein Gefolge treten auf.
    Cranmer
.
    Und meiner edlen Mitgevattern Flehn
    Und meins für Eure Königliche Hoheit
    Und unsre teure Königin ist dies:
    Mög’ alle Freud’ und Tröstung, so der Himmel
    Je aufgespart, zwei Eltern zu beglücken,
    In diesem holden Kind euch stündlich wachsen! –
    König
.
    Ich dank’ Euch, wertester Lord Erzbischof.
    Wie ist ihr Nam’?
    Cranmer
.
    Elisabeth.
    König
.
    Steht auf!
    Indem er die Prinzessin küßt.
    Mein Segen mit dem Kuß! Gott sei mit dir,
    In seine Hand leg’ ich dein Leben! –
    Cranmer
.
    Amen!
    König
.
    Ihr habt zu viel gespendet, edle Paten,
    Ich dank’ euch; auch dies Fräulein tut’s dereinst,
    Sobald ihr Englisch ausreicht.
    Cranmer
.
    Laßt mich reden,
    Gott will’s; und achte keiner hier mein Wort
    Für Schmeichelei, denn Wahrheit sollt ihr’s finden.
    Dies Königskind, – (stets sei mit dir der Himmel!)
    Ob in der Wiege noch, verheißt dem Reich
    Tausend und aber tausend Segensfülle,
    Die Zeit zur Reife führt. Du wirst dereinst
    (Nur wen’ge, jetzt am Leben, schaun es noch)
    Ein Muster aller Kön’ge neben dir
    Und die nach dir erscheinen. Sabas Fürstin
    Hat Weisheit nicht und Tugend mehr geliebt,
    Als diese holde Unschuld. Jede Zier,
    Jedwede Anmut so erhabnen Haupts,
    Und jede Tugend, die den Frommen schmückt,
    Ist doppelt stark in ihr. Der Glaube nährt sie,
    Himmlische Andacht wird ihr ratend beistehn,
    Geliebt wird sie, gefürchtet sein; gesegnet
    Von ihren Freunden.
    Die Feinde zittern gleich geschlagnen Halmen,
    Gebeugt das Haupt in Gram. Heil wächst mit ihr,
    In ihren Tagen ißt in Frieden jeder
    Unter dem eignen Weinstock, was er pflanzte.
    Des Friedens heitre Klänge tönen rings,
    Gott wird erkannt in Wahrheit; ihre Treuen,
    Durch sie geführt zum wahren Pfad der Ehre,
    Erkämpfen hier sich Größe, nicht durch Blut.
    Auch schläft mit ihr der Friede nicht; nein, wie
    Der Wundervogel stirbt, der Jungfrau’n-Phönix,
    Erzeugt aus ihrer Asche sich der Erbe,
    So wunderwürdig auch, wie sie es war;
    So läßt sie einem andern allen Segen
    (Ruft sie der Herr aus Wolken dieses Dunkels),
    Der, aus der heil’gen Asche ihrer Ehre,
    Sich, ein Gestirn, so groß wie sie, erhebt,
    Glanzhell: Schreck, Friede, Fülle, Lieb’ und Treu’,
    Die Diener warfen dieses hehren Kindes,
    Sind seine dann, wie Reben ihn umschlingend;
    Wo nur des Himmels helle Sonne scheint,
    Da glänzt sein Ruhm, die Größe seines Namens,
    Und schaffet neue Völker; er wird blühn
    Und weit, wie Berges Zedern, seine Zweige
    Auf Ebnen strecken. – Unsre Kindeskinder,
    Sie sehn, Gott preisend, dies.
    König
.
    Ha, du sprichst Wunder!
    Cranmer
.
    Sie wird zu Englands schönstem Ruhm gesegnet
    Mit hohen Jahren; viele Tage sieht sie,
    Und keinen doch ohn’ eine Tat des Ruhms.
    O sah’ ich weiter nicht! Doch sterben mußt du,
    Du mußt, die Heil’gen woll’n dich; doch als Jungfrau,
    Als fleckenlose Lilie senkt man dich
    Hinab zur Erd’, und alle Welt wird trauern.
    König
.
    Lord Erzbischof,
    Ihr habt mich jetzt zum Mann gemacht; kein Kind
    Erzeugt’ ich noch vor diesem sel’gen Wesen.
    Dies Trostorakel hat mich so beglückt,
    Daß ich dereinst im Himmel wünschen werde,
    Das Tun des Kinds zu sehn und Gott zu preisen.
    Ich dank’ euch allen. Euch, werter Lord Mayor,
    Und Euren Brüdern bin ich höchst verbunden,
    Ich ward geehrt durch Eure Gegenwart
    Und will mich dankbar zeigen. Kommt, ihr Herrn,
    Ihr müßt die Königin noch alle sehn:
    Euch alle muß sie ihres Danks versichern,
    Sonst wird sie nicht genesen. Heut soll keiner
    Des Hauses warten, alle bleibt als Gäste:
    Durch diese Kleine wird der Tag zum Feste.
    Alle ab.
    ¶

Epilog
    Zehn gegen eins, daß unser Spiel nicht allen
    Behaglich war. Der schlief mit Wohlgefallen
    Zwei Akte durch; da weckt ihn ungebührlich
    Trompetenschall und Lärm: nun heißt’s natürlich:
    »Das Stück ist schlecht.« Der kam, um

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