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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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habe.
    Sekretär .
    Ihr scherzt.
    Egmont .
    Nein, nein! Schäme dich nicht. Du zeigst einen guten Geschmack. Sie ist hübsch; und es ist mir ganz recht, dass du auf dem Schlosse eine Freundin hast. Was sagen die Briefe?
    Sekretär .
    Mancherlei, und wenig Erfreuliches.
    Egmont .
    Da ist gut, dass wir die Freude zu Hause haben und sie nicht von auswärts zu erwarten brauchen. Ist viel gekommen?
    Sekretär .
    Genug, und drei Boten warten.
    Egmont .
    Sag’ an! Das Nötigste.
    Sekretär .
    Es ist alles nötig.
    Egmont .
    Eins nach dem andern, nur geschwind!
    Sekretär .
    Hauptmann Breda schickt die Relation, was weiter in Gent und der umliegenden Gegend vorgefallen. Der Tumult hat sich meistens gelegt. –
    Egmont .
    Er schreibt wohl noch von einzelnen Ungezogenheiten und Tollkühnheiten?
    Sekretär .
    Ja! Es kommt noch manches vor.
    Egmont .
    Verschone mich damit.
    Sekretär .
    Noch sechs sind eingezogen worden, die bei Verwich das Marienbild umgerissen haben. Er fragt an, ob er sie auch wie die andern soll hängen lassen?
    Egmont .
    Ich bin des Hängens müde. Man soll sie durchpeitschen, und sie mögen gehen.
    Sekretär .
    Es sind zwei Weiber dabei; soll er die auch durchpeitschen?
    Egmont .
    Die mag er verwarnen und laufen lassen.
    Sekretär .
    Brink, von Bredas Kompanie, will heiraten. Der Hauptmann hofft, Ihr werdet’s ihm abschlagen. Es sind so viele Weiber bei dem Haufen, schreibt er, dass, wenn wir ausziehen, es keinem Soldatenmarsch, sondern einem Zigeunergeschleppe ähnlich sehen wird.
    Egmont .
    Dem mag’s noch hingehen! Es ist ein schöner junger Kerl; er bat mich noch gar dringend, eh’ ich wegging. Aber nun soll’s keinem mehr gestattet sein, so leid mir’s tut, den armen Teufeln, die ohnedies geplagt genug sind, ihren besten Spaß zu versagen.
    Sekretär .
    Zwei von Euern Leuten, Seter und Hart, haben einem Mädel, einer Wirtstochter, übel mitgespielt. Sie kriegten sie allein, und die Dirne konnte sich ihrer nicht erwehren.
    Egmont .
    Wenn es ein ehrlich Mädchen ist, und sie haben Gewalt gebraucht, so soll er sie drei Tage hintereinander mit Ruten streichen lassen, und wenn sie etwas besitzen, soll er so viel davon einziehen, dass dem Mädchen eine Ausstattung gereicht werden kann.
    Sekretär .
    Einer von den fremden Lehrern ist heimlich durch Comines gegangen und entdeckt worden. Er schwört, er sei im Begriff, nach Frankreich zu gehen. Nach dem Befehl soll er enthauptet werden.
    Egmont .
    Sie sollen ihn in der Stille an die Grenze bringen und ihm versichern, dass er das zweite Mal nicht so wegkommt.
    Sekretär .
    Ein Brief von Euerm Einnehmer. Er schreibt: Es komme wenig Geld ein, er könne auf die Woche die verlangte Summe schwerlich schicken; der Tumult habe in alles die größte Konfusion gebracht.
    Egmont .
    Das Geld muss herbei! Er mag sehen, wie er es zusammenbringt.
    Sekretär .
    Er sagt, er werde sein möglichstes tun und wolle endlich den Raymond, der Euch so lange schuldig ist, verklagen und in Verhaft nehmen lassen.
    Egmont .
    Der hat ja versprochen zu bezahlen.
    Sekretär .
    Das letzte Mal setzte er sich selbst vierzehn Tage.
    Egmont .
    So gebe man ihm noch vierzehn Tage; und dann mag er gegen ihn verfahren.
    Sekretär .
    Ihr tut wohl: Es ist nicht Unvermögen; es ist böser Wille. Er macht gewiss Ernst, wenn er sieht, Ihr spaßt nicht. – Ferner sagt der Einnehmer, er wolle den alten Soldaten, den Witwen und einigen andern, denen Ihr Gnadengehalte gebt, die Gebühr einen halben Monat zurückhalten; man könne indessen Rat schaffen; sie möchten sich einrichten.
    Egmont .
    Was ist da einzurichten? Die Leute brauchen das Geld nötiger als ich. Das soll er bleiben lassen.
    Sekretär .
    Woher befehlt Ihr denn, dass er das Geld nehmen soll?
    Egmont .
    Darauf mag er denken; es ist ihm im vorigen Briefe schon gesagt.
    Sekretär .
    Deswegen tut er die Vorschläge.
    Egmont .
    Die taugen nicht! Er soll auf was anders sinnen. Er soll Vorschläge tun, die annehmlich sind, und vor allem soll er das Geld schaffen.
    Sekretär .
    Ich habe den Brief des Grafen Oliva wieder hieher gelegt. Verzeiht, dass ich Euch daran erinnere. Der alte Herr verdient vor allen andern eine ausführliche Antwort. Ihr wolltet ihm selbst schreiben. Gewiss, er liebt Euch wie ein Vater.
    Egmont .
    Ich komme nicht dazu. Und unter vielem Verhassten ist mir das Schreiben das Verhassteste. Du machst meine Hand ja so gut nach, schreib in meinem Namen. Ich erwarte Oranien. Ich komme nicht dazu und wünschte selbst, dass ihm auf

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