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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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wonnegrunzelnd,
    Um als Sieger zu skalpieren
    Die verfallenen Vorhäute,
    Wahre spolia opima
    In dem wunderlichen Streite.
    Doch die Mönche hielten fest
    An dem väterlichen Glauben
    Und an ihrer Vorhaut, ließen
    Sich derselben nicht berauben.
    Nach dem Juden sprach aufs neue
    Der katholische Bekehrer;
    Wieder schimpft er, jedes Wort
    Ist ein Nachttopf, und kein leerer.
    Darauf repliziert der Rabbi
    Mit zurückgehaltnem Eifer;
    Wie sein Herz auch überkocht,
    Doch verschluckt er seinen Geifer.
    Er beruft sich auf die Mischna,
    Kommentare und Traktate;
    Bringt auch aus dem Tausves-Jontof
    Viel beweisende Zitate.
    Aber welche Blasphemie
    Mußt er von dem Mönche hören!
    Dieser sprach: der Tausves-Jontof
    Möge sich zum Teufel scheren.
    »Da hört alles auf, o Gott!«
    Kreischt der Rabbi jetzt entsetzlich;
    Und es reißt ihm die Geduld,
    Rappelköpfig wird er plötzlich.
    »Gilt nichts mehr der Tausves-Jontof,
    Was soll gelten? Zeter! Zeter!
    Räche, Herr, die Missetat,
    Strafe, Herr, den Übeltäter!
    Denn der Tausves-Jontof, Gott,
    Das bist du! Und an dem frechen
    Tausves-Jontof-Leugner mußt du
    Deines Namens Ehre rächen.
    Laß den Abgrund ihn verschlingen,
    Wie des Korah böse Rotte,
    Die sich wider dich empört
    Durch Emeute und Komplotte.
    Donnre deinen besten Donner!
    Strafe, o mein Gott, den Frevel –
    Hattest du doch zu Sodoma
    Und Gomorrha Pech und Schwefel!
    Treffe, Herr, die Kapuziner,
    Wie du Pharaon getroffen,
    Der uns nachgesetzt, als wir
    Wohlbepackt davongeloffen.
    Hunderttausend Ritter folgten
    Diesem König von Mizrayim,
    Stahlbepanzert, blanke Schwerter
    In den schrecklichen Jadayim.
    Gott! da hast du ausgestreckt
    Deine Jad, und samt dem Heere
    Ward ertränkt, wie junge Katzen,
    Pharao im Roten Meere.
    Treffe, Herr, die Kapuziner,
    Zeige den infamen Schuften,
    Daß die Blitze deines Zorns
    Nicht verrauchten und verpufften.
    Deines Sieges Ruhm und Preis
    Will ich singen dann und sagen,
    Und dabei, wie Mirjam tat,
    Tanzen und die Pauke schlagen.«
    In die Rede grimmig fiel
    Jetzt der Mönch dem Zornentflammten:
    »Mag dich selbst der Herr verderben,
    Dich Verfluchten und Verdammten!
    Trotzen kann ich deinen Teufeln,
    Deinem schmutz’gen Fliegengotte,
    Luzifer und Beelzebube,
    Belial und Astarothe.
    Trotzen kann ich deinen Geistern,
    Deinen dunkeln Höllenpossen,
    Denn in mir ist Jesus Christus,
    Habe seinen Leib genossen.
    Christus ist mein Leibgericht,
    Schmeckt viel besser als Leviathan
    Mit der weißen Knoblauchsauce,
    Die vielleicht gekocht der Satan.
    Ach! anstatt zu disputieren,
    Lieber möcht ich schmoren, braten
    Auf dem wärmsten Scheiterhaufen
    Dich und deine Kameraden.«
    Also tost in Schimpf und Ernst
    Das Turnei für Gott und Glauben,
    Doch die Kämpen ganz vergeblich
    Kreischen, schelten, wüten, schnauben.
    Schon zwölf Stunden währt der Kampf,
    Dem kein End’ ist abzuschauen;
    Müde wird das Publikum,
    Und es schwitzen stark die Frauen.
    Auch der Hof wird ungeduldig,
    Manche Zofe gähnt ein wenig.
    Zu der schönen Königin
    Wendet fragend sich der König:
    »Sagt mir, was ist Eure Meinung?
    Wer hat recht von diesen beiden?
    Wollt Ihr für den Rabbi Euch
    Oder für den Mönch entscheiden?«
    Doña Blanka schaut ihn an,
    Und wie sinnend ihre Hände
    Mit verschränkten Fingern drückt sie
    An die Stirn und spricht am Ende:
    »Welcher recht hat, weiß ich nicht –
    Doch es will mich schier bedünken,
    Daß der Rabbi und der Mönch,
    Daß sie alle beide stinken.«
Noten
1. Rhampsenit
    »Des Königs Rhampsenitus Reichtum an Geld, sagten die ägyptischen Priester, sei so groß gewesen, daß ihn keiner der nachmaligen Könige überbieten oder ihm nahekommen konnte. Da er nun seine Schätze in Sicherheit aufbewahren wollte, habe er ein steinernes Gemach erbaut, das mit einer seiner Wände an den äußern Flügel seines Hauses stieß. Der Werkmeister davon habe nun, aus bösen Absichten, folgendes angestellt. Einen der Steine habe er so eingerichtet, daß er sich von zwei Männern oder von einem leicht aus der Wand herausnehmen ließ. Und als dieses Gemach aufgeführt war, verwahrte der König seine Schätze darin. Nach Verlauf einiger Zeit berief nun der Baumeister, kurz vor seinem Lebensende, seine Söhne (deren er zwei hatte) und erzählte denselben, wie er für sie gesorgt, daß sie vollauf zu leben hätten, und den Kunstgriff, den er bei Erbauung des königlichen Schatzes angewendet habe; und nach genauer Beschreibung, wie der Stein herauszunehmen sei, gab er ihnen die Maße dazu,

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