Sämtliche Werke
einen Bengel hab, fürcht’ ich ihre Bratspieße nicht.
Sievers .
Dürften wir nur so einmal an die Fürsten, die uns die Haut über die Ohren ziehen.
(Herberge im Wald.)
Götz (vor der Tür unter der Linde.)
Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muss ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tag und Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bisschen Leben und Freiheit. Dafür, wenn ich Dich habe, Weislingen, will ich mir’s wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! Solang’s daran nicht mangelt und an frischem Mut, lach’ ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke. – Georg! – Schickt ihr nur Euern gefälligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, lasst mich anschwärzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn Dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. – Georg! Hört der Junge nicht? Georg! Georg!
Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen) .
Gestrenger Herr!
Götz .
Wo stickst Du? Hast Du geschlafen? Was zum Henker treibst Du für Mummerei? Komm her, Du siehst gut aus. Schäm Dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn Du ihn ausfülltest! Es ist Hansens Küraß?
Georg .
Er wollt’ ein wenig schlafen und schnallt’ ihn aus.
Götz .
Er ist bequemer als sein Herr.
Georg .
Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt’ ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog’s aus.
Götz .
Und hiebst um Dich herum? Da wird’s den Hecken und Dornen gut gegangen sein. Schläft Hans?
Georg .
Auf Euer Rufen sprang er auf, und schrie mir, dass Ihr rieft. Ich wollt’ den Harnisch ausschnallen, da hört’ ich Euch zwei-, dreimal.
Götz .
Geh! Bring’ ihm seinen Panzer wieder und sag’ ihm, er soll bereit sein, soll nach den Pferden sehen.
Georg .
Die hab’ ich recht ausgefüttert und wieder aufgezäumt. Ihr könnt aufsitzen, wann Ihr wollt.
Götz .
Bring mir einen Krug Wein, gib Hansen auch ein Glas, sag’ ihm, er soll nrunter sein, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick, meine Kundschafter sollen zurückkommen.
Georg .
Ach gestrenger Herr!
Götz .
Was hast Du?
Georg .
Darf ich nicht mit?
Götz .
Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und Fuhren wegnehmen.
Georg .
Ein andermal, das habt Ihr schon oft gesagt. O diesmal! Diesmal! Ich will nur hintendrein laufen, nur auf der Seite lauern. Ich will Euch die verschossenen Bolzen wieder holen.
Götz .
Das nächste Mal, Georg. Du sollst erst ein Wams haben, eine Blechhaube und einen Spieß.
Georg .
Nehmt mich mit. Wär’ ich letzt dabei gewesen, Ihr hättet die Armbrust nicht verloren.
Götz .
Weißt Du das?
Georg .
Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fußknechten hob sie auf; weg war sie! Gelt, ich weiß?
Götz .
Erzählen Dir das meine Knechte?
Georg .
Wohl. Dafür pfeif’ ich ihnen auch, wenn wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen, und lerne sie allerlei lustige Lieder.
Götz .
Da bist ein braver Junge.
Georg .
Nehmt mich mit, dass ich’s zeigen kann.
Götz .
Das nächste Mal, auf mein Wort. Unbewaffnet, wie Du bist, sollst Du nicht in Streit. Die künftigen Zeiten brauchen auch Männer. Ich sage Dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fürsten werden ihre Schätze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Kürass wieder, und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Mönch! Wo kommt der noch her?
Bruder Martin kommt.
Götz .
Ehrwürdiger Vater, guten Abend! Woher so spät? Mann der heiligen Ruhe, Ihr beschämt viel Ritter.
Martin .
Dank’ Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demütiger Bruder, wenn’s ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hör’ ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.
Götz .
Ihr seid müde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.
Martin .
Für mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.
Götz .
Ist das Euer Gelübde?
Martin .
Nein, gnädiger Herr, es ist nicht wider mein Gelübde Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelübde ist, so trinke ich keinen Wein.
Götz .
Wie versteht Ihr das?
Martin .
Wohl Euch, dass Ihr’s nicht versteht. Essen und Trinken, mein’ ich, ist des Menschen Leben.
Götz .
Wohl!
Martin .
Wenn Ihr gegessen und getrunken habt, seid Ihr wie neu geboren; seid stärker, mutiger, geschickter zu Euerm Geschäft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die
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