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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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für den Kaiser streiten.
    Die Burschenschaftler allesamt
    Aus meinen Jünglingsjahren,
    Die für den Kaiser sich entflammt,
    Wenn sie betrunken waren.
    Ich sah das sündenergraute Geschlecht
    Der Diplomaten und Pfaffen,
    Die alten Knappen vom römischen Recht,
    Am Einheitstempel schaffen –
    Derweil der Michel geduldig und gut
    Begann zu schlafen und schnarchen,
    Und wieder erwachte unter der Hut
    Von vierunddreißig Monarchen.
    Festgedicht
    Beeren-Meyer, Meyer-Beer!
    Welch ein Lärm, was ist der Mär?
    Willst du wirklich jetzt gebären
    Und den Heiland uns bescheren,
    Der verheißen, der versprochen?
    Kommst du wirklich in die Wochen?
    Das ersehnte Meisterstück
    Dreizehnjähriger Kolik,
    Kommt das Schmerzenskind am End,
    Das man »Jan von Leyden« nennt?
    Nein, es ist nicht mehr Erfindung
    Der Journale - die Entbindung
    Ist vollbracht, sie ist geschehen!
    Überstanden sind die Wehen;
    Der verehrte Wöchner liegt
    Mit verklärtem Angesicht
    In dem angstbetränten Bette!
    Eine warme Serviette
    Legt ihm Gouin auf den Bauch,
    Welcher schlaff wie’n leerer Schlauch.
    Doch die Kindbettzimmerstille
    Unterbricht ein laut Gebrülle
    Plötzlich - es erschmettern hell
    Die Posaunen, Israel
    Ruft mit tausend Stimmen: »Heil!«
    (Unbezahlt zum größten Teil)
    »Heil dem Meister, der uns teuer,
    Heil dem großen Beeren-Meyer,
    Heil dem großen Meyer-Beer!
    Der, nach Nöten lang und schwer,
    Der nach langen, schweren Nöten
    Uns geboren den Propheten!«
    Aus dem Jubilantenchor
    Tritt ein junger Mann hervor,
    Der gebürtig ist aus Preußen
    Und Herr Brandus ist geheißen.
    Sehr bescheiden ist die Miene
    (Ob ihn gleich ein Beduine,
    Ein berühmter Rattenfänger,
    Sein Musikverlagsvorgänger,
    Eingeschult in jeden Rummel),
    Er ergreifet eine Trummel,
    Paukt drauf los im Siegesrausche,
    Wie einst Mirjam tat, als Mausche
    Eine große Schlacht gewann,
    Und er hebt zu singen an:
    »Genialer Künstlerschweiß
    Hat bedächtig, tropfenweis,
    Im Behälter sich gesammelt,
    Der mit Plauken fest verrammelt.
    Nun die Schleusen aufgezogen,
    Bricht hervor in stolzen Wogen
    Das Gewässer - Gottes Wunder!
    ’s ist ein großer Strom jetzunder,
    Ja, ein Strom des ersten Ranges,
    Wie der Euphrat, wie der Ganges,
    Wo an palmigen Gestaden
    Elefantenkälber baden,
    Wie der Rheinstrom bei Schaffhausen,
    Wo Kaskaden schäumen, brausen
    Und Berliner Studiosen
    Gaffend stehn mit feuchten Hosen,
    Wie die Weichsel, wo da hausen
    Edle Polen, die sich lausen,
    Singend ihre Heldenleiden
    Bei des Ufers Trauerweiden;
    Ja, er ist fast wie ein Meer,
    Wie das Rote, wo das Heer
    Pharaonis mußt ersaufen,
    Während wir hindurchgelaufen
    Trocknen Fußes mit der Beute -
    Welche Tiefe, welche Breite!
    Hier auf diesem Erdenglobus
    Gibts kein beßres Wasser-Opus!
    Es ist hochsublim poetisch,
    Urtitanisch majestätisch,
    Groß wie Gott und die Natur -
    Und ich hab die Partitur!
«
    Diesseits und jenseits des Rheins
    Sanftes Rasen, wildes Kosen,
    Tändeln mit den glühnden Rosen,
    Holde Lüge, süßer Dunst,
    Die Veredlung roher Brunst,
    Kurz, der Liebe heitre Kunst –
    Da seid Meister ihr, Franzosen!
    Aber wir verstehn uns baß,
    Wir Germanen, auf den Haß.
    Aus Gemütes Tiefen quillt er,
    Deutscher Haß! Doch riesig schwillt er,
    Und mit seinem Gifte füllt er
    Schier das Heidelberger Faß.
    Lebewohl
    Hatte wie ein Pelikan
    Dich mit eignem Blut getränket,
    Und du hast mir jetzt zum Dank
    Gall’ und Wermut eingeschenket.
    Böse war es nicht gemeint,
    Und so heiter blieb die Stirne;
    Leider mit Vergeßlichkeit
    Angefüllt ist dein Gehirne.
    Morphine
    Groß ist die Ähnlichkeit der beiden schönen
    Jünglingsgestalten, ob der eine gleich
    Viel blässer als der andre, auch viel strenger,
    Fast möcht ich sagen: viel vornehmer aussieht
    Als jener andre, welcher mich vertraulich
    In seine Arme schloß – Wie lieblich sanft
    War dann sein Lächeln, und sein Blick wie selig!
    Dann mocht es wohl geschehn, daß seines Hauptes
    Mohnblumenkranz auch meine Stirn berührte
    Und seltsam duftend allen Schmerz verscheuchte
    Aus meiner Seel’ – Doch solche Linderung,
    Sie dauert kurze Zeit; genesen gänzlich
    Kann ich nur dann, wenn seine Fackel senkt
    Der andre Bruder’ der so ernst und bleich. –
    Gut ist der Schlaf, der Tod ist besser – freilich
    Das beste wäre, nie geboren sein.

Nachlese
Gedichte. 1853 und 1854
    ~
    Lied der Marketenderin
    Das Hohelied
    Simplicissimus I.
    Erlauschtes
    ~
Lied der Marketenderin
    (Aus dem Dreißigjährigen Krieg)
    Und die Husaren lieb ich

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