Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
deinem Fräulein! Ich beteure dir –
    Wärterin
. Du meine Zeit! Gewiß und wahrhaftig, das will ich ihr wieder sagen. O Jemine! sie wird sich vor Freude nicht zu lassen wissen.
    Romeo
. Was willst du ihr sagen, gute Frau? Du gibst nicht Achtung.
    Wärterin
. Ich will ihr sagen, daß Ihr beteuert, und ich meine, das ist recht wie ein Kavalier gesprochen.
    Romeo
.
    Sag ihr, sie mög’ ein Mittel doch ersinnen,
    Zur Beichte diesen Nachmittag zu gehn.
    Dort in Lorenzos Zelle soll alsdann,
    Wenn sie gebeichtet, unsre Trauung sein.
    Hier ist für deine Müh’.
    Wärterin
.
    Nein, wahrhaftig, Herr! keinen Pfennig!
    Romeo
.
    Nimm, sag’ ich dir; du mußt!
    Wärterin
.
    Heut nachmittag? Nun gut, sie wird Euch treffen.
    Romeo
.
    Du, gute Frau, wart’ hinter der Abtei;
    Mein Diener soll dir diese Stunde noch,
    Geknüpft aus Seilen, eine Leiter bringen,
    Die zu dem Gipfel meiner Freuden ich
    Hinan will klimmen in geheimer Nacht.
    Leb wohl! Sei treu, so lohn’ ich deine Müh’,
    Leb wohl, empfiehl mich deinem Fräulein!
    Wärterin
.
    Nun, Gott der Herr gesegn’ es! – Hört, noch eins!
    Romeo
.
    Was willst du, gute Frau?
    Wärterin
.
    Schweigt Euer Diener? Habt Ihr nie vernommen:
    Wo zwei zu Rate gehn, laßt keinen Dritten kommen?
    Romeo
.
    Verlass’ dich drauf, der Mensch ist treu wie Gold.
    Wärterin
. Nun gut, Herr! Meine Herrschaft ist ein allerliebstes Fräulein. O Jemine! als sie noch so ein kleines Dingelchen war – Oh, da ist ein Edelmann in der Stadt, einer, der Paris heißt, der gern einhaken möchte; aber das gute Herz mag eben so lieb eine Kröte sehn, eine rechte Kröte, als ihn. Ich ärgre sie zuweilen und sag’ ihr: Paris wär’ doch der hübscheste; aber Ihr könnt mir’s glauben, wenn ich das sage, so wird sie so blaß wie ein Tischtuch. Fängt nicht Rosmarin und Romeo mit demselben Buchstaben an?
    Romeo
. Ja, gute Frau; beide mit einem R.
    Wärterin
. Ach, Spaßvogel, warum nicht gar? Das schnurrt ja wie ’n Spinnrad. Nein, ich weiß wohl, es fängt mit einem andern Buchstaben an, und sie hat die prächtigsten Reime und Sprichwörter darauf, daß Euch das Herz im Leibe lachen tät’, wenn Ihr’s hörtet.
    Romeo
. Empfiehl mich deinem Fräulein! Ab.
    Wärterin
. Jawohl, vieltausendmal! – Peter!
    Peter
. Was beliebt?
    Wärterin
. Peter, nimm meinen Fächer, und geh vorauf!
    Beide ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Capulets Garten.
    Julia tritt auf.
    Julia
.
    Neun schlug die Glock’, als ich die Amme sandte.
    In einer halben Stunde wollte sie
    Schon wieder hier sein. Kann sie ihn vielleicht
    Nicht treffen? Nein, das nicht. Oh, sie ist lahm!
    Zu Liebesboten taugen nur Gedanken,
    Die zehnmal schneller fliehn als Sonnenstrahlen,
    Wenn sie die Nacht von finstern Hügeln scheuchen.
    Deswegen ziehn ja leichtbeschwingte Tauben
    Der Liebe Wagen, und Cupido hat
    Windschnelle Flügel. Auf der steilsten Höh’
    Der Tagereise steht die Sonne jetzt;
    Von neun bis zwölf, drei lange Stunden sind’s;
    Und dennoch bleibt sie aus. O hätte sie
    Ein Herz und warmes jugendliches Blut,
    Sie würde wie ein Ball behende fliegen,
    Es schnellte sie mein Wort dem Trauten zu,
    Und seines mir.
    Doch Alte tun, als lebten sie nicht mehr,
    Träg’, unbehülflich, und wie Blei so schwer.
    Die Wärterin und Peter kommen.
    O Gott, sie kömmt! Was bringst du, goldne Amme?
    Trafst du ihn an? Schick’ deinen Diener weg!
    Wärterin
.
    Wart’ vor der Türe, Peter!
    Julia
.
    Nun, Mütterchen? Gott, warum blickst du traurig?
    Ist dein Bericht schon traurig, gib ihn fröhlich;
    Und klingt er gut, verdirb die Weise nicht,
    Indem du sie mit saurer Miene spielst!
    Wärterin
.
    Ich bin ermattet; laßt ein Weilchen mich!
    Das war ’ne Jagd! das reißt in Gliedern mir!
    Julia
.
    Ich wollt’, ich hätte deine Neuigkeit,
    Du meine Glieder. Nun, so sprich geschwind!
    Ich bitt’ dich, liebe, liebe Amme, sprich!
    Wärterin
.
    Was für ’ne Hast! Könnt Ihr kein Weilchen warten?
    Seht Ihr nicht, daß ich außer Atem bin?
    Julia
.
    Wie außer Atem, wenn du Atem hast,
    Um mir zu sagen, daß du keinen hast?
    Der Vorwand deines Zögerns währt ja länger,
    Als der Bericht, den du dadurch verzögerst.
    Gib Antwort: bringst du Gutes oder Böses?
    Nur das, so wart’ ich auf das Näh’re gern.
    Beruh’ge mich! Ist’s Gutes oder Böses?
    Wärterin
. Ei, Ihr habt mir eine recht einfältige Wahl getroffen; Ihr versteht auch einen Mann auszulesen! Romeo – ja, das ist der rechte! – Er hat zwar ein hübscher Gesicht wie andre Leute; aber seine Beine gehn

Weitere Kostenlose Bücher