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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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dein geblieben.
    Mein Geld ist dein, so gut, als wär’ es dir verschrieben;
    Du hast ein gleiches Recht auf all mein Gut wie ich.
    Nimm, was du gerne magst, Sophie, nur liebe mich.
    (Er umarmt sie; sie schweigt.)
    Befiehl! Du findest mich zu allem gleich erbötig.
    Sophie (stolz, indem sie sich von ihm losreißt) .
    Respekt vor Ihrem Geld! Allein ich hab’s nicht nötig.
    Was ist das für ein Ton? Ich weiß nicht, fass’ ich’s recht?
    Ha! Sie verkennen mich!
    Alcest (pikiert) .
    O, Ihr ergebner Knecht
    Kennt Sie nur gar zu wohl, und weiß auch, was er fodert,
    Und sieht nicht ein, warum Ihr Zorn so heftig lodert.
    Wer sich so weit vergeht –
    Sophie (erstaunt) .
    Vergeht? Wie das?
    Alcest .
    Madam!
    Sophie (aufgebracht) .
    Was soll das heißen, Herr?
    Alcest .
    Verzeihn Sie meiner Scham:
    Ich liebe Sie zu sehr, um so was laut zu sagen.
    Sophie (mit Zorn) .
    Alcest!
    Alcest .
    Belieben Sie nur, den Papa zu fragen.
    Der sagte mir es –
    Sophie (mit einem Ausbruche von Heftigkeit) .
    Was? Ich will es wissen, was?
    Mein Herr, ich scherze nicht!
    Alcest .
    Er sagte, dass Sie das –
    Sophie (wie oben) .
    Nun! Das!
    Alcest .
    Eh nun! Dass Sie – Dass Sie das Geld genommen.
    Sophie (mit Wut und Tränen, indem sie sich wegwendet) .
    Er darf! O Gott! Ist es so weit mit ihm gekommen?
    Alcest (bittend) .
    Sophie!
    Sophie (weggewendet) .
    Sie sind nicht wert –
    Alcest (wie oben) .
    Sophie!
    Sophie .
    Mir vom Gesicht!
    Alcest .
    Verzeihn Sie!
    Sophie .
    Weg von mir! Nein, ich verzeih’ es nicht!
    Mein Vater scheut sich nicht, die Ehre mir zu rauben.
    Und von Sophien? Wie? Alcest, Sie konnten’s glauben?
    Ich hätt’ es nicht gesagt um alles Gut der Welt –
    Allein es muss heraus! – Mein Vater hat das Geld. (Eilig ab.)
Neunter Auftritt
    Alcest . Hernach Söller .
    Alcest .
    Nun wären wir gescheit! Das ist ein tolles Wesen!
    Der Teufel mag das Ding nun auseinander lesen!
    Zwei Menschen, beide gut und treu ihr Leben lang,
    Verklagen sich – mir wird um meine Sinne bang.
    Das ist das erste Mal, dass ich so was erfahre,
    Und kenne sie nun doch die schönen langen Jahre.
    Hier ist ein Fall, wo man beim Denken nichts gewinnt;
    Man wird nur tiefer dumm, je tiefer dass man sinnt.
    Sophie! Der alte Mann! Die sollten mich berauben?
    Wär’ Söller angeklagt, das ließ’ sich eher glauben!
    Fiel auf den Kauzen nur ein Fünkchen von Verdacht!
    Doch er war auf dem Ball die liebe lange Nacht.
    Söller (in gewöhnlicher Kleidung, mit einer Weinlaune) .
    Da sitzt der Teufelskerl und ruhet aus vom Schmausen;
    Könnt’ ich ihm nur an Hals, wie wollt’ ich ihn zerzausen!
    Alcest (für sich) .
    Da kommt er, wie bestellt!
    (Laut.)
    Wie steht’s, Herr Söller?
    Söller .
    Dumm!
    Es geht mir die Musik noch so im Kopf herum.
    (Er reibt die Stirn.)
    Er tut mir gräulich weh.
    Alcest .
    Sie waren auf dem Balle;
    Viel Damen da?
    Söller .
    Wie sonst! Die Maus läuft zu der Falle,
    Weil Speck dran ist.
    Alcest .
    Ging’s brav?
    Söller .
    Gar sehr!
    Alcest .
    Was tanzten Sie?
    Söller .
    Ich hab’ nur zugesehn.
    (Für sich.)
    Dem Tanz von heute früh.
    Alcest .
    Herr Söller nicht getanzt? Woher ist das gekommen?
    Söller .
    Ich hatte mir es doch recht ernstlich vorgenommen.
    Alcest .
    Und ging es nicht?
    Söller .
    Eh! Nein! Im Kopfe drückt’ es mich
    Gewaltig, und da war’s mir gar nicht tanzerlich.
    Alcest .
    Ei!
    Söller .
    Und das schlimmste war, ich konnte gar nicht wehren:
    Je mehr ich hört’ und sah, verging mir Sehn und Hören.
    Alcest .
    So arg? Das ist mir leid! Das Übel kommt geschwind.
    Söller .
    O nein, ich spür’ es schon, seitdem Sie bei uns sind,
    Und länger.
    Alcest .
    Sonderbar!
    Söller .
    Und ist nicht zu vertreiben.
    Alcest .
    Ei, lass’ Er sich den Kopf mit warmen Tüchern reiben.
    Vielleicht verzieht es sich.
    Söller (für sich) .
    Ich glaub’, er spottet noch!
    (Laut.)
    Ja, das geht nicht so leicht.
    Alcest .
    Am Ende gibt sich’s doch.
    Und es geschieht Ihm recht. Es wird noch besser kommen!
    Er hat die arme Frau nicht einmal mitgenommen,
    Wenn Er zum Balle ging. Herr, das ist gar nicht fein,
    Er lässt die junge Frau zur Winterzeit allein.
    Söller .
    Ach! Sie bleibt gern zu Haus und lässt ich immer schwärmen;
    Denn sie versteht die Kunst, sich ohne mich zu wärmen.
    Alcest .
    Das wäre doch kurios!
    Söller .
    O ja, wer’s Naschen liebt,
    Der merkt sich ohne Wink, wo’s was zum besten gibt.
    Alcest (pikiert) .
    Wie so verblümt?
    Söller .
    Es ist ganz deutlich, was ich meine.
    Exempli

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