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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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in den Büchern
    Die von bärtgen Hexenmeistern
    Aus Byzanz und aus Egypten
    Uns gebracht und hübsch verdollmetscht –
    Buch der Schönheit heißt das Eine,
    Buch der Wahrheit heißt das andre.
    Beide aber hat Gott selber
    Abgefaßt in zwey verschiednen
    Himmelsprachen und er schrieb sie
    Wie wir glauben, eigenhändig
    Durch die kleine Zitternadel
    Die des Semans Wünschelruthe
    Fand derselbe damals auch
    Einen Weg nach India,
    Nach der langgesuchten Heimath
    Der Gewürze, wo sie sprießen
    Schier in liederlicher Fülle
    Manchmal gar am Boden ranken
    Die phantastischen Gewächse
    Kräuter, Blumen, Stauden, Bäume,
    Die des Pflanzenreiches Adel
    Oder Kronjuvelen sind,
    Jene seltnen Spezereyen,
    Mit geheimnißvollen Kräften,
    Die den Menschen oft genesen
    Oefter auch erkranken machen –
    Jenachdem sie mischt die Hand
    Eines klugen Apothekers
    Oder eines dummen Ungars
    Aus dem … Banath
    Als sich nun die Gartenpforte
    Indias erschloß – balsamisch
    Wogend jetzt ein Meer von Weihrauch
    Eine Sündfluth von wollustig
    Ungeheuerlichen Düften,
    Sinnberauschend, sinnbetäubend
    Strömte plötzlich in das Herz
    In das Herz der alten Welt.
    Wie gepeitscht von Feuerbränden
    Flammenruthen, in der Menschen
    Adern raste jetzt das Blut,
    Lechzend nach Genuß und Gold –
    Doch das Gold allein blieb Losung,
    Denn durch Gold, den gelben Kuppler
    Kann sich jeder leicht verschaffen
    Alle irdischen Genüsse.
    Gold war jetzt das erste Wort
    Das der Spanier sprach, beim Eintritt
    In des Indianers Hütte –
    Erst nachher frug er nach Wasser.
    Mexiko und Peru sahen
    Dieses Golddursts Orgia,
    Cortez und Pizarro wälzten
    Goldbesoffen sich im Golde
    Bey dem Tempelsturm von Quito
    Lopez Vacca stahl die Sonne,
    Die zwölf Zentner Goldes wog;
    Doch dieselbe Nacht verlor er
    Sie im Würfelspiele wieder,
    Und im Volke blieb das Sprichwort:
    Das ist Lopez, der die Sonne
    Hat verspielt vor Sonnenaufgang.
    Hei! das waren große Spieler,
    Große Diebe, Meuchelmörder,
    (Ganz vollkommen ist kein Mensch.)
    Doch sie thaten Wunderthaten,
    In der Zeit des Wunderglaubens
    Thaten auch die Menschen Wunder;
    Wer Unmögliches geglaubt,
    Konnt’ Unmögliches verrichten.
    Nur der Thor war damals Zweifler,
    Die verständ’gen Leute glaubten;
    Vor den Tageswundern beugte
    Gläubig tief sein Haupt der Weise.
    Seltsam! Aus des Wunderglaubens
    Wunderzeit klingt mir im Sinne
    Heut beständig die Geschichte
    Von Don Juan Ponce de Leon
    Der in fabelhafter Irrfahrt
    Jahrelang in allen Meeren
    Aufgesucht die theure Insel
    Seiner Sehnsucht: Bimini!
    Bimini bey deines Namens
    Holdem Laut in meiner Brust
    Bebt das Herz und die verstorbnen
    Jugendträume sie erwachen –
    Welke Kränze auf den Häuptern
    Schauen sie mich an wehmüthig –
    Ihr seyd todt und ich bin todt –
    Ward vergiftet – böses Fieber!
    Und ich schaudre wild zusammen
    Und ich schüttle mich vor Zorn
    Also heftig daß die Näthe
    Meiner Narrenjacke platzen –
    Doch am Ende muß ich lachen,
    Denn mich dünket Papageyen
    Kreischten drollig und zugleich
    Melancholisch: Bimini!
    Muse, edle Nekromantin,
    Durch die Hexerey der Dichtkunst,
    Schaffe mir ein Zauberschiff
    Das mich bringt nach Bimini
    Dichterwünschen folgt Erfüllung
    Und vom Werfte des Gedankens
    Wird zu mir herabbuxirt
    Pfeilschnell das begehrte Schiff.
I.
    Männer wie Columbus, Cortes,
    Und Pizarro und Bilbao,
    Habt Ihr in der Schul’ auswendig
    Schon gelernt. Ihr kennt sie gut.
    Wenig oder gar nicht kennt Ihr
    Ihren Zeit- und Zunftgenossen
    Jenen Wasserabentheurer
    Namens Juan Ponce de Leon
    Welcher Florida entdeckte
    Aber jahrelang vergebens
    Aufgesucht die Wunderinsel
    Seiner Sehnsucht, Bimini.
    Bimini! bey deines Namens
    Holdem Klag, in meiner Brust
    Pochen die scheintodten Wünsche
    Die dort eingesargt zu frühe –
    Auch entschlafne Jugendträume
    Schlagen die bestäubten Wimpern
    Wieder auf und schaun mich an
    Fast befremdet, fast mitleidig –
    Während aus der Wahnsinntiefe
    Der Erinnerung herauftönt
    Wie ein Jauchzen und ein Schluchsen
    Von todtwunden Nachtigallen, –
    Und dazwischen klingen Flöten
    Und Schallmeyen, Tanzmusik,
    Nachhall längstverschollner Lenze,
    Melancholisch überlustig.
    Bimini – mich selbst erfaßt
    Tolles Sehnen und ich schüttle
    Mich so stürmisch, daß die Näthe
    Meiner Narrenjacke platzen.
    Hilf mir Muse, kluge Bergfee
    Des Parnasses, Gottestochter,
    Steh mir bey jetzt und bewähre
    Die Magie der edlen Dichtkunst –
    Zeige daß du hexen kannst
    Und verwandle fluxs mein Lied
    In ein

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