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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Schiff, ein Zauberschiff
    Das mich bringt nach Bimini.
    Kaum hab ich das Wort gesprochen
    Geht mein Wunsch schon in Erfüllung,
    Und vom Stapel des Gedankens
    Läuft herab das Zauberschiff.
    Wer will mit nach Bimini?
    Steiget ein, Ihr Herrn und Damen
    Wind und Wetter dienend bringet
    Euch mein Schiff nach Bimini.
    Leidet Ihr am Zipperlein?
    Edle Herren? Schöne Damen
    Habt Ihr auf der weißen Stirn
    Schon ein Rünzelchen entdecket?
    Folget mir nach Bimini –
    Dorten werdet Ihr genesen
    Von den schändlichen Gebresten;
    Hydropathisch ist die Cur!
    Fürchtet nichts, Ihr Herrn und Damen,
    Sehr solide ist mein Schiff
    Aus Trocheen stark wie Eichen
    Sind gezimmert Kiel und Planken.
    Fantasie sitzt an dem Steuer,
    Gute Laune bläht die Segel
    Schiffsjung ist der Witz, der flinke,
    Ob Verstand an Bord? Ich weiß nicht!
    Meine Raen sind Metaphern
    Die Hyperbel ist mein Mastbaum
    Schwarz roth gold ist meine Flagge,
    Fabelfarben der Romantik –
    Trikolore Barbarossas,
    Wie ich weiland sie gesehen
    Im Kyffhäuser und zu Frankfurt
    In dem Dome von Sankt Paul.
    In dem Meer der Mährchenwelt,
    In dem blauen Mährchenweltmeer,
    Zieht mein Schiff, mein Zauberschiff
    Seine träumerischen Furchen –
    Funkenstäubend, mir voran,
    In dem wogenden Azur
    Plätschert, tummelt sich ein Heer
    Von großkopfigen Delphinen –
    Und auf ihrem Rücken reiten
    Meine Wasserpostilione,
    Amoretten, die paußbäckig
    Auf bizarren Muschelhörnern
    Schallende Fanfaren blasen –
    Aber horch! da unten klingt
    Aus der Meerestiefe plötzlich
    Ein Gekicher und Gelächter?
    Ach, ich kenne diese Laute,
    Diese süßmokanten Stimmen –
    Das sind schnippische Undinen
    Nixen, welche skeptisch spötteln
    Ueber mich, mein Narrenschiff,
    Meine Narrenpassagiere,
    Ueber meine Narrenfahrt,
    Nach der Insel Bimini.
II.
    Einsam auf dem Strand von Cuba
    Vor dem stillen Wasserspiegel,
    Steht ein Mensch und er betrachtet
    In der Fluth sein Conterfey.
    Dieser Mensch ist alt, doch spanisch
    Kerzensteif ist seine Haltung.
    Halb seemänisch, halb soldatisch
    Ist sein wunderlicher Anzug.
    Weite Fischerhosen bauschen
    Unter einem Rock von gelber
    Elendshaut; von reichgesticktem
    Goldstoff ist das Bandelier
    Daran hängt die obligate
    Lange Klinge von Toledo,
    Und vom grauen Filzhut wehen
    Blutroth kek die Hahnenfedern
    Sie beschatten melancholisch
    Ein verwittert Greisenantlitz
    Welches Zeit und Zeitgenossen
    Uebel zugerichtet haben.
    Mit den Runzeln die das Alter
    Und Strapazen eingegraben
    Kreuzen sich fatale Narben
    Schlechtgeflickter Säbelhiebe.
    Eben nicht mit sonderlichem
    Wohlgefallen scheint der Greis
    In dem Wasser zu betrachten
    Sein bekümmert Spiegelbildniß.
    Wie abwehrend streckt er manchmal
    Seine beiden Hände aus,
    Schüttelt dann das Haupt, und seufzend
    Spricht er endlich zu sich selber:
    Ist das Juan Ponce de Leon,
    Der als Page an dem Hofe
    Von Don Gomez trug die stolze
    Schleppe der Alkadentochter?
    Schlank und luftig war der Fant,
    Und die goldnen Locken spielten
    Um das Haupt das voll von Leichtsinn
    Und von rosigen Gedanken.
    Alle Damen von Sevillia
    Kannten seines Pferdes Hufschlag
    Und sie flogen rasch ans Fenster
    Wenn er durch die Straßen ritt.
    Rief der Reiter seinen Hunden,
    Mit der Zung am Gaumen schnalzend,
    Dann durchdrang der Laut die Herzen
    Hocherröthend schöner Frauen.
    Ist das Juan Ponce de Leon
    Der ein Schreck der Moren war
    Und als wären’s Distelköpfe
    Niederhieb die Turbanhäupter?
    Auf dem Blachfeld vor Granada
    Und im Angesicht des ganzen
    Christenheer’s hat Don Gonzalvo
    Mir den Ritterschlag ertheilet.
    An dem Abend jenes Tages,
    In dem Zelte der Infantinn
    Tanzte ich, beim Klang der Geigen
    Mit des Hofes schönen Damen.
    Aber weder Klang der Geigen
    Noch Gekose schöner Damen
    Habe ich gehört am Abend
    Jenes Tages – Wie ein Füllen
    Stampfte ich des Zeltes Boden
    Und vernahm nur das Geklirre
    Nur das liebliche Geklirre
    Meiner ersten goldnen Sporen.
    Mit den Jahren kam der Ernst
    Und der Ehrgeitz und ich folgte
    Dem Columbus auf der zweiten
    Großen Weltentdeckungsreise.
    Treusam blieb ich ihm ergeben
    Diesem andern großen Christoph
    Der das Licht des Heils getragen
    Zu den Heiden durch das Wasser.
    Ich vergesse nicht die Milde
    Seines Blickes. Schweigsam litt er
    Klagte nur des Nachts den Sternen
    Und den Wellen seine Leiden.
    Als der Admiral zurückging
    Nach Hispanien, nahm ich Dienste
    Bey Ojeda und ich schiffte
    Mit ihm aus auf Abentheuer
    Don Ojeda war ein Ritter
    Von der Fußzeh bis zur Scheitel,
    Keinen

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