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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Paris:
    Für jeden Tropfen ihres schnöden Bluts
    Zahlt eines Griechen Leben; jeder Skrupel
    Des pesterfüllten, buhlerischen Leibes
    Erschlug ’nen Troer. Seit sie stammeln konnte,
    Sprach sie der guten Worte nicht so viel,
    Als griechisch Volk und troisch für sie fiel.
    Paris
.
    Freund Diomed, Ihr macht’s wie kluge Käufer
    Und schmäht das Gut, das Ihr zu markten wünscht; –
    Doch wir sind Euch voraus und schweigen still;
    Man rühmt nicht, was man nicht verkaufen will.
    Hier geht der Weg. –
    Sie gehn ab.
    ¶

Zweite Szene
    Garten.
    Troilus und Cressida.
    Troilus
.
    Mein Liebchen, müh’ dich nicht; die Luft ist kalt.
    Cressida
.
    Dann, Liebster, ruf ich mir den Ohm herab,
    Er soll das Tor aufschließen.
    Troilus
.
    Stör’ ihn nicht!
    Zu Bett, zu Bett! Schlaft süß, ihr holden Augen,
    Und linde Ruh’ umschmiege deine Sinnen
    Wie Kindern, aller Sorgen frei!
    Cressida
.
    Guten Morgen denn!
    Troilus
.
    Ich bitt’ dich, nun zu Bett! –
    Cressida
.
    So seid Ihr mein schon müde?
    Troilus
.
    O Cressida! Nur daß der rege Tag,
    Geweckt vom Lerchenton, aufscheucht die Krähe,
    Und Nacht nicht länger unsre Freuden birgt,
    Sonst schied’ ich nicht.
    Cressida
.
    Die Nacht war allzu kurz!
    Troilus
.
    Giftmischern weilt die widerwärt’ge Hexe,
    Wie Hölle scheußlich; doch der Liebe Kosen
    Flieht sie, mit Schwingen schneller als Gedanken. –
    Erkälten wirst du dich und auf mich zürnen.
    Cressida
.
    O blieb’ noch! Männer wollen niemals warten.
    Ich Törin! Hätt’ ich nein zu dir gesagt,
    Dann würd’st du wohl noch warten. Horch! Wer kommt?
    Pandarus
draußen.
    Was? Alle Türen offen?
    Troilus
.
    ’s ist dein Oheim.
    Pandarus kommt.
    Cressida
.
    Der Unerträgliche! Nun wird er spotten,
    Das wird ein Leiden sein –
    Pandarus
. Nun, wie geht’s? wie geht’s? Wie steht’s um die Jungfernschaft? Hört, Ihr, Jungfer: wo ist meine Nichte Cressida? –
    Cressida
.
    Fort, fort mit Euch, Ihr böser, spött’scher Ohm!
    Erst treibt Ihr mich dazu, dann höhnt Ihr mich!
    Pandarus
. Wozu? Wozu? Nun sage doch einmal, wozu? Wozu habe ich dich gebracht?
    Cressida
.
    Pfui, schlimmer Ohm! Ihr selbst tut nimmer gut,
    Noch leidet Ihr’s von andern.
    Pandarus
. Ha, ha, ha! Ach du armes Ding! Das liebe Närrchen! Hast du diese Nacht nicht geschlafen? Wollte er dich nicht schlafen lassen, der garstige Mann? Hol’ ihn der Popanz! –
    Es wird an die Tür geklopft.
    Cressida
.
    Sagt’ ich’s nicht? – Klopft doch lieber seinen Kopf!
    Wer pocht so? Geht doch, lieber Oheim, seht!
    Ihr, Liebster, kommt zurück in meine Kammer –
    Ihr lächelt spöttisch, als meint’ ich was Arges.
    Troilus
.
    Ha, ha!
    Cressida
.
    Ihr irrt Euch; nein, an so was denk’ ich nicht.
    Man klopft wieder.
    Wie stark man klopft! Ich bitt’ Euch, geht hinein;
    Halb Troja nähm’ ich nicht, wenn man Euch fände.
    Sie gehn.
    Pandarus
. Wer ist denn da? Was gibt’s? Wollt Ihr die Tür einschlagen? Was ist? Was gibt’s? –
    Äneas tritt auf.
    Äneas
. Guten Morgen, Herr, guten Morgen!
    Pandarus
. Wer ist’s? Fürst Äneas? Auf meine Ehre, ich kannte Euch nicht; was bringt Ihr so früh Neues?
    Äneas
. Ist nicht Prinz Troilus hier? –
    Pandarus
. Hier? Was sollte er wohl hier machen?
    Äneas
.
    Ei, er ist hier; verleugnet ihn nur nicht!
    Es liegt ihm viel daran, mit mir zu reden.
    Pandarus
. Er ist hier, sagt Ihr? Das ist mehr, als ich weiß, das schwöre ich Euch. Was mich betrifft, so kam ich spät heim. Was sollte er hier zu tun haben?
    Äneas
.
    Wer? Nun, wahrhaftig, –
    Geht, geht! Ihr tut ihm Schaden, eh’ Ihr’s denkt;
    Ihr wollt ihm treu sein und verratet ihn –
    Wißt immer nichts von ihm, nur holt ihn her!
    Geht! –
    Während Pandarus abgeht, kommt Troilus.
    Troilus
.
    Nun, was gibt es hier?
    Äneas
.
    Kaum bleibt mir Zeit, Euch zu begrüßen, Prinz,
    So drängt mich mein Geschäft. Ganz nah schon sind
    Eu’r Bruder Paris und Deiphobus,
    Der Grieche Diomed und, neu befreit,
    Unser Antenor; und für diesen soll’n wir
    Noch diese Stunde, vor dem Morgenopfer,
    In Diomedes’ Hand als Preis erstatten
    Das Fräulein Cressida.
    Troilus
.
    Ist das beschlossen?
    Äneas
.
    Von Priamus und Trojas ganzem Rat;
    Sie nahn und sind bereit, es zu vollziehn.
    Troilus
.
    Wie spottet mein nun der errungne Preis! –
    Ich geh’, sie zu empfahn, und Ihr, Äneas,
    Traft mich durch Zufall, fandet mich nicht hier.
    Äneas
.
    Recht wohl, mein Prinz! Naturgeheimnisse
    Sind nicht mit größrer Schweigsamkeit begabt. –
    Troilus und Äneas gehn

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