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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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einjagen.
    Ein treues Abbild von meinem Steiß,
    Vermach ich der schwäbischen Schule; ich weiß,
    Ihr wolltet mein Gesicht nicht haben,
    Nun könnt ihr am Gegenteil euch laben.
    Zwölf Krüge Seidlitzer Wasser vermach
    Ich dem edlen Dichtergemüt, das, ach!
    Seit Jahren leidet an Sangesverstopfung;
    Ihn tröstete Liebe, Glaube und Hoffnung.
    Und dieses ist ein Kodizill:
    Für den Fall, daß keiner annehmen will
    Die erwähnten Legate, so sollen sie alle
    Der römisch-katholischen Kirche verfallen.
An einen politischen Dichter
    Du singst, wie einst Tyrtäus sang,
    Von Heldenmut beseelet,
    Doch hast du schlecht dein Publikum
    Und deine Zeit gewählet.
    Beifällig horchen sie dir zwar,
    Und loben, schier begeistert:
    Wie edel dein Gedankenflug,
    Wie du die Form bemeistert.
    Sie pflegen auch beim Glase Wein
    Ein Vivat dir zu bringen
    Und manchen Schlachtgesang von dir
    Lautbrüllend nachzusingen.
    Der Knecht singt gern ein Freiheitslied
    Des Abends in der Schenke:
    Das fördert die Verdauungskraft,
    Und würzet die Getränke.
An Georg Herwegh
    Herwegh, du eiserne Lerche,
    Mit klirrendem Jubel steigst du empor
    Zum heiligen Sonnenlichte!
    Ward wirklich der Winter zunichte?
    Steht wirklich Deutschland im Frühlingsflor?
    Herwegh, du eiserne Lerche,
    Weil du so himmelhoch dich schwingst,
    Hast du die Erde aus dem Gesichte
    Verloren – Nur in deinem Gedichte
    Lebt jener Lenz, den du besingst.
[O Hoffmann, deutscher Brutus]
    O Hoffmann, deutscher Brutus,
    Wie bist du mutig und kühn,
    Du setzest Läuse den Fürsten
    In den Pelz, in den Hermelin.
    Und wen es jückt, der kratzt sich,
    Sie kratzen sich endlich tot,
    Die sechsunddreißig Tyrannen,
    Und es endigt unsre Not.
    O Hoffmann, deutscher Brutus,
    Von Fallersleben genannt,
    Mit deinem Ungeziefer
    Befreist du das Vaterland.
[Im lieben Deutschland daheime]
    Im lieben Deutschland daheime,
    Da wachsen viel Lebensbäume;
    Doch lockt die Kirsche noch so sehr,
    Die Vogelscheuche schreckt noch mehr.
    Wir lassen uns wie Spatzen
    Einschüchtern von Teufelsfratzen;
    Wie auch die Kirsche lacht und blüht,
    Wir singen ein Entsagungslied:
    Die Kirschen sind von außen rot,
    Doch drinnen steckt als Kern der Tod;
    Nur droben, wo die Sterne,
    Gibts Kirschen ohne Kerne.
    Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist,
    Die unsere Seele lobt und preist -
    Nach diesen sehnet ewiglich
    Die arme deutsche Seele sich.
    Nur wo die Engel fliegen,
    Da wächst das ewge Vergnügen;
    Hier unten ist alles Sünd und Leid
    Und saure Kirsche und Bitterkeit.
[Die Eule studierte Pandekten]
    Die Eule studierte Pandekten,
    Kanonisches Recht und die Glossa,
    Und als sie kam nach Welschland,
    Sie frug: Wo liegt Canossa?
    Die alten, matten Raben
    Sie ließen die Flügel hangen,
    Sie sprachen: Das alte Canossa
    Ist längstens untergegangen.
    Wir möchten ein neues bauen,
    Doch fehlt dazu das Beste:
    Die Marmorblöcke, die Quadern,
    Und die gekrönten Gäste.

Nachlese
Romanzero
    ~
    Schloßlegende
    Michel nach dem März
    Festgedicht
    Diesseits und jenseits des Rheins
    Lebewohl
    Morphine
    ~
    Schloßlegende
    Zu Berlin im alten Schlosse,
    Sehen wir, aus Stein gemetzt,
    Wie ein Weib mit einem Rosse
    Sodomitisch sich ergötzt.
    Und es heißt: daß jene Dame
    Die erlauchte Mutter ward
    Unsres Fürstenstamms; der Same
    Schlug fürwahr nicht aus der Art.
    Ja, sie hatten alle wenig
    Von der menschlichen Natur!
    Und an jedem Preußenkönig
    Merkte man die Pferdespur.
    Stets brutal zugleich und blöde,
    Stallgedanken, jammervoll,
    Ein Gewieher ihre Rede,
    Eine Bestie jeder Zoll.
    Du allein, du des Geschlechtes
    Letzter Sprößling, fühlst und denkst
    Wie ein Mensch, und hast ein echtes
    Christenherz, und bist kein Hengst.
    Michel nach dem März
    Solang ich den deutschen Michel gekannt,
    War er ein Bärenhäuter;
    Ich dachte im März, er hat sich ermannt
    Und handelt fürder gescheuter.
    Wie stolz erhob er das blonde Haupt
    Vor seinen Landesvätern!
    Wie sprach er – was doch unerlaubt –
    Von hohen Landesverrätern.
    Das klang so süß zu meinem Ohr
    Wie märchenhafte Sagen,
    Ich fühlte, wie ein junger Tor,
    Das Herz mir wieder schlagen.
    Doch als die schwarzrotgoldne Fahn’,
    Der altgermanische Plunder,
    Aufs neu’ erschien, da schwand mein Wahn
    Und die süßen Märchenwunder.
    Ich kannte die Farben in diesem Panier
    Und ihre Vorbedeutung:
    Von deutscher Freiheit brachten sie mir
    Die schlimmste Hiobszeitung.
    Schon sah ich den Arndt, den Vater Jahn –
    Die Helden aus andern Zeiten
    Aus ihren Gräbern wieder nahn
    Und

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