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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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dazu?
    Wirt .
    Eh! (Macht ihr pantomimisch das Stehlen vor.)
    Sophie .
    Ich versteh’ Sie nicht!
    Wirt .
    Wie unverschämt bist du!
    Jetzt, da du’s geben sollst, gedenkst du auszuweichen.
    Du hast’s ja erst bekannt. Pfui dir mit solchen Streichen!
    Sophie .
    Nein, das ist mir zu hoch! Jetzt klagen Sie mich an
    Und sagten nur vorhin, Sie hätten’s selbst getan!
    Wirt .
    Du Kröte! Ich’s getan! Ist das die schuld’ge Liebe,
    Die Ehrfurcht gegen mich? Du machst mich gar zum Diebe,
    Da du die Diebin bist!
    Sophie .
    Mein Vater!
    Wirt .
    Warst du nicht
    Heut früh im Zimmer?
    Sophie .
    Ja!
    Wirt .
    Und sagst mir ins Gesicht,
    Du hättest nicht das Geld?
    Sophie .
    Beweist das gleich?
    Wirt .
    Ja!
    Sophie .
    Waren
    Sie denn nicht auch heut früh –
    Wirt .
    Ich fass’ dich bei den Haaren,
    Wenn du nicht schweigst und gehst! (Sie geht weinend ab.)
    Du treibst den Spaß zu weit,
    Nichtswürd’ge! – Sie ist fort! Es war ihr hohe Zeit!
    Vielleicht bildt sie sich ein, mit Leugnen durchzukommen;
    Das Geld ist einmal fort, und gnug: Sie hat’s genommen!
Dritter Auftritt
    Alcest in Gedanken, im Morgenfrack. Der Wirt .
    Wirt (verlegen und bittend) .
    Ich bin recht sehr bestürzt, dass ich erfahren muss! –
    Ich sehe, gnäd’ger Herr! Sie sind noch voll Verdruss.
    Doch bitt’ ich, vor der Hand es gütigst zu verschweigen;
    Ich will das Meine tun. Ich hoff’, es wird sich zeigen.
    Erfährt man’s in der Stadt, so freun die Neider sich,
    Und ihre Bosheit schiebt wohl alle Schuld auf mich.
    Es kann kein Fremder sein! Ein Hausdieb hat’s genommen!
    Sei’n Sie nur nicht erzürnt, es wird schon wiederkommen.
    Wie hoch beläuft sich’s denn?
    Alcest .
    Ein hundert Taler!
    Wirt .
    Ei!
    Alcest .
    Doch hundert Taler –
    Wirt .
    Pest! Sind keine Kinderei!
    Alcest .
    Und dennoch wollt’ ich sie vergessen und entbehren,
    Wüsst’ ich, durch wen und wie sie weggekommen wären.
    Wirt .
    Ei, wär’ das Geld nur da, ich fragte gern nicht mehr,
    Ob’s Michel oder Hans, und wann und wie es wär’.
    Alcest (für sich) .
    Mein alter Diener! Nein! Der kann mich nicht berauben,
    Und in dem Zimmer war – Nein, nein, ich mag’s nicht glauben.
    Wirt .
    Sie brechen sich den Kopf? Es ist vergebne Müh’!
    Genug: Ich schaff’ das Geld.
    Alcest .
    Mein Geld?
    Wirt .
    Ja bitte Sie,
    Dass niemand nichts erfährt! Wir kennen uns so lange,
    Und gnug: Ich schaff’ Ihr Geld. Da sei’n Sie gar nicht bange!
    Alcest .
    Sie wissen also? –
    Wirt .
    Hm! Ich bring’s heraus, das Geld.
    Alcest .
    Ei, sagen Sie mir’s doch –
    Wirt .
    Nicht um die ganze Welt!
    Alcest .
    Wer nahm’s, ich bitte Sie!
    Wirt .
    Ich sag’, ich darf’s nicht sagen.
    Alcest .
    Doch jemand aus dem Haus?
    Wirt .
    Sie werden’s nicht erfragen.
    Alcest .
    Vielleicht die junge Magd?
    Wirt .
    Die gute Hanne! Nein!
    Alcest .
    Der Kellner hat’s doch nicht?
    Wirt .
    Der Kellner kann’s nicht sein.
    Alcest .
    Die Köchin ist gewandt –
    Wirt .
    Im Sieden und im Braten.
    Alcest .
    Der Küchenjunge Hans?
    Wirt .
    Es ist nun nicht zu raten!
    Alcest .
    Der Gärtner könnte wohl –
    Wirt .
    Nein, noch sind Sie nicht da!
    Alcest .
    Der Sohn des Gärtners?
    Wirt .
    Nein!
    Alcest .
    Vielleicht –
    Wirt (halb für sich) .
    Der Haushund? – Ja.
    Alcest (für sich) .
    Wart’ nur, du dummer Kerl, ich weiß dich schon zu kriegen!
    (Laut.)
    So hab’s denn, wer es will! Daran kann wenig liegen,
    Wenn’s wiederkommt! (Tut, als ging’ er weg.)
    Wirt .
    Jawohl!
    Alcest (als wenn ihm etwas einfiele) .
    Herr Wirt! Mein Tintenfass
    Ist leer, und dieser Brief verlangt express –
    Wirt .
    Ei was!
    Erst gestern kam er an, und heute schon zu schreiben –
    Es muss was Wichtigs sein.
    Alcest .
    Er darf nicht liegen bleiben.
    Wirt .
    Es ist ein großes Glück, wenn man korrespondiert.
    Alcest .
    Nicht eben allemal! Die Zeit, die man verliert,
    Ist mehr wert als der Spaß.
    Wirt .
    O das geht wie im Spiele:
    Da kommt ein einz’ger Brief und tröstet uns für viele.
    Verzeihn Sie, gnäd’ger Herr! Der gestrige enthält
    Viel Wichtigs? Dürft’ ich wohl –?
    Alcest .
    Nicht um die ganze Welt!
    Wirt .
    Nichts aus Amerika?
    Alcest .
    Ich sag’, ich darf’s nicht sagen.
    Wirt .
    Ist Friedrich wieder krank?
    Alcest .
    Sie werden’s nicht erfragen.
    Wirt .
    Aus Hessen, bleibt’s dabei? Gehn wieder Leute –
    Alcest .
    Nein!
    Wirt .
    Der Kaiser hat was vor?
    Alcest .
    Ja, das kann möglich sein.
    Wirt .
    In Norden ist’s nicht just!
    Alcest .
    Ich wollte nicht drauf

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