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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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sehr,
    Ich liebe sehr dieselben;
    Ich liebe sie ohne Unterschied,
    Die blauen und die gelben.
    Und die Musketiere lieb ich sehr,
    Ich liebe die Musketiere,
    Sowohl Rekrut als Veteran,
    Gemeine und Offiziere.
    Die Kavallerie und die Infanterie,
    Ich liebe sie alle, die Braven;
    Auch hab ich bei der Artillerie
    Gar manche Nacht geschlummert.
    Ich liebe den Deutschen, ich lieb den Franzos,
    Die Welschen und Niederländschen,
    Ich liebe den Schwed, den Böhm und Spanjol,
    Ich liebe in ihnen den Menschen.
    Gleichviel von welcher Heimat, gleichviel
    Von welchem Glaubensbund ist
    Der Mensch, er ist mir lieb und wert,
    Wenn nur der Mensch gesund ist.
    Das Vaterland und die Religion,
    Das sind nur Kleidungsstücke -
    Fort mit der Hülle! daß ich ans Herz
    Den nackten Menschen drücke.
    Ich bin ein Mensch und der Menschlichkeit
    Geb ich mich hin mit Freude;
    Und wer nicht gleich bezahlen kann,
    Für den hab ich die Kreide.
    Der grüne Kranz vor meinem Zelt,
    Der lacht im Licht der Sonne;
    Und heute schenk ich Malvasier
    Aus einer frischen Tonne.
    Das Hohelied
    Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
    Das Gott der Herr geschrieben
    Ins große Stammbuch der Natur,
    Als ihn der Geist getrieben.
    Ja, günstig war die Stunde ihm,
    Der Gott war hochbegeistert;
    Er hat den spröden, rebellischen Stoff
    Ganz künstlerisch bemeistert.
    Fürwahr, der Leib des Weibes ist
    Das Hohelied der Lieder;
    Gar wunderbare Strophen sind
    Die schlanken, weißen Glieder.
    O welche göttliche Idee
    Ist dieser Hals, der blanke,
    Worauf sich wiegt der kleine Kopf,
    Der lockige Hauptgedanke!
    Der Brüstchen Rosenknospen sind
    Epigrammatisch gefeilet;
    Unsäglich entzückend ist die Zäsur,
    Die streng den Busen teilet.
    Den plastischen Schöpfer offenbart
    Der Hüften Parallele;
    Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
    Ist auch eine schöne Stelle.
    Das ist kein abstraktes Begriffspoem!
    Das Lied hat Fleisch und Rippen,
    Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
    Mit schöngereimten Lippen.
    Hier atmet wahre Poesie!
    Anmut in jeder Wendung!
    Und auf der Stirne trägt das Lied
    Den Stempel der Vollendung.
    Lobsingen will ich dir, o Herr,
    Und dich im Staub anbeten!
    Wir sind nur Stümper gegen dich,
    Den himmlischen Poeten.
    Versenken will ich mich, o Herr,
    In deines Liedes Prächten;
    Ich widme seinem Studium
    Den Tag mitsamt den Nächten.
    Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
    Will keine Zeit verlieren;
    Die Beine werden mir so dünn –
    Das kommt vom vielen Studieren.
    Simplicissimus I.
    Der eine kann das Unglück nicht,
    Der andre nicht das Glück verdauen.
    Durch Männerhaß verdirbt der eine,
    Der andre durch die Gunst der Frauen.
    Als ich dich sah zum erstenmal,
    War fremd dir alles galante Gehöfel;
    Es deckten die plebejischen Hände
    Noch nicht Glacéhandschuhe von Rehfell.
    Das Röcklein, das du trugest, war grün
    Und zählte schon sehr viele Lenze;
    Die Ärmel zu kurz, zu lang die Schöße,
    Erinnernd an Bachstelzenschwänze.
    Du trugest ein Halstuch, das der Mama
    Als Serviette gedienet hatte;
    Noch wiegte sich nicht dein Kinn so vornehm
    In einer gestickten Atlaskrawatte.
    Die Stiefel sahen so ehrlich aus,
    Als habe Hans Sachs sie fabrizieret;
    Noch nicht mit gleißend französischem Firnis,
    Sie waren mit deutschem Tran geschmieret.
    Nach Bisam und Moschus rochest du nicht,
    Am Halse hing noch keine Lorgnette,
    Du hattest noch keine Weste von Sammet
    Und keine Frau und goldne Kette.
    Du trugest dich zu jener Zeit
    Ganz nach der allerneusten Mode
    Von Schwäbisch Hall – Und dennoch, damals
    War deines Lebens Glanzperiode.
    Du hattest Haare auf dem Kopf,
    Und unter den Haaren, groß und edel,
    Wuchsen Gedanken – aber jetzo
    Ist kahl und leer dein armer Schädel.
    Verschwunden ist auch der Lorbeerkranz,
    Der dir bedecken könnte die Glatze –
    Wer hat dich so gerauft? Wahrhaftig,
    Siehst aus wie eine geschorene Katze!
    Die goldnen Dukaten des Schwiegerpapas,
    Des Seidenhändlers, sind auch zerronnen –
    Der Alte klagt: bei der deutschen Dichtkunst
    Habe er keine Seide gesponnen.
    Ist das der Lebendige, der die Welt
    Mit all ihren Knödeln, Dampfnudeln und Würsten
    Verschlingen wollte, und in den Hades
    Verwies den Pückler-Muskau, den Fürsten?
    Ist das der irrende Ritter, der einst,
    Wie jener andre, der Manchaner,
    Absagebriefe schrieb an Tyrannen,
    Im Stile der kecksten Tertianer?
    Ist das der Generalissimus
    Der deutschen Freiheit, der Gonfaloniere
    Der Emanzipation, der hoch zu Rosse
    Einherritt vor seinem Freischarenheere?
    Der Schimmel,

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