Sämtliche Werke
Dörfer und Schlösser verheeren? Wenn nun auf der andern Seite unsers teuren Kaisers Länder der Gewalt des Erbfeindes ausgesetzt sind, er von den Ständen Hilfe begehrt, und sie sich kaum ihres Lebens erwehren; ist’s nicht ein guter Geist, der ihnen einrät auf Mittel zu denken, Deutschland zu beruhigen, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben, und einen jeden , Großen und Kleinen, die Vorteile des Friedens genießen zu machen. Und uns verdenkst Du’s, Berlichingen, dass wir uns in ihren Schutz begeben, deren Hilfe uns nah ist, statt dass die entfernte Majestät sich selbst nicht beschützen kann.
Götz .
Ja! Ja! Ich versteh’! Weislingen, wären die Fürsten, wie Ihr sie schildert, wir hätten alle, was wir begehren. Ruh’ und Frieden! Ich glaub’s wohl! Den wünscht jeder Raubvogel, die Beute nach Bequemlichkeit zu verzehren. Wohlsein eines jeden! Dass sie sich nur darum graue Haare wachsen ließen! Und mit unserm Kaiser spielen sie auf eine unanständige Art. Er meint’s gut und möchte’ gern bessern. Da kommt denn alle Tage ein neuer Pfannenflicker und meint so und so. Und weil der Herr geschwind etwas begreift und nur reden darf, um tausend Hände in Bewegung zu setzen, so denkt er, es wär’ auch alles so geschwind und leicht ausgeführt. Nun ergehen Verordnungen über Verordnungen, und wird eine über die andere vergessen; und was den Fürsten in ihren Kram dient, da sind sie hinter her, und gloriieren von Ruh’ und Sicherheit des Reichs, bis sie die Kleinen unterm Fuß haben. Ich will darauf schwören, es dankt mancher in seinem Herzen Gott, dass der Türk dem Kaiser die Wage hält.
Weislingen .
Ihr seht’s von Eurer Seite.
Götz .
Das tut jeder. Es ist die Frage, auf welcher Licht und Recht ist, und Eure Gänge scheuen wenigstens den Tag.
Weislingen .
Ihr dürft reden, ich bin der Gefangne.
Götz .
Wenn Euer Gewissen rein ist, so seid Ihr frei. Aber wie war’s mit dem Landfrieden? Ich weiß noch, als ein Bub von sechzehn Jahren war ich mit dem Markgrafen auf dem Reichstag. Was die Fürsten da für weite Mäuler machten, und die Geistlichen am ärgsten. Euer Bischof lärmte dem Kaiser die Ohren voll, als wenn ihm wunder wie! Die Gerechtigkeit ans Herz gewachsen wäre; und jetzt wirft er mir selbst einen Buben nieder, zur Zeit da unsere Händel vertragen sind, ich an nichts Böses denke. Ist nicht alles zwischen uns geschlichtet? Was hat er mit dem Buben?
Weislingen .
Es geschah ohne sein Wissen.
Götz .
Warum gibt er ihn nicht wieder los?
Weislingen .
Er hat sich nicht aufgeführt, wie er sollte.
Götz .
Nicht wie er sollte? Bei meinem Eid, er hat getan, wie er sollte, so gewiss er mit eurer und des Bischofs Kundschaft gefangen ist. Meint Ihr, ich komm’ erst heut auf die Welt, dass ich nicht sehen soll, wo alles hinaus will?
Weislingen .
Ihr sied argwöhnisch und tut uns unrecht.
Götz .
Weislingen, soll ich von der Leber weg reden? Ich bin Euch ein Dorn in den Augen, so klein ich bin, und der Sickingen und Selbitz nicht weniger, weil wir fest entschlossen sind zu sterben eh’ als jemanden die Luft zu verdanken, außer Gott, und unsere Treu und Dienst zu leisten, als dem Kaiser. Da ziehen sie nun um mich herum, verschwärzen mich bei Ihro Majestät und ihren Freunden und meinen Nachbarn und spionieren nach Vorteil über mich. Aus dem Weg wollen sie mich haben, wie’s wäre. Darum nahmt Ihr meinen Buben gefangen, weil Ihr wusstet, ich hatt’ ihn auf Kundschaft ausgeschickt; und darum tat er nicht, was er sollte, weil er mich nicht an Euch verriet. Und Du, Weislingen, bist ihr Werkzeug!
Weislingen .
Berlichingen!
Götz .
Kein Wort mehr davon! Ich bin ein Feind von Explikationen. Man betrügt sich oder den andern, und meist beide.
Karl .
Zu Tisch, Vater.
Götz .
Fröhliche Botschaft! – Kommt, ich hoffe, meine Weibsleute sollen Euch munter machen. Ihr wart sonst ein Liebhaber, die Fräulein wussten von Euch zu erzählen. Kommt! (Ab.)
(Im bischöflichen Palast zu Bamberg. Der Speisesaal.)
Bischof von Bamberg. Abt von Fulda. Olearins. Liebetraut. Hofleute.
An Tafel. Der Nachtisch und die großen Pokale werden aufgetragen.
Bischof .
Studieren jetzt viel Deutsche von Adel zu Bologna?
Olearius .
Vom Adel- und Bürgerstand. Und ohne Ruhm zu melden, tragen sie das größte Lob davon. Man pflegt im Sprichwort auf der Akademie zu sagen: So fleißig wie ein Deutscher von Adel. Denn indem die Bürgerlichen einen rühmlichen Fleiß anwenden, durch Talente den Mangel
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