Sämtliche Werke
Andacht zum Kreuze zu stehen, ja man ordnet es höher, vielleicht weil man es zuletzt gelesen hat und weil der Gegenstand so wie die Behandlung im höchsten Sinne liebenswürdig ist. Ja ich möchte sagen, wenn die Poesie ganz von der Welt verloren ginge, so könnte man sie aus diesem Stück wieder herstellen.
Fügen Sie nun zu diesen günstigen Aspecten irgend einen Act von Tell hinzu, so kann mich in der nächsten Zeit kein Uebel anwehen.
Ruhe zu Nacht und gute Stimmung bei Tage wünscht herzlich.
Weimar am 28. Januar 1804.
G.
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947. An Goethe.
(Weimar, 28. Jan. 1804.)
In meiner Abgeschiedenheit worin ich jetzt den ganzen Tag zubringe, ist mir so ein freundlicher Gruß zum Abend ein rechtes Labsal, und Sie werden mich ordentlich verwöhnen. Auf die zwei Nova bin ich sehr begierig. Der Gegenstand des Gemäldes scheint mir ganz excellent zu sein und dazu geeignet, ein Kunstwerk vom ersten Rang hervorzubringen, weil er zwei ganz entgegengesetzte Zustände sinnlich vereinigt.
Ich habe Ihnen nichts ähnlicher Art zu berichten. Neben meinem Pensum, das langsam fortrückt und wenigstens nicht stockt, habe ich die Memoires von einem tüchtigen Seemann gelesen, die mich im mittelländischen und indischen Meer herumgeführt haben, und in ihrer Art bedeutend genug sind. Schlafen Sie recht wohl; ich hoffe, Ihnen bald wieder etwas schicken zu können.
Sch.
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948. An Schiller.
Mit den besten Grüßen hierbei verschiedenes:
Erstlich drei Stück Allgemeine Zeitung, wovon besonders eines, wegen einer merkwürdigen Schulchrie, wichtig ist.
2. Einige Rollen, die noch im Macbeth zu besetzen sind, weßhalb ich auch die Austheilung überschicke.
3. Ihr schönes Berglied.
4. Ein, ich fürchte, abermals verunglückter Versuch ein griechisches Trauerspiel heranzurücken; besonders scheint mir der an den alten für uns vielleicht zu schweren Schritt des Trimeters ohne Vermittlung angeknüpfte gereimte Chor sehr unglücklich.
Mögen Sie mich heute Abend besuchen, so befehlen Sie dem Ueberbringer die Stunde des Wagens.
Weimar am 8. Februar 1804.
G.
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949. An Goethe.
(Weimar, 8. Februar. 1804.)
Für das überschickte danke ich allerschönstens. Mit den griechischen Dingen ist es eben eine mißliche Sache auf unserm Theater und, unbesehen des Werks, würde ich schon dagegen rathen. Hat man Ihnen nicht abseiten Wielands von einer Aufführung der Helena des Euripides gesprochen, wobei aber der Chor mit der Flöte soll begleitet werden. Ich habe schon vor fünf Wochen davon reden hören und vergessen Sie zu fragen.
Da ich mich heute in einer ganz guten Arbeitslaune befinde, so werde ich wohl einen langen Abend machen und zweifle ob ich werde ausgehen können. Leider muß ich den morgenden Tag heute zu anticipiren suchen, da ich bei Madame de Staël zu Mittag essen soll. Ihren Brief an meinen Schwager habe ich gestern expedirt und seinen Inhalt nachdrücklich empfohlen.
Sch.
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950. An Schiller.
Indem ich abermals Zeitungen übersende, frage ich an ob ich das Vergnügen haben kann Sie heute Abend bei mir zu sehen. Frau von Staël und Herr von Constant werden nach fünf Uhr kommen. Ich will ein Abendessen bereit halten wenn man Lust hat da zu bleiben; es wäre sehr schön wenn Sie von der Gesellschaft sein möchten.
Weimar am 16. Februar 1804.
G.
Befehlen Sie die Stunde des Wagens.
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951. An Goethe.
(Weimar, 16. Februar 1804.)
Ich bin nun dem Ziel meiner Arbeit nahe und muß mich vor allem, was mir die nöthige letzte Stimmung rauben oder verkümmern kann, sorgfältigst hüten, besonders aber vor allen französischen Freunden. Entschuldigen Sie mich also, mein theurer Freund, mit der evangelisch christlichen Liebe, die ich Ihnen in ähnlichen Fällen gleichermaßen bereit halten will.
Sch.
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952. An Goethe.
(Weimar, 19. Februar 1804.)
Hier übersende mein Werk, für das ich unter gegenwärtigen Umständen nichts weiter zu thun weiß. Wenn Sie es durchlesen, bitte ich es zurückzusenden, weil der Rollenschreiber darauf wartet.
Soll es gegen Ostern gegeben werden, so müssen wir suchen es acht Tage vorher zu Stande zu bringen, um noch von Zimmermanns Gegenwart und, in Rücksicht auf die Kasse, von dem actuellen Zustand in Jena zu profitiren, der sich nach Ostern verändern kann. Dann müßte aber wegen der anzuschaffenden Kleider und der erforderlichen Decorationen schleunige Resolution gefaßt werden, auch müßte man den Macbeth verschieben. Das Einstudiren der Rollen
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