Sämtliche Werke
in den Büchern
Die von bärtgen Hexenmeistern
Aus Byzanz und aus Egypten
Uns gebracht und hübsch verdollmetscht –
Buch der Schönheit heißt das Eine,
Buch der Wahrheit heißt das andre.
Beide aber hat Gott selber
Abgefaßt in zwey verschiednen
Himmelsprachen und er schrieb sie
Wie wir glauben, eigenhändig
Durch die kleine Zitternadel
Die des Semans Wünschelruthe
Fand derselbe damals auch
Einen Weg nach India,
Nach der langgesuchten Heimath
Der Gewürze, wo sie sprießen
Schier in liederlicher Fülle
Manchmal gar am Boden ranken
Die phantastischen Gewächse
Kräuter, Blumen, Stauden, Bäume,
Die des Pflanzenreiches Adel
Oder Kronjuvelen sind,
Jene seltnen Spezereyen,
Mit geheimnißvollen Kräften,
Die den Menschen oft genesen
Oefter auch erkranken machen –
Jenachdem sie mischt die Hand
Eines klugen Apothekers
Oder eines dummen Ungars
Aus dem … Banath
Als sich nun die Gartenpforte
Indias erschloß – balsamisch
Wogend jetzt ein Meer von Weihrauch
Eine Sündfluth von wollustig
Ungeheuerlichen Düften,
Sinnberauschend, sinnbetäubend
Strömte plötzlich in das Herz
In das Herz der alten Welt.
Wie gepeitscht von Feuerbränden
Flammenruthen, in der Menschen
Adern raste jetzt das Blut,
Lechzend nach Genuß und Gold –
Doch das Gold allein blieb Losung,
Denn durch Gold, den gelben Kuppler
Kann sich jeder leicht verschaffen
Alle irdischen Genüsse.
Gold war jetzt das erste Wort
Das der Spanier sprach, beim Eintritt
In des Indianers Hütte –
Erst nachher frug er nach Wasser.
Mexiko und Peru sahen
Dieses Golddursts Orgia,
Cortez und Pizarro wälzten
Goldbesoffen sich im Golde
Bey dem Tempelsturm von Quito
Lopez Vacca stahl die Sonne,
Die zwölf Zentner Goldes wog;
Doch dieselbe Nacht verlor er
Sie im Würfelspiele wieder,
Und im Volke blieb das Sprichwort:
Das ist Lopez, der die Sonne
Hat verspielt vor Sonnenaufgang.
Hei! das waren große Spieler,
Große Diebe, Meuchelmörder,
(Ganz vollkommen ist kein Mensch.)
Doch sie thaten Wunderthaten,
In der Zeit des Wunderglaubens
Thaten auch die Menschen Wunder;
Wer Unmögliches geglaubt,
Konnt’ Unmögliches verrichten.
Nur der Thor war damals Zweifler,
Die verständ’gen Leute glaubten;
Vor den Tageswundern beugte
Gläubig tief sein Haupt der Weise.
Seltsam! Aus des Wunderglaubens
Wunderzeit klingt mir im Sinne
Heut beständig die Geschichte
Von Don Juan Ponce de Leon
Der in fabelhafter Irrfahrt
Jahrelang in allen Meeren
Aufgesucht die theure Insel
Seiner Sehnsucht: Bimini!
Bimini bey deines Namens
Holdem Laut in meiner Brust
Bebt das Herz und die verstorbnen
Jugendträume sie erwachen –
Welke Kränze auf den Häuptern
Schauen sie mich an wehmüthig –
Ihr seyd todt und ich bin todt –
Ward vergiftet – böses Fieber!
Und ich schaudre wild zusammen
Und ich schüttle mich vor Zorn
Also heftig daß die Näthe
Meiner Narrenjacke platzen –
Doch am Ende muß ich lachen,
Denn mich dünket Papageyen
Kreischten drollig und zugleich
Melancholisch: Bimini!
Muse, edle Nekromantin,
Durch die Hexerey der Dichtkunst,
Schaffe mir ein Zauberschiff
Das mich bringt nach Bimini
Dichterwünschen folgt Erfüllung
Und vom Werfte des Gedankens
Wird zu mir herabbuxirt
Pfeilschnell das begehrte Schiff.
I.
Männer wie Columbus, Cortes,
Und Pizarro und Bilbao,
Habt Ihr in der Schul’ auswendig
Schon gelernt. Ihr kennt sie gut.
Wenig oder gar nicht kennt Ihr
Ihren Zeit- und Zunftgenossen
Jenen Wasserabentheurer
Namens Juan Ponce de Leon
Welcher Florida entdeckte
Aber jahrelang vergebens
Aufgesucht die Wunderinsel
Seiner Sehnsucht, Bimini.
Bimini! bey deines Namens
Holdem Klag, in meiner Brust
Pochen die scheintodten Wünsche
Die dort eingesargt zu frühe –
Auch entschlafne Jugendträume
Schlagen die bestäubten Wimpern
Wieder auf und schaun mich an
Fast befremdet, fast mitleidig –
Während aus der Wahnsinntiefe
Der Erinnerung herauftönt
Wie ein Jauchzen und ein Schluchsen
Von todtwunden Nachtigallen, –
Und dazwischen klingen Flöten
Und Schallmeyen, Tanzmusik,
Nachhall längstverschollner Lenze,
Melancholisch überlustig.
Bimini – mich selbst erfaßt
Tolles Sehnen und ich schüttle
Mich so stürmisch, daß die Näthe
Meiner Narrenjacke platzen.
Hilf mir Muse, kluge Bergfee
Des Parnasses, Gottestochter,
Steh mir bey jetzt und bewähre
Die Magie der edlen Dichtkunst –
Zeige daß du hexen kannst
Und verwandle fluxs mein Lied
In ein
Weitere Kostenlose Bücher