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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Schwester!
    Sophie .
    Und unser Vater?
    Beaumarchais .
    Er segnet euch und mich, wenn ich euch rette.
    Buenco .
    Mein Herr, erlauben Sie einem Unbekannten, der den edlen braven Mann in Ihnen beim ersten Anblick erkennt, seinen innigsten Anteil an Tag zu legen, den er bei dieser ganzen Sache empfindet. Mein Herr! Sie machen diese ungeheure Reise, Ihre Schwester zu retten, zu rächen. Willkommen! Sein Sie willkommen wie ein Engel, ob Sie uns alle gleich beschämen!
    Beaumarchais .
    Ich hoffte, mein Herr, in Spanien solche Herzen zu finden, wie das Ihre ist; das hat mich angespornt, den Schritt zu tun. Nirgend, nirgend in der Welt mangelt es an teilnehmenden beistimmenden Seelen, wenn nur einer auftritt, dessen Umstände ihm völlige Freiheit lassen, all seiner Entschlossenheit zu folgen. Und o, meine Freunde, ich habe das hoffnungsvolle Gefühl: Überall gibt’s treffliche Menschen unter den Mächtigen und Großen, und das Ohr der Majestät ist selten taub; nur ist unsere Stimme meist zu schwach, bis dahinauf zu reichen.
    Sophie .
    Kommt, Schwester! Kommt! Legt Euch einen Augenblick nieder. Sie ist ganz außer sich. (Sie führen sie weg.)
    Marie .
    Mein Bruder!
    Beaumarchais .
    Will’s Gott, du bist unschuldig, und dann alle, alle Rache über den Verräter. (Marie, Sophie ab.) Mein Bruder! Meine Freunde! Ich seh’s an euren Blicken, dass ihr’s seid. Lasst mich zu mir selbst kommen. Und dann! Eine reine unparteiische Erzählung der ganzen Geschichte. Die soll meine Handlungen bestimmen. Das Gefühl einer guten Sache soll meinen Entschluss befestigen, und glaubt mir, wenn wir recht haben, werden wir Gerechtigkeit finden.
     
 * 
Zweiter Akt
    (Das Haus des Clavigo.)
    Clavigo .
    Wer die Franzosen sein mögen, die sich bei mir haben melden lassen? – Franzosen! Sonst war mir diese Nation willkommen! – Und warum nicht jetzt? Es ist wunderbar, ein Mensch, der sich über so vieles hinaussetzt, wird doch an einer Ecke mit Zwirnsfäden angebunden. – Weg! – Und wär’ ich Marien mehr schuldig als mir selbst? Und ist’s eine Pflicht, mich unglücklich zu machen, weil mich ein Mädchen liebt?
    Ein Bedienter.
    Bedienter .
    Die Fremden, mein Herr.
    Clavigo .
    Führe sie herein. Du sagtest doch ihrem Bedienten, dass ich sie zum Frühstück erwarte?
    Bedienter .
    Wie Sie befahlen.
    Clavigo .
    Ich bin gleich wieder hier. (Ab.)
    Beaumarchais . Saint George .
    (Der Bediente setzt ihnen Stühle und geht.)
    Beaumarchais .
    Es ist mir so leicht! So wohl! Mein Freund, dass ich endlich hier bin, dass ich ihn habe; er soll mir nicht entwischen. Sein Sie ruhig; wenigstens zeigen Sie ihm die gelassenste Außenseite. Meine Schwester! Meine Schwester! Wer glaubte, dass du so unschuldig als unglücklich bist? Es soll an den Tag kommen, du sollst auf das grimmigste gerächt werden. Und du, guter Gott, erhalte mir die Ruhe der Seele, die du mir in diesem Augenblick gewährest, dass ich mit aller Mäßigung in dem entsetzlichen Schmerz und so klug handle als möglich.
    Saint George .
    Ja, diese Klugheit, alles, mein Freund, was Sie jemals von Überlegung bewiesen haben, nehm’ ich in Anspruch. Sagen Sie mir’s zu, mein Bester, noch einmal, dass Sie bedenken, wo Sie sind. In einem fremden Königreiche, wo alle Ihre Beschützer, wo all Ihr Geld nicht imstande ist, Sie gegen die geheimen Maschinen nichtswürdiger Feinde zu sichern.
    Beaumarchais .
    Sein Sie ruhig. Spielen Sie Ihre Rolle gut, er soll nicht wissen, mit welchem von uns beiden er’s zu tun hat. Ich will ihn martern. O, ich bin gutes Humors genug, um den Kerl an einem langsamen Feuer zu braten.
    Clavigo kommt wieder.
    Clavigo .
    Meine Herren, es ist mir eine Freude, Männer von einer Nation bei mir zu sehen, die ich immer geschätzt habe.
    Beaumarchais .
    Mein Herr, ich wünsche, dass auch wir der Ehre würdig sein mögen, die Sie unsern Landsleuten anzutun belieben.
    Saint George .
    Das Vergnügen, Sie kennen zu lernen, hat bei uns die Bedenklichkeit überwunden, dass wir beschwerlich sein könnten.
    Clavigo .
    Personen, die der erste Anblick empfiehlt, sollten die Bescheidenheit nicht so weit treiben.
    Beaumarchais .
    Freilich kann Ihnen nicht fremd sein, von Unbekannten besucht zu werden, da Sie durch die Vortrefflichkeit Ihrer Schriften sich ebenso sehr in auswärtigen Reichen bekannt gemacht haben, als die ansehnlichen Ämter, die Ihro Majestät Ihnen anvertrauen, Sie in Ihrem Vaterlande distinguieren.
    Clavigo .
    Der König hat viel Gnade für meine geringen Dienste

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