Sämtliche Werke
Schiff, ein Zauberschiff
Das mich bringt nach Bimini.
Kaum hab ich das Wort gesprochen
Geht mein Wunsch schon in Erfüllung,
Und vom Stapel des Gedankens
Läuft herab das Zauberschiff.
Wer will mit nach Bimini?
Steiget ein, Ihr Herrn und Damen
Wind und Wetter dienend bringet
Euch mein Schiff nach Bimini.
Leidet Ihr am Zipperlein?
Edle Herren? Schöne Damen
Habt Ihr auf der weißen Stirn
Schon ein Rünzelchen entdecket?
Folget mir nach Bimini –
Dorten werdet Ihr genesen
Von den schändlichen Gebresten;
Hydropathisch ist die Cur!
Fürchtet nichts, Ihr Herrn und Damen,
Sehr solide ist mein Schiff
Aus Trocheen stark wie Eichen
Sind gezimmert Kiel und Planken.
Fantasie sitzt an dem Steuer,
Gute Laune bläht die Segel
Schiffsjung ist der Witz, der flinke,
Ob Verstand an Bord? Ich weiß nicht!
Meine Raen sind Metaphern
Die Hyperbel ist mein Mastbaum
Schwarz roth gold ist meine Flagge,
Fabelfarben der Romantik –
Trikolore Barbarossas,
Wie ich weiland sie gesehen
Im Kyffhäuser und zu Frankfurt
In dem Dome von Sankt Paul.
In dem Meer der Mährchenwelt,
In dem blauen Mährchenweltmeer,
Zieht mein Schiff, mein Zauberschiff
Seine träumerischen Furchen –
Funkenstäubend, mir voran,
In dem wogenden Azur
Plätschert, tummelt sich ein Heer
Von großkopfigen Delphinen –
Und auf ihrem Rücken reiten
Meine Wasserpostilione,
Amoretten, die paußbäckig
Auf bizarren Muschelhörnern
Schallende Fanfaren blasen –
Aber horch! da unten klingt
Aus der Meerestiefe plötzlich
Ein Gekicher und Gelächter?
Ach, ich kenne diese Laute,
Diese süßmokanten Stimmen –
Das sind schnippische Undinen
Nixen, welche skeptisch spötteln
Ueber mich, mein Narrenschiff,
Meine Narrenpassagiere,
Ueber meine Narrenfahrt,
Nach der Insel Bimini.
II.
Einsam auf dem Strand von Cuba
Vor dem stillen Wasserspiegel,
Steht ein Mensch und er betrachtet
In der Fluth sein Conterfey.
Dieser Mensch ist alt, doch spanisch
Kerzensteif ist seine Haltung.
Halb seemänisch, halb soldatisch
Ist sein wunderlicher Anzug.
Weite Fischerhosen bauschen
Unter einem Rock von gelber
Elendshaut; von reichgesticktem
Goldstoff ist das Bandelier
Daran hängt die obligate
Lange Klinge von Toledo,
Und vom grauen Filzhut wehen
Blutroth kek die Hahnenfedern
Sie beschatten melancholisch
Ein verwittert Greisenantlitz
Welches Zeit und Zeitgenossen
Uebel zugerichtet haben.
Mit den Runzeln die das Alter
Und Strapazen eingegraben
Kreuzen sich fatale Narben
Schlechtgeflickter Säbelhiebe.
Eben nicht mit sonderlichem
Wohlgefallen scheint der Greis
In dem Wasser zu betrachten
Sein bekümmert Spiegelbildniß.
Wie abwehrend streckt er manchmal
Seine beiden Hände aus,
Schüttelt dann das Haupt, und seufzend
Spricht er endlich zu sich selber:
Ist das Juan Ponce de Leon,
Der als Page an dem Hofe
Von Don Gomez trug die stolze
Schleppe der Alkadentochter?
Schlank und luftig war der Fant,
Und die goldnen Locken spielten
Um das Haupt das voll von Leichtsinn
Und von rosigen Gedanken.
Alle Damen von Sevillia
Kannten seines Pferdes Hufschlag
Und sie flogen rasch ans Fenster
Wenn er durch die Straßen ritt.
Rief der Reiter seinen Hunden,
Mit der Zung am Gaumen schnalzend,
Dann durchdrang der Laut die Herzen
Hocherröthend schöner Frauen.
Ist das Juan Ponce de Leon
Der ein Schreck der Moren war
Und als wären’s Distelköpfe
Niederhieb die Turbanhäupter?
Auf dem Blachfeld vor Granada
Und im Angesicht des ganzen
Christenheer’s hat Don Gonzalvo
Mir den Ritterschlag ertheilet.
An dem Abend jenes Tages,
In dem Zelte der Infantinn
Tanzte ich, beim Klang der Geigen
Mit des Hofes schönen Damen.
Aber weder Klang der Geigen
Noch Gekose schöner Damen
Habe ich gehört am Abend
Jenes Tages – Wie ein Füllen
Stampfte ich des Zeltes Boden
Und vernahm nur das Geklirre
Nur das liebliche Geklirre
Meiner ersten goldnen Sporen.
Mit den Jahren kam der Ernst
Und der Ehrgeitz und ich folgte
Dem Columbus auf der zweiten
Großen Weltentdeckungsreise.
Treusam blieb ich ihm ergeben
Diesem andern großen Christoph
Der das Licht des Heils getragen
Zu den Heiden durch das Wasser.
Ich vergesse nicht die Milde
Seines Blickes. Schweigsam litt er
Klagte nur des Nachts den Sternen
Und den Wellen seine Leiden.
Als der Admiral zurückging
Nach Hispanien, nahm ich Dienste
Bey Ojeda und ich schiffte
Mit ihm aus auf Abentheuer
Don Ojeda war ein Ritter
Von der Fußzeh bis zur Scheitel,
Keinen
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