Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
bekommt.
    Patroklus
. Eine Antwort, Herr!
    Thersites
. Lebt wohl! Ganz der Eurige.
    Achilles
. Und ist er wirklich in solcher Stimmung? Sag!
    Thersites
. Nein, in eben solcher Verstimmung. Wie viel Musik in ihm nachbleibt, wenn Hektor ihm den Schädel eingeschlagen hat, das weiß ich nicht, aber ich denke gar keine: Fiedler Apollo müßte denn seine Sehnen nehmen und sich Darmsaiten daraus machen.
    Achilles
. Komm, du sollst ihm jetzt diesen Brief bringen.
    Thersites
. Gebt mir noch einen für sein Pferd, denn das ist doch von beiden die klügste Bestie.
    Achilles
.
    Mein Geist ist trüb, wie ein gestörter Quell,
    Ich selber kann ihm auf den Grund nicht schaun.
    Achilles und Patroklus gehn ab.
    Thersites
. Ich wollte, der Born Eures Geistes wäre wieder klar, daß ich einen Esel daraus tränken könnte. Wär’ ich doch lieber eine Laus in Schafwolle, als solche tapfre Dummheit! Er geht ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    Troja. Eine Straße.
    Es treten auf Äneas und ein Diener mit einer Fackel, von der einen Seite; von der andern Paris, Antenor, Deiphobus und Diomedes nebst Gefolge und Fackeln.
    Paris
.
    Heda, wer kommt hier?
    Deiphobus
.
    Fürst Äneas, Herr.
    Äneas
.
    Wie, Paris, seid Ihr’s wirklich?
    Hätt’ ich so schönen Anlaß, lang’ zu schlafen,
    Als Ihr, mein Prinz, – nur heil’ge Pflichten hielten
    Von meiner Bettgenossin mich entfernt.
    Diomedes
.
    So denk’ ich auch. Guten Morgen, Fürst Äneas!
    Paris
.
    Ein tapfrer Griech’, Äneas; reicht die Hand ihm;
    Erinnert Euch, wie oft Ihr uns erzählt,
    Daß Diomed Euch eine ganze Woche
    Täglich im Kampf gesucht.
    Äneas
.
    Ich biet’ Euch Gruß,
    Solang’ der Stillstand währt und Waffenruh’;
    Doch treff’ ich Euch im Feld, so finstern Trotz,
    Wie nur das Herz ihn denkt, ausführt der Mut! –
    Diomedes
.
    Freundschaft wie Kampf erwidert Diomed;
    Nun wallt das Blut uns kühl, drum Gruß und Heil!
    Doch trifft Gelegenheit und Schlacht zusammen,
    Beim Zeus, dann mach’ ich auf dein Leben Jagd
    Mit aller Kraft, Verschlagenheit und List.
    Äneas
.
    Und jagen sollst du einen Leu’n, der flieht
    Mit rückgewandtem Haupt. Jetzt sei gegrüßt
    In Freundlichkeit: ja, bei Anchises’ Leben,
    Herzlich willkommen! Bei Venus’ Hand beteur’ ich,
    Kein Mann auf Erden kann in solcher Weise
    Den Feind mehr lieben, den er wünscht zu töten! –
    Diomedes
.
    Wir fühlen gleich. Zeus, laß Äneas leben,
    Wenn meinem Schwert sein Tod nicht Ruhm erkauft,
    Bis tausend Sonnenläufe sich erfüllen –
    Doch mir zu Preis und Ehre laß ihn sterben,
    Verwundet jedes Glied, und morgen schon! –
    Äneas
.
    Wir kennen uns einander gut.
    Diomedes
.
    Und wünschen auch im Bösen uns zu kennen.
    Paris
.
    Das ist so schmähend trotz’ger Feindesgruß,
    So edler Liebeshaß, als je geboten. –
    Warum so früh geschäftig, edler Fürst?
    Äneas
.
    Der König
    Hat mich verlangt, doch weiß ich nicht, warum.
    Paris
.
    Ich kann’s Euch melden. Diesen Griechen führt
    In Kalchas’ Haus: dort für Antenors Freiheit
    Sollt Ihr die schöne Cressida erstatten.
    Laßt uns zusammen gehn; sonst, wenn Ihr wollt,
    Eilt jetzt vor uns zu ihm. Ich glaube sicher –
    Vielmehr, mein Glaub’ ist ein bestimmtes Wissen –
    Dort weilt mein Bruder Troilus zu Nacht.
    Weckt ihn und meldet ihm, daß wir uns nahn,
    Und Kunde gebt, weshalb; ich fürchte sehr,
    Wir sind ihm nicht willkommen.
    Äneas
.
    Sicher nicht! –
    Eh’ wünscht erTroja hin nach Griechenland,
    Als Cressida aus Troja.
    Paris
.
    Wer kann’s ändern!
    Der Zeit gebiet’rische Notwendigkeit
    Verlangt es so: geht, Fürst, wir folgen Euch.
    Äneas
.
    Guten Morgen allerseits!
    Er geht ab.
    Paris
.
    Nun sagt mir, edler Diomed, sagt frei,
    Im echten Geist aufricht’ger Brüderschaft –
    Wer würd’ger sei der schönen Helena,
    Ich oder Menelaus?
    Diomedes
.
    Beide gleich! –
    Wert ist er, sie zu haben, der sie sucht,
    Für gar nichts achtend ihrer Ehre Fleck,
    Mit solcher Welt von Qual und Höllenpein; –
    Du wert, sie zu behalten, der sie schützt
    (Mit stumpfem Gaum nicht ihre Schande schmeckend),
    Mit solchem teuern Preis von Gut und Blut.
    Er, ein schwachmüt’ger Hahnrei, tränke willig
    Die Neig’ und Hefe abgestandnen Weins;
    Dich Lüderlichen freut’s, aus Hurenleib
    Dir deine künft’gen Erben zu erzeugen:
    Drum wiegt ihr gleich, wie man die Pfunde setze,
    Hat einer mehr Gewicht, ist’s um ’ne Metze.
    Paris
.
    Zu herbe seid Ihr Eurer Landsmännin.
    Diomedes
.
    Herb ist sie ihrem Lande. Hört mich,

Weitere Kostenlose Bücher