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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Herren, merkt’s euch wohl, es kommt zuletzt an Tag.
    Alcest .
    Es kommt wohl noch heraus, dass Er der Dieb ist. Raben
    Und Dohlen wollt’ ich eh’ in meinem Hause haben
    Als Ihn. Pfui! Schlechter Mensch!
    Söller .
    Ja, ja, ich bin wohl schlecht;
    Allein, ihr großen Herrn, ihr habt wohl immer recht!
    Ihr wollt mit unserm Gut nur nach Belieben schalten,
    Ihr haltet kein Gesetz – und andre sollen’s halten?
    Das ist sehr einerlei: Gelust nach Fleisch, nach Gold.
    Seid erst nicht hängenswert, wenn ihr uns hängen wollt.
    Alcest .
    Er untersteht sich noch –
    Söller .
    Ich darf mich unterstehen:
    Gewiss, es ist kein Spaß, gehörnt herumzugehen.
    In summa, nehmen Sie’s nur nicht so gar genau:
    Ich stahl dem Herrn Sein Geld und Er mir meine Frau.
    Alcest (drohend) .
    Was stahl ich?
    Söller .
    Nichts, mein Herr! Es war schon längst Ihr eigen,
    Noch eh’ ich’s mein geglaubt.
    Alcest .
    Soll –
    Söller .
    Da muss ich wohl schweigen.
    Alcest .
    An Galgen mit dem Dieb!
    Söller .
    Erinnern Sie sich nicht,
    Dass auch ein scharf Gesetz von andern Leuten spricht?
    Alcest .
    Herr Söller!
    Söller (macht das Zeichen des Köpfens) .
    Ja, man hilft euch Näschern auch vom Brode.
    Alcest .
    Ist Er ein Praktikus, und hält das Zeug für Mode?
    Gehangen wird Er noch, zum wenigsten gestäupt.
    Söller (zeigt auf die Stirn) .
    Gebrandmarkt bin ich schon.
Letzter Auftritt
    Vorige . Der Wirt . Sophie .
    Sophie (im Fond) .
    Mein harter Vater bleibt
    Auf dem verhassten Ton.
    Wirt (im Fond) .
    Das Mädchen will nicht weichen.
    Sophie .
    Da ist Alcest.
    Wirt (erblickt Alcesten) .
    Mein Herr, sie ist der Dieb!
    Sophie (auf der andern Seite) .
    Er ist der Dieb, mein Herr!
    Alcest (sieht sie beide lachend an, dann sagt er in einem Tone wie sie, auf Söllern deutend) .
    Er ist der Dieb!
    Söller (für sich) .
    Nun, Haut, nun halte fest!
    Sophie .
    Er?
    Wirt .
    Er?
    Alcest .
    Sie haben’s beide nicht; er hat’s!
    Wirt .
    Schlagt einen Nagel
    Ihm durch den Kopf, aufs Rad!
    Sophie .
    Du?
    Söller (für sich) .
    Wolkenbruch und Hagel!
    Wirt .
    Ich möchte dich –
    Alcest .
    Mein Herr! Ich bitte nur Geduld!
    Sophie war im Verdacht, doch nicht mit ihrer Schuld.
    Sie kam, besuchte mich. Der Schritt war wohl verwegen;
    Doch ihre Tugend darf’s –
    (Zu Söller.)
    Sie waren ja zugegen!
    (Sophie erstaunt.)
    Wir wussten nichts davon, vertraulich schwieg die Nacht,
    Die Tugend –
    Söller .
    Ja, sie hat mir ziemlich warm gemacht.
    Alcest (zum Wirt) .
    Doch Sie?
    Wirt .
    Aus Neugier war ich auch hinaufgekommen.
    Von dem verwünschten Brief war ich so eingenommen,
    Doch Ihnen, Herr Alcest, hätt’ ich’s nicht zugetraut!
    Den Herrn Gevatter hab’ ich noch nicht recht verdaut.
    Alcest .
    Verzeihn Sie diesen Scherz! Und Sie, Sophie, vergeben
    Mir auch gewiss?
    Sophie .
    Alcest!
    Alcest .
    Ich zweifl’ in meinem Leben
    An Ihrer Tugend nie. Verzeihn Sie jenen Schritt!
    So groß wie tugendhaft –
    Söller .
    Fast glaub ich’s selbster mit.
    Alcest (zu Sophien) .
    Und Sie verzeihen doch auch unserm Söller?
    Sophie (sie gibt ihm die Hand) .
    Gerne!
    Alcest (zum Wirt) .
    Allons denn!
    Wirt (gibt Söllern die Hand) .
    Stiehl nicht mehr!
    Söller .
    Die Länge bringt die Ferne!
    Alcest .
    Allein, was macht mein Geld?
    Söller .
    O, Herr, es war aus Not!
    Der Spieler peinigte mich Armen fast zu Tod.
    Ich wusste keinen Rat, ich stahl und zahlte Schulden –
    Hier ist das übrige, ich weiß nicht, wie viel Gulden.
    Alcest .
    Was fort ist, schenk’ ich Ihm.
    Söller .
    Für diesmal wär’s vorbei!
    Alcest .
    Allein ich hoff’, Er wird fein höflich, still und treu!
    Und untersteht Er sich, noch einmal anzufangen,
    So –
    (Er macht ihm das Zeichen des Hängens.)
    Söller .
    Diesmal blieben wir wohl alle ungehangen.
     
 * 

Johann Wolfgang Goethe
Götz
von
Berlichingen
    entstanden 1771-73,
uraufgeführt am 14.4.1774 in Berlin
    ———
    g  ö  t  z
    ———
 
 * 
 
    Personen
    Akt I.
    Akt II.
    Akt III.
    Akt IV.
    Akt V.
Personen
    Kaiser Maximilian
    Götz von Berlichingen
    Elisabeth, seine Frau
    Maria, seine Schwester
    Karl, sein Söhnchen
    Georg, sein Bube
    Bischof von Bamberg
    Weislingen (an des Bischofs Hof)
    Adelheid von Walldorf (an des Bischofs Hof)
    Liebetraut (an des Bischofs Hof)
    Abt von Fulda
    Olearius, beider Rechte Doktor
    Bruder Martin
    Hans von Selbitz
    Franz von Sickingen
    Lerse
    Franz, Weislingens Bube
    Kammerfräulein der Adelheid
    Metzler, Sievers, Link, Kohl, Wild, Anführer der rebellischen Bauern
    Hoffrauen,

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