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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Schöpsenkeul’ –
Moral
    Auch du, mein Brutus, auch du, du frißt?
    So ruft wehmüthig der Moralist.
    Ja böses Beyspiel kann verführen;
    Und ach! gleich allen Säugethieren,
    Nicht ganz und gar vollkommen ist
    Der tugendhafte Hund – er frißt!
    1854-55.
    Fabel
    Es saß ein brauner Wanzerich
    Auf einem Pfennig und spreitzte sich
    Wie ein Rentièr und sprach: »Wer Geld hat
    Auch Ehr und Ansehn in der Welt hat.
    Wer Geld hat ist auch lieblich und schön –
    Es kann kein Weib mir widerstehn;
    Die Weiber erbleichen schon und zittern
    Sobald sie meinen Odem wittern.
    Ich habe manche Sommernacht
    Im Bett der Königinn zugebracht;
    Sie wälzte sich auf ihren Matrazzen
    Und mußte sich beständig kratzen.«
    Ein lustiger Zeisig, welcher gehört
    Die pralende Worte, war drob empört;
    Im heiteren Unmuth sein Schnäbelein schliff er
    Und auf das Insekt ein Spottlied pfiff er.
    Gemein und schmutzig der Wanzerich
    Wie Wanzen pflegen rächte er sich;
    Er sagte daß ihm der Zeisig grollte
    Weil er kein Geld ihm borgen wollte.
    ________________––––
    Und die Moral? Der Fabulist
    Verschweigt sie heute mit klugem Zagen,
    Denn mächtig verbündet in unseren Tagen
    Das reiche Ungeziefer ist.
    Es sitzt mit dem Geldsack unter dem Arsch
    Und trommelt siegreich den Dessauer Marsch.
    1855.
    Zu ›Fabel‹
    Das Ungeziefer jedes Lands
    Es bildet eine heil’ge Allianz.
    Zumal die musikalischen Wanzen
    Die Componisten von schlechten Romanzen
    (Welche, wie Schlesingers Uhr nicht gehn)
    Allüberall im Bündniß stehn.
    Da ist der Mozart der Krätze in Wien
    Die Perle ästhetischer Pfänderleiher
    Der intriguirt mit dem Lorbeermeyer,
    Dem großen Maestro in Berlin –
    Da werden Artikelchen ausgeheckt
    Die eine Blattlaus, ein Mitinsekt
    Für baares Geld in die deutsche Presse schmuckelt –
    Das lügt und kriecht und katzebuckelt –
    Und hat dabey die Melancholik –
    Das Publikum glaubt oft der Lüge
    Aus Mitleid; es sind so leidend die Züge
    Der Heuchler und ihr Dulderblick –
    Was willst du thun in solchen Nöthen
    Du mußt die Verläumdung ruhig ertragen,
    Du darfst nicht reden, du darfst nicht klagen
    Willst du das schnöde Geschmeiß zertreten
    Verpestet es dir die Luft mit Gestank,
    Beschmutzt dir den Stiefel, der so blank –
    1855.

Zum
Lazarus
    ~
    Nicht gedacht soll seiner werden
    Der Scheidende
    Ich habe verlacht, bey Tag und bey Nacht
    Wer ein Herz hat und im Herzen
    Die Söhne des Glückes beneide ich nicht
    Nachts, erfaßt vom wilden Geiste
    Wenn sich die Blutegel vollgesogen
    Mir lodert und wogt im Hirn eine Fluth
    Für eine Grille – keckes Wagen!
    Mein Tag war heiter, glücklich meine Nacht
    Ganz entsetzlich ungesund
    Die Liebe begann im Monat Merz
    Ich seh im Stundenglase schon
    Den Strauß, den mir Mathilde band
    Ich war, O Lamm, als Hirt bestellt
    Wie schön er ist, so qualvoll auch
    Guter Rath
    Ein Sonett
    Orpheisch
    Celimene
    Stunden, Tage, Ewigkeiten
    Die Liebesgluten, die so lodernd flammten
    Geleert hab ich nach Herzenswunsch
    Es geht am End, es ist kein Zweifel
    Mittelalterliche Rohheit
    Es kommt der Tod – jetzt will ich sagen
    ~
[Nicht gedacht soll seiner werden]
    »Nicht gedacht soll seiner werden«
    Aus dem Mund der armen alten
    Esther Wolf hört ich die Worte
    Die ich treu im Sinn behalten.
    Ausgelöscht seyn aus der Menschen
    Angedenken hier auf Erden –
    Ist die Blume der Verwünschung!
    Nicht gedacht soll seiner werden.
    Herz, mein Herz, ström aus die Fluten
    Deiner Klagen und Beschwerden,
    Doch von Ihm sey nie die Rede –
    Nicht gedacht soll seiner werden.
    Nicht gedacht soll seiner werden,
    Nicht im Liede, nicht im Buche –
    Dunkler Hund im dunklen Grabe
    Du verfaulst mit meinem Fluche!
    Selbst am Auferstehungstage,
    Wenn geweckt von den Fanfaren
    Der Posaunen, schlotternd wallen
    Zum Gericht die Todtenschaaren,
    Und alldort der Engel ablies’t
    Vor den göttlichen Behörden
    Alle Namen der Geladnen –
    Nicht gedacht soll seiner werden!
    1848-50.
Der Scheidende
    Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
    Und gähnend wandelt jetzt nach Haus
    Mein liebes deutsches Publikum.
    Die guten Leutchen sind nicht dumm;
    Das speist jetzt ganz vergnügt zu Nacht,
    Und trinkt sein Schöppchen, singt und lacht –
    Mir aber ist der Spaß verdorben,
    Was sterblich war ist längst gestorben,
    In mir
    1850.
[Ich habe verlacht, bey Tag und bey Nacht]
    Ich habe verlacht, bey Tag und bey Nacht,
    So Männer wie Frauenzimmer;
    Ich habe große Dummheiten gemacht –
    Die Klugheit bekam mir noch schlimmer.
    Die

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