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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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vergehen.
    Er jagt sie aus dem alten Haus,
    Wo sie so gerne bliebe.
    Sie zittert und flattert – wo soll ich hinaus?
    Ihr ist wie dem Floh im Siebe.
    Das kann ich nicht ändern, wie sehr ich mich sträub’,
    Wie sehr ich mich winde und wende;
    Der Mann und das Weib, die Seel’ und der Leib,
    Sie müssen sich trennen am Ende.
    1854.
[Den Strauß, den mir Mathilde band]
    Den Strauß, den mir Mathilde band
    Und lächelnd brachte, mit bittender Hand
    Weis’ ich ihn ab – Nicht ohne Grauen
    Kann ich die blühenden Blumen schauen.
    Sie sagen mir, daß ich nicht mehr
    Dem schönen Leben angehör,
    Daß ich verfallen dem Todtenreiche,
    Ich arme unbegrabne Leiche.
    Wenn ich die Blumen rieche, befällt
    Mich heftiges Weinen – Von dieser Welt
    Voll Schönheit und Sonne, voll Lust und Lieben,
    Sind nur die Thränen mir geblieben.
    Wie glücklich war ich wenn ich sah
    Den Tanz der Ratten der Opera –
    Jetzt hör ich schon das fatale Geschlürfe
    Der Kirchhofsratten und Grab-Maulwürfe.
    O Blumendüfte, Ihr ruft empor
    Ein ganzes Balett, ein ganzes Chor
    Von parfümirten Erinnerungen –
    Das kommt aufeinmal herangesprungen,
    Mit Castanietten und Zimbelklang
    In flittrigen Röckchen, die nicht zu lang,
    Doch all ihr Tändeln und Kichern und Lachen
    Es kann mich nur noch verdrießlicher machen!
    Fort mit den Blumen! Ich kann nicht ertragen
    Die Düfte die von alten Tagen
    Mir boßhaft erzählt viel holde Schwänke –
    Ich weine wenn ich derselben gedenke –
    1854.
[Ich war, O Lamm, als Hirt bestellt]
    Ich war, O Lamm, als Hirt bestellt
    Zu hüten dich auf dieser Welt.
    Hab dich mit meinem Brod geäzt,
    Mit Wasser aus dem Born geletzt.
    Wenn kalt der Wintersturm gelärmt
    Hab ich dich an der Brust erwärmt.
    Hier hielt ich fest dich angeschlossen
    Wenn Regengüsse sich ergossen
    Und Wolf und Waldbach um die Wette
    Geheult im dunkeln Felsenbette.
    Du bangtest nicht, hast nicht gezittert
    Selbst wenn den höchsten Tann zersplittert
    Der Wetterstral – in meinem Schooß
    Du schliefest still und sorgenlos.
    Mein Arm wird schwach, es schleicht herbey
    Der blasse Tod! Die Schäferey,
    Das Hirtenspiel, es hat ein Ende.
    O Gott ich leg in deine Hände
    Zurück den Stab – behüte du
    Mein armes Lamm, wenn ich zur Ruh
    Bestattet bin – und dulde nicht
    Daß irgendwo ein Dorn sie sticht –
    O schütz’ ihr Vließ vor Dornenhecken
    Und auch vor Sümpfen, die beflecken,
    Laß überall zu ihren Füßen
    Das allerbeste Futter sprießen
    Und laß sie schlafen sorgenlos,
    Wie einst sie schlief in meinem Schooß!
    1854.
[Wie schön er ist, so qualvoll auch]
    Wie schön er ist, so qualvoll auch,
    Mit seinen Feuerbränden,
    Ist dieses Lebens Fiebertraum –
    Laß bald, O Gott, ihn enden.
    Erschließe mir das Schattenland!
    Ich will die Lippe dort nässen
    Mit jener Fluth die kühlend schenkt
    Ein ewiges Vergessen
    Vergessen wird Alles – die Liebe allein
    Vergißt man nicht im Tode!
    Das Mährchen vom Lethestrand ersann
    Ein griechisch liebloser Rapsode.
    1854.
Guter Rath
    Gieb ihren wahren Namen immer
    In deiner Fabel ihren Helden.
    Wagst du es nicht, ergehts dir schlimmer
    Zu deinem Eselbilde melden
    Sich gleich ein Dutzend graue Thoren –
    Das sind ja meine langen Ohren
    Ruft jeder, dieses gräßlich grimme
    Gebraye ist ja meine Stimme –
    Der Esel bin ich! obgleich nicht genannt
    Erkennt mich doch mein Vaterland,
    Mein Vaterland Germania!
    Der Esel bin ich! I-A! I-A!
    Hast einen Dummkopf schonen wollen
    Und zwölfe sind es die dir grollen.
    1855.
Ein Sonett
    Sie küßten mich mit ihren falschen Lippen,
    Sie haben mir kredenzt den Saft der Reben
    Und haben mich dabey mit Gift vergeben –
    Das thaten mir die Magen und die Sippen.
    Es schmilzt das Fleisch von meinen armen Rippen,
    Ich kann mich nicht vom Siechbett mehr erheben,
    Arglistig stahlen sie mein junges Leben –
    Das thaten mir die Magen und die Sippen.
    Ich bin ein Christ – wie es im Kirchenbuche
    Bescheinigt steht – deßhalb, bevor ich sterbe,
    Will ich Euch fromm und brüderlich verzeihen.
    Es wird mir sauer – ach! mit meinem Fluche
    Möcht ich weit lieber Euch vermaladeyen:
    Daß Euch der Herr verdamme und verderbe.
    1848-50.
Nicht von Heine selbst dem
Lazarus
zugeordnet
Orpheisch
    In stillen Nächten denk’ ich oft,
    Du solltest mal dem Schattenreich entsteigen,
    Und lösen alle Räthsel mir
    Und mich von deiner Unschuld überzeugen.
    Ich harre dein – o komme bald!
    Und kommst du nicht, so steig’ ich selbst zur Hölle,
    Daß ich alldort vor Satanas
    Und

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