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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mir, und mein Gewinn
    Ist, daß ich weiß zu fluchen. Hol’ die Pest Euch
    Fürs Lehren Eurer Sprache!
    Prospero
.
    Fort, Hexenbrut!
    Schaff Holz her, und sei hurtig, rat’ ich dir,
    Um andres noch zu leisten! Zuckst du, Unhold?
    Wenn du versäumest oder ungern tust,
    Was ich befehle, foltr’ ich dich mit Gichtern,
    Füll’ dein Gebein mit Schmerzen, mach’ dich brüllen,
    Daß Bestien zittern vor dem Lärm.
    Caliban
.
    Nein, bitte!
    Beiseit.
    Ich muß gehorchen; seine Kunst bezwänge
    Wohl meiner Mutter Gott, den Setebos,
    Und macht’ ihn zum Vasallen.
    Prospero
.
    Fort denn, Sklav’!
    Caliban ab.
    Ariel kommt unsichtbar, spielend und singend. Ferdinand folgt ihm.
    Ariels Lied
    Ariel
.
    Kommt auf diesen gelben Strand!
    Fügt Hand in Hand!
    Wann ihr euch geküßt, verneigt
    (Die See nun schweigt):
    Hier und dort behende springt,
    Und den Chor, ihr Geister, singt!
    Horch! Horch!
    Zerstreute Stimmen
.
    Wau! Wau!
    Es bellt der Hund:
    Zerstreute Stimmen
.
    Wau! Wau!
    Horch! Horch!
    Der Hahn tut seine Wache kund,
    Er kräht: Kikiriki!
    Ferdinand
.
    Wo ist wohl die Musik? In der Luft? Auf Erden? –
    Sie spielt nicht mehr: – sie dienet einem Gott
    Der Insel sicherlich. Ich saß am Strand
    Und weint’ aufs neu’ den König, meinen Vater:
    Da schlich sie zu mir über die Gewässer
    Und lindert’ ihre Wut und meinen Schmerz
    Mit süßer Melodie; dann folgt’ ich ihr,
    Sie zog vielmehr mich nach. Nun ist sie fort;
    Da hebt sie wieder an.
    Ariel
singt.
    Fünf Faden tief liegt Vater dein:
    Sein Gebein wird zu Korallen;
    Perlen sind die Augen sein:
    Nichts an ihm, das soll verfallen,
    Das nicht wandelt Meereshut
    In ein reich und seltnes Gut.
    Nymphen läuten stündlich ihm,
    Da horch! ihr Glöcklein – Bim! Bim! Bim!
    Chor
.
    Bim! Bim! Bim!
    Ferdinand
.
    Das Liedlein spricht von meinem toten Vater.
    Dies ist kein sterblich Tun; der Ton gehört
    Der Erde nicht: jetzt hör’ ich droben ihn.
    Prospero
.
    Zieh’ deiner Augen Fransenvorhang auf
    Und sag, was siehst du dort?
    Miranda
.
    Was ist’s? Ein Geist?
    O Himmel, wie’s umherschaut! Glaubt mir, Vater,
    ’s ist herrlich von Gestalt; doch ist’s ein Geist.
    Prospero
.
    Nein, Kind, es ißt und trinkt, hat solche Sinne
    Wie wir ganz so. Der Knabe, den du siehst,
    War bei dem Schiffbruch, und entstellt’ ihn Gram,
    Der Schönheit Wurm, nicht, nenntest du mit Recht
    Ihn wohlgebildet. Er verlor die Freunde
    Und schweift umher nach ihnen.
    Miranda
.
    Nennen möcht’ ich
    Ein göttlich Ding ihn: nichts Natürliches
    Sah ich so edel je.
    Prospero
beiseit.
    Ich seh’, es geht
    Nach Herzenswunsch. Geist! lieber Geist! Dafür
    Wirst in zwei Tagen frei.
    Ferdinand
.
    Gewiß die Göttin,
    Der die Musik dient. – Gönnet meinem Wunsch
    Zu wissen, ob Ihr wohnt auf dieser Insel;
    Wollt Anleitung mir geben, wie ich hier
    Mich muß betragen; meiner Bitten erste,
    Zuletzt gesagt, ist diese: schönes Wunder,
    Seid Ihr ein Mädchen oder nicht?
    Miranda
.
    Kein Wunder,
    Doch sicherlich ein Mädchen.
    Ferdinand
.
    Meine Sprache! Himmel!
    Ich bin der Höchste derer, die sie reden,
    Wär’ ich, wo man sie spricht.
    Prospero
.
    Der Höchste? Wie?
    Was wärst du, hörte dich der König Napels?
    Ferdinand
.
    Ein Wesen, wie ich jetzo bin, erstaunt,
    Daß du von Napel redest. Er vernimmt mich;
    Ich weine, daß er’s tut; ich selbst bin Napel
    Und sah mit meinen Augen, ohne Ebbe
    Seitdem, den König, meinen Vater, sinken.
    Miranda
.
    O welch ein Jammer!
    Ferdinand
.
    Ja glaubt es mir, samt allen seinen Edlen,
    Der Herzog Mailands und sein guter Sohn
    Auch unter dieser Zahl.
    Prospero
.
    Der Herzog Mailands
    Und seine beßre Tochter könnten leicht
    Dich wider legen, wär’ es an der Zeit. –
    Beiseit.
    Beim ersten Anblick tauschten sie die Augen.
    Mein zarter Ariel, für diesen Dienst
    Entlass’ ich dich. – Ein Wort, mein Herr! Ich fürchte,
    Ihr habt Euch selbst zu nah getan: ein Wort!
    Miranda
.
    Was spricht mein Vater nur so rauh! Dies ist
    Der dritte Mann, den ich gesehn; der erste,
    Um den ich seufzte. Neig’ auf meine Seite
    Den Vater Mitleid doch!
    Ferdinand
.
    Oh, wenn ein Mädchen,
    Und Eure Neigung frei noch, mach’ ich Euch
    Zur Königin von Napel.
    Prospero
.
    Sanft, Herr ! Noch ein Wort! –
    Beiseit.
    Eins ist des andern ganz: den schnellen Handel
    Muß ich erschweren, daß nicht leichter Sieg
    Den Preis verringre. – Noch ein Wort! Ich sag’ dir,
    Begleite mich! Du maßest einen Namen
    Dir an, der dein nicht ist; und hast die Insel
    Betreten als Spion, mir,

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