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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Bereitschaft,
    Schwingen schon die Sprengelbesen
    Und die blanken Räucherfässer –
    Ihre Gegner unterdessen
    Wetzen die Beschneidungsmesser.
    Beide Rotten stehn schlagfertig
    Vor den Schranken in dem Saale,
    Und das Volk mit Ungeduld
    Harret drängend der Signale.
    Unterm güldnen Baldachin
    Und umrauscht vom Hofgesinde
    Sitzt der König und die Kön’gin;
    Diese gleichet einem Kinde.
    Ein französisch stumpfes Näschen,
    Schalkheit kichert in den Mienen,
    Doch bezaubernd sind des Mundes
    Immer lächelnde Rubinen.
    Schöne, flatterhafte Blume –
    Daß sich ihrer Gott erbarme –
    Von dem heitern Seineufer
    Wurde sie verpflanzt, die arme,
    Hierher in den steifen Boden
    Der hispanischen Grandezza;
    Weiland hieß sie Blanch’ de Bourbon,
    Doña Blanka heißt sie jetzo.
    Pedro wird genannt der König
    Mit dem Zusatz der Grausame;
    Aber heute, milden Sinnes,
    Ist er besser als sein Name.
    Unterhält sich gut gelaunt
    Mit des Hofes Edelleuten;
    Auch den Juden und den Mohren
    Sagt er viele Artigkeiten.
    Diese Ritter ohne Vorhaut
    Sind des Königs Lieblingsschranzen,
    Sie befehl’gen seine Heere,
    Sie verwalten die Finanzen.
    Aber plötzlich Paukenschläge,
    Und es melden die Trompeten,
    Daß begonnen hat der Maulkampf,
    Der Disput der zwei Athleten.
    Der Gardian der Franziskaner
    Bricht hervor mit frommem Grimme;
    Polternd roh und widrig greinend
    Ist abwechselnd seine Stimme.
    In des Vaters und des Sohnes
    Und des Heil’gen Geistes Namen
    Exorzieret er den Rabbi,
    Jakobs maledeiten Samen.
    Denn bei solchen Kontroversen
    Sind oft Teufelchen verborgen
    In dem Juden, die mit Scharfsinn,
    Witz und Gründen ihn versorgen.
    Nun die Teufel ausgetrieben
    Durch die Macht des Exorzismus,
    Kommt der Mönch auch zur Dogmatik,
    Kugelt ab den Katechismus.
    Er erzählt, daß in der Gottheit
    Drei Personen sind enthalten,
    Die jedoch zu einer einz’gen,
    Wenn es passend, sich gestalten –
    Ein Mysterium, das nur
    Von demjen’gen wird verstanden,
    Der entsprungen ist dem Kerker
    Der Vernunft und ihren Banden.
    Er erzählt: wie Gott der Herr
    Ward zu Bethlehem geboren
    Von der Jungfrau, welche niemals
    Ihre Jungferschaft verloren;
    Wie der Herr der Welt gelegen
    In der Krippe, und ein Kühlein
    Und ein Öchslein bei ihm stunden,
    Schier andächtig, zwei Rindviehlein.
    Er erzählte: wie der Herr
    Vor den Schergen des Herodes
    Nach Ägypten floh, und später
    Litt die herbe Pein des Todes
    Unter Pontio Pilato,
    Der das Urteil unterschrieben,
    Von den harten Pharisäern,
    Von den Juden angetrieben.
    Er erzählte: wie der Herr,
    Der entstiegen seinem Grabe
    Schon am dritten Tag, gen Himmel
    Seinen Flug genommen habe;
    Wie er aber, wenn es Zeit ist,
    Wiederkehren auf die Erde
    Und zu Josaphat die Toten
    Und Lebend’gen richten werde.
    »Zittert, Juden!« rief der Mönch,
    »Vor dem Gott, den ihr mit Hieben
    Und mit Dornen habt gemartert,
    Den ihr in den Tod getrieben.
    Seine Mörder, Volk der Rachsucht,
    Juden, das seid ihr gewesen –
    Immer meuchelt ihr den Heiland,
    Welcher kommt, euch zu erlösen.
    Judenvolk, du bist ein Aas,
    Worin hausen die Dämonen;
    Eure Leiber sind Kasernen
    Für des Teufels Legionen.
    Thomas von Aquino sagt es,
    Den man nennt den großen Ochsen
    Der Gelehrsamkeit, er ist
    Licht und Lust der Orthodoxen.
    Judenvolk, ihr seid Hyänen,
    Wölfe, Schakals, die in Gräbern
    Wühlen, um der Toten Leichnam’
    Blutfraßgierig aufzustöbern.
    Juden, Juden, ihr seid Säue,
    Paviane, Nashorntiere,
    Die man nennt Rhinozerosse,
    Krokodile und Vampire.
    Ihr seid Raben, Eulen, Uhus,
    Fledermäuse, Wiedehöpfe,
    Leichenhühner, Basilisken,
    Galgenvögel, Nachtgeschöpfe.
    Ihr seid Vipern und Blindschleichen,
    Klapperschlangen, gift’ge Kröten,
    Ottern, Nattern – Christus wird
    Eu’r verfluchtes Haupt zertreten.
    Oder wollt ihr, Maledeiten,
    Eure armen Seelen retten?
    Aus der Bosheit Synagoge
    Flüchtet nach den frommen Stätten,
    Nach der Liebe lichtem Dome,
    Wo im benedeiten Becken
    Euch der Quell der Gnade sprudelt –
    Drin sollt ihr die Köpfe stecken –
    Wascht dort ab den alten Adam
    Und die Laster, die ihn schwärzen;
    Des verjährten Grolles Schimmel,
    Wascht ihn ab von euren Herzen!
    Hört ihr nicht des Heilands Stimme?
    Euren neuen Namen rief er –
    Lauset euch an Christi Brust
    Von der Sünde Ungeziefer!
    Unser Gott, der ist die Liebe,
    Und er gleichet einem Lamme;
    Um zu sühnen unsre Schuld,
    Starb er an des Kreuzes Stamme.
    Unser Gott, der ist die Liebe,
    Jesus Christus ist sein Name;
    Seine

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