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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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hat ein halbes Räuschchen.
    Söller .
    Was gibt’s? Was? Ist er toll? Nun sei auf deiner Hut,
    Das wär’ ein schön Emploi, des Sessels Substitut!
    Was für ein böser Geist mag doch den Alten treiben?
    Das beste wär’, ich ging’! Da ist nicht sicher bleiben,
    Wirt (ohne Söllern zu sehn) .
    Ich kann nicht mehr! O weh! Es schmerzt mich Rück’ und Arm!
    (Er wirft sich in den Sessel.)
    Ich schwitz’ am ganzen Leib.
    Söller (für sich) .
    Ja, ja, Motion macht warm.
    (Er zeigt sich dem Wirt.)
    Herr Vater!
    Wirt .
    Ah, Mosje! Er lebt die Nacht beim Sause,
    Ich quäle mich zu Tod, und Er läuft aus dem Hause?
    Da trägt der Fastnachtsnarr zum Tanz und Spiel sein Geld,
    Und lacht, wenn hier im Haus der Teufel Fastnacht hält!
    Söller .
    So aufgebracht?
    Wirt .
    O wart’, ich will mich nicht mehr quälen.
    Söller .
    Was gab’s?
    Wirt .
    Alcest, Sophie! Soll ich’s Ihm noch erzählen?
    Söller .
    Nein, nein.
    Wirt .
    Wärt Ihr geholt, so hätt’ ich endlich Ruh’,
    Und der verdammte Kerl mit seinem Brief dazu! (Ab.)
Sechster Auftritt
    Söller (mit Karikatur von Angst) .
    Was gab’s? Weh dir! Vielleicht in wenig Augenblicken –
    Gib deinen Schädel preis! Pariere nur deinen Rücken!
    Vielleicht ist’s ’raus! O weh! O, wie mir Armen graust,
    Es wird mir siedend heiß. So war’s dem Doktor Faust
    Nicht halb zu Mut! Nicht halb war’s so Richard dem Dritten!
    Höll’ da! Der Galgen da! Der Hahnrei in der Mitten!
    (Er läuft wie unsinnig herum, endlich besinnt er sich.)
    Ach, des gestohlnen Guts wird keiner jemals froh!
    Geh, Memme, Bösewicht! Warum erschrickst du so?
    Vielleicht ist’s nicht so schlimm. Ich will es schon erfahren.
    (Er erblickt Alcesten und läuft fort.)
    O weh! Er ist’s! Er ist’s! Er fasst mich bei den Haaren.
Siebenter Auftritt
    Alcest (angekleidet, mit Hut und Degen) .
    Solch einen schweren Streit empfand dies Herz noch nie.
    Das seltene Geschöpf, in dem die Phantasie
    Des zärtlichen Alcests das Bild der Tugend ehrte,
    Die ihn den höchsten Grad der süßten Liebe lehrte,
    Ihm Gottheit, Mädchen, Freund, in allem alles war –
    Jetzt so herabgesetzt! Es überläuft mich! Zwar
    Ist sie so ziemlich weg, die Hoheit der Ideen,
    Ich lass sie als ein Weib bei andern Weibern stehen;
    Allein so tief! So tief! Das treibt zur Raserei.
    Mein widerspenstig Herz steht ihr noch immer bei.
    Wie klein! Kannst du denn das nicht über dich vermögen?
    Ergreif das schöne Glück! Es kommt dir ja entgegen:
    Ein unvergleichlich Weib, das du begierig liebst,
    Braucht Geld. Geschwind, Alcest! Der Pfennig, den du gibst,
    Trägt seinen Taler. Nun hat sie sich’s selbst genommen –
    Schon gut! Sie mag mir noch einmal mit Tugend kommen!
    Geh, fass dir nur ein Herz, sag’ ihr mit kaltem Blut:
    „Bedürfen Sie vielleicht geringer Barschaft? Gut!
    Verschweigen Sie mir’s nicht! Nur ohne Furcht bedienen
    Sie sich des Meinigen. Was mein ist, ist auch Ihnen“ –
    Sie kommt! Auf einmal weg ist die erlogne Ruh’!
    Du glaubst, sie nahm das Geld, und traust ihr’s doch nicht zu.
Achter Auftritt
    Alcest . Sophie .
    Sophie .
    Was machen Sie, Alcest! Sie scheinen mich zu fliehen –
    Hat denn die Einsamkeit so viel, Sie anzuziehen?
    Alcest .
    Für diesmal weiß ich nicht, was mich besonders zog,
    Und ohne viel Räson gibt’s manchen Monolog.
    Sophie .
    Zwar der Verlust ist groß und kann Sie billig schmerzen.
    Alcest .
    Ach! Es bedeutet nichts und liegt mir nicht am Herzen.
    Wir haben’s ja; was ist denn nun das bisschen Geld!
    Wer weiß, ob es nicht gar in gute Hände fällt.
    Sophie .
    Ja, Ihre Gütigkeit lässt uns nicht drunter leiden.
    Alcest .
    Mit etwas Offenheit war alles zu vermeiden.
    Sophie .
    Wie soll ich das verstehn?
    Alcest (lächelnd) .
    Das?
    Sophie .
    Ja, wie passt das hier?
    Alcest .
    Sie kennen mich, Sophie, sei’n Sie vertraut mit mir!
    Das Geld ist einmal fort! Wo’s liegt, da mag es liegen!
    Hätt’ ich es eh’ gewusst, ich hätte stillgeschwiegen;
    Da sich die Sache so verhält –
    Sophie (erstaunt) .
    So wissen Sie?
    Alcest (mit Zärtlichkeit; er ergreift ihre Hand und küsst sie) .
    Ihr Vater! – Ja, ich weiß’s, geliebteste Sophie!
    Sophie (verwundert und beschämt) .
    Und Sie verzeihn?
    Alcest .
    Den Scherz, wer macht den zum Verbrechen?
    Sophie .
    Mich dünkt –
    Alcest .
    Erlaube mir, dass wir von Herzen sprechen.
    Du weißt es, dass Alcest noch immer für dich brennt.
    Das Glück entriss dich mir, und hat uns nicht getrennt:
    Dein Herz ist immer mein, meins immer

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