Sämtliche Werke
verschaffen; halten Sie sich auch wacker im Hades der Societät und flechten Sie Schilf und Rohr nur fein zum derben Stricke, damit es doch auch etwas zu kauen gebe.
Gruß und Heil.
Weimar am 13. Januar 1804.
G.
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935. An Goethe.
(Weimar, 14. Januar 1804.)
Daß Sie mit meinem Eingang in den Tell zufrieden sind, gereicht mir zu einem großen Trost, dessen ich unter der gegenwärtigen Stickluft besonders bedürftig war. Auf den Montag will ich Ihnen das Rütli senden, welches jetzt ins reine geschrieben wird; es läßt sich als ein Ganzes für sich lesen.
Ich bin ungeduldig verlangend, Sie wieder zu sehen, wann öffnen Sie Ihre Pforte wieder?
Heute regt sich nach vier Wochen wieder eine Lust bei mir nach der Komödie. In dieser ganzen Zeit habe ich keinen Trieb gespürt, besonders da meistens um meine eigene Haut gespielt wurde.
Madame de Staël will noch drei Wochen hier bleiben. Trotz aller Ungeduld der Franzosen wird sie fürchte ich doch an ihrem eigenen Leib die Erfahrung machen, daß wir Deutschen in Weimar auch ein veränderliches Volk sind, und daß man wissen muß zu rechter Zeit zu gehen.
Lassen Sie mich vor Schlafengehen noch ein Wort von sich hören.
Sch.
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936. An Schiller
(Weimar, 14. Januar 1804.)
Auf Ihre freundlichen Abendworte erwiedere ich folgendes: Ich wünsche recht herzlich Sie bald zu sehen, ob ich mich gleich sehr in acht nehmen muß. Eine Unterredung mit Hrn. Geh. Rath Voigt ist mir gestern gar nicht wohl bekommen. Ich fühle jetzt erst daß ich schwach bin.
An Ihrer Exposition habe ich mich recht gelabt und indessen davon gezehrt. Es ist recht gut daß Sie den Widerspruch gegen die zudringliche Nachbarin durch eine solche gleichzeitige That äußern, sonst müßte der Zustand auch ganz unerträglich sein.
Da ich jetzt krank und grämlich bin, so kommt es mir fast unmöglich vor jemals wider solche Discurse zu führen. Man begeht doch eigentlich eine Sünde wider den heiligen Geist, wenn man ihr auch nur im Mindesten nach dem Maule redt. Wäre sie bei Jean Paul in die Schule gegangen, so hielte sie sich nicht so lange in Weimar auf; sie mags auf ihre Gefahr nur noch drei Wochen probiren.
Ich bin die Zeit über immer beschäftigt gewesen und da ich nichts leisten konnte, habe ich manches gethan und gelernt; nur muß ich mit den Gegenständen wechseln und Pausen dazwischen machen.
Die angekommenen Hackertischen Landschaften haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz außerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabei erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.
Leben Sie recht wohl und wenn Sie morgen nach Hofe fahren, so kommen Sie einen Augenblick vorher zu mir; mein Wagen kann Sie abholen und so lange warten.
Das Rütli wird mir große Freude machen. Ich verlange sehr das was einzeln so gut eingeführt ist, nun im Ganzen beisammen zu sehen.
G.
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937. An Schiller.
(Weimar, 16. Januar 1804.)
Hier die neuen Zeitungen, mit Bitte sie sodann an Meyer zu schicken, besonders empfehle ich Nro. 13. Ist denn doch nichts Neues unter der Sonne! und hat nicht unsere vortreffliche Reisende mir heute früh, mit der größten Naivetät, versichert: daß sie meine Worte, wie sie solcher habhaft werden könne, sämmtlich werde drucken lassen. Diese Nachricht von Rousseau’s Briefen macht wirklich der gegenwärtigen Dame bei mir ein böses Spiel. Man sieht sich selbst und das frazenhafte französische Weiberbestreben im (diamantenen) (adamantinen) Spiegel. Die besten Wünsche für Ihr Wohl.
G.
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938. An Goethe.
(Weimar, 17. Januar 1804.)
Ein Uebel das ich nicht vernachlässigen darf und das mich besonders am Gehen hindert, hält mich seit gestern zu Hause und auf den Sopha gefesselt und ist Schuld daß ich das heutige Diner bei Madame de Staël, so wie auch das Concert auf den Abend versäumen muß. Leider gewinne ich dadurch nichts für mein Geschäft, denn der Kopf ist sehr eingenommen. Da meine Frau auch eines bösen Hustens wegen nicht ausgeht, so haben Sie wohl die Güte, falls es nöthig, uns bei Serenissimo , des Concerts wegen, zu entschuldigen.
Die Zeitungsblätter habe ich mit großem Antheil gelesen. Der Anfang den die theologische Exposition macht ist vortrefflich und hätte, wenn man auch die freieste Auswahl gehabt hätte, nicht wohl bedeutender ausfallen können. Die Recension des Sartorischen Werks ist sehr
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