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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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ein jeder im Augenblick:
    Ei pfui, ein indezentes Stück!
    Allein, wir suchen zu gefallen;
    Drum lügen wir und schmeicheln allen.
    Doktor .
    Sauer ist’s, so sein Brot erwerben!
    Marktschreier .
    Man sagt: es könne den Charakter verderben,
    Wenn man Verstellung als Handwerk treibt,
    In fremde Seelen spricht und schreibt,
    Und wenn man das sehr oft getan,
    Nehme man auch fremde Gemütsart an.
    Doch ach! wir scheinen oft zu scherzen
    Und haben viel Kummer unterm Herzen;
    Verschenken tausend Stück Pistolen
    Und haben nicht, die Schuh’ zu besohlen.
    Unsre Helden sind gewöhnlich schüchtern,
    Auch spielen wir unsre Trunkenen nüchtern.
    So macht man Schelm und Bösewicht
    Und hat davon keine Ader nicht.
    Doktor .
    Der Rollen muß man sich nicht schämen.
    Marktschreier .
    Warum will man’s uns übelnehmen?
    Tritt im gemeinen Lebenslauf
    Ein jeder doch behutsam auf,
    Weiß sich in Zeit und Ort zu schicken,
    Bald sich zu heben und bald zu drücken
    Und so sich manches zu erwerben,
    Indes wir andre fast Hunger sterben.
    Doktor .
    So habt Ihr also gute Leute?
    Marktschreier .
    Ihre Talente, die seht Ihr heute;
    Auch sind sie wegen guter Sitten
    An hohen Höfen wohlgelitten.
    Doktor .
    Es setzt doch wohl mitunter Zank?
    Marktschreier .
    Das geht noch ziemlich, Gott sei Dank!
    Sie können sich nicht immer leiden;
    Stark sind sie im Gesichterschneiden:
    Ich laß sie gelassen sich entzweien;
    Jeden Tag gibt’s neue Parteien.
    Man muß nicht die Geduld verlieren,
    Doch sind sie bös zu transportieren.
    Will jetzt zu meinem Geschäfte gehn.
    Doktor .
    Nun, alter Freund, auf Wiedersehn!
    Bedienter .
    Ein Kompliment vom gnäd’gen Fräulein:
    Sie hofft, Sie werden so gütig sein
    Und mit zu der Frau Amtmann gehen,
    Um all das Gaukelspiel zu sehen.
    Der zweite Vorhang geht auf, man sieht den ganzen Jahrmarkt. Im Grunde steht das Brettergerüste des Marktschreiers, links eine Laube vor der Tür des Amtmanns, darin ein Tisch und Stühle. Während der Symphonie geht alles, doch in solcher Ordnung durcheinander, daß sich die Personen gegen der Vorderseite begegnen und dann sich in den Grund verlieren, um den andern Platz zu machen.
    Tiroler .
    Kauft allerhand, kauft allerhand,
    Kauft lang’ und kurze War!
    Sechs Kreuzer ’s Stück, ist gar kein Geld,
    Wie’s einem in die Hände fällt.
    Kauft allerhand, kauft allerhand,
    Kauft lang’ und kurze War!
    Der Bauer streift mit den Besen an den Tiroler und wirft ihm seine Sachen herunter. Streit zwischen beiden, währenddessen Marmotte von den zerstreuten Sachen einsteckt.
    Bauer .
    Besen kauft, Besen kauft!
    Groß und klein,
    Schroff und rein,
    Braun und weiß,
    All aus frischem Birkenreis;
    Kehrt die Gasse, Stub und Steiß
    Besenreis, Besenreis!
    Der Gang des Jahrmarkts geht fort.
    Nürnberger .
    Liebe Kindlein,
    Kauft ein!
    Hier ein Hündlein,
    Hier ein Schwein;
    Trummel und Schlegel,
    Ein Reitpferd, ein Wägel,
    Kugeln und Kegel,
    Kistchen und Pfeifer,
    Kutschen und Läufer,
    Husar und Schweizer;
    Nur ein paar Kreuzer,
    Ist alles dein!
    Kindlein, kauft ein!
    Fräulein .
    Die Leute schreien wie besessen.
    Doktor .
    Es gilt ums Abendessen.
    Tirolerin .
    Kann ich mit meiner Ware dienen?
    Fräulein .
    Was führt Sie denn?
    Tirolerin .
    Gemalt neumodisch Band,
    Die leichtsten Palatinen
    Sind bei der Hand;
    Sehn Sie die allerliebsten Häubchen an,
    Die Fächer! was man sehen kann!
    Niedlich, scharmant!
    Der Doktor tut artig mit der Tirolerin während des Beschauens der Waren; wird zuletzt dringender.
    Tirolerin .
    Nicht immer gleich
    Ist ein galantes Mädchen,
    Ihr Herrn, für euch;
    Nimmt sich der gute Freund zuviel heraus.
    Gleich ist die Schneck in ihrem Haus,
    Und er macht so! –
    Sie wischt dem Doktor das Maul.
    Wagenschmiermann .
    Her! Her!
    Butterweiche Wagenschmer!
    Daß die Achsen nicht knirren
    Und die Räder nicht girren.
    Yah! Yah!
    Ich und mein Esel sind auch da.
    Gouvernante kommt mit dem Pfarrer durchs Gedränge; er hält sich bei dem Pfefferkuchenmädchen auf; die Gouvernante ist unzufrieden.
    Gouvernante .
    Dort steht der Doktor und mein Fräulen,
    Herr Pfarrer, lassen Sie uns eilen.
    Pfefferkuchenmädchen .
    Ha, ha, ha!
    Nehmt von den Pfefferkuchen da!
    Sind gewürzt, süß und gut;
    Frisches Blut,
    Guten Mut;
    Pfeffernüß! ha, ha, ha!
    Gouvernante .
    Geschwind, Herr Pfarrer, dann! –
    Sticht Sie das Mädchen an?
    Pfarrer .
    Wie Sie befehlen.
    Zigeunerhauptmann und sein Bursch.
    Zigeunerhauptmann .
    Lumpen und Quark
    Der ganze Mark!
    Zigeunerbursch .
    Die

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