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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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ist gestreift zebräisch;
    Auch deiner Stimme näselnder Laut
    Klingt ziemlich ägyptisch-hebräisch.
    Und wärst du kein Fremdling, so bist du doch nur
    Verstandesesel, ein kalter;
    Du kennst nicht die Tiefen der Eselsnatur,
    Dir klingt nicht ihr mystischer Psalter.
    Ich aber versenkte die Seele ganz
    In jenes süße Gedösel;
    Ich bin ein Esel, in meinem Schwanz
    Ist jedes Haar ein Esel.
    Ich bin kein Römling, ich bin kein Slaw’;
    Ein deutscher Esel bin ich,
    Gleich meinen Vätern. Sie waren so brav,
    So pflanzenwüchsig, so sinnig.
    Sie spielten nicht mit Galanterei
    Frivole Lasterspiele;
    Sie trabten täglich, frisch-fromm-fröhlich-frei,
    Mit ihren Säcken zur Mühle.
    Die Väter sind nicht tot! Im Grab
    Nur ihre Häute liegen,
    Die sterblichen Hüllen. Vom Himmel herab
    Schaun sie auf uns mit Vergnügen.
    Verklärte Esel im Glorialicht!
    Wir wollen euch immer gleichen
    Und niemals von dem Pfad der Pflicht
    Nur einen Fingerbreit weichen.
    O welche Wonne, ein Esel zu sein!
    Ein Enkel von solchen Langohren!
    Ich möcht es von allen Dächern schrein:
    Ich bin als ein Esel geboren.
    Der große Esel, der mich erzeugt,
    Er war von deutschem Stamme;
    Mit deutscher Eselsmilch gesäugt
    Hat mich die Mutter, die Mamme.
    Ich bin ein Esel, und will getreu,
    Wie meine Väter, die Alten,
    An der alten, lieben Eselei,
    Am Eseltume halten.
    Und weil ich ein Esel, so rat ich euch,
    Den Esel zum König zu wählen;
    Wir stiften das große Eselreich,
    Wo nur die Esel befehlen.
    Wir alle sind Esel! I-A! I-A!
    Wir sind keine Pferdeknechte.
    Fort mit den Rossen! Es lebe, hurra!
    Der König vom Eselsgeschlechte!«
    So sprach der Patriot. Im Saal
    Die Esel Beifall rufen.
    Sie waren alle national,
    Und stampften mit den Hufen.
    Sie haben des Redners Haupt geschmückt
    Mit einem Eichenkranze.
    Er dankte stumm, und hochbeglückt
    Wedelt’ er mit dem Schwanze.
    1852-55.
    Duelle
    Zwey Ochsen disputirten sich
    Auf einem Hofe fürchterlich.
    Sie waren beide zornigen Blutes
    Und in der Hitze des Disputes
    Hat einer von ihnen, zornentbrant
    Den andern einen Esel genannt.
    Da Esel ein Tusch ist bey den Ochsen
    So mußten die beiden John Bulle sich boxen.
    Auf selbigem Hofe zu selbiger Zeit
    Gerieten auch zwey Esel in Streit,
    Und heftig stritten die beiden Langohren
    Bis einer so sehr die Geduld verloren
    Daß er ein wildes I-A ausstieß
    Und den Andern einen Ochsen hieß.
    Ihr wißt ein Esel fühlt sich tuchirt
    Wenn man ihn Ochse titulirt.
    Ein Zweykampf folgte, die beiden stießen
    Sich mit den Köpfen, mit den Füßen
    Gaben sich manchen Tritt in den Podex
    Wie es gebietet der Ehre Codex.
    Und die Moral? Ich glaub es giebt Fälle
    Wo unvermeidlich sind die Duelle;
    Es muß sich schlagen der Student
    Den man einen dummen Jungen nennt.
    1854-55.
Der tugendhafte Hund
    Ein Pudel, der mit gutem Fug
    Den schönen Namen Brutus trug,
    War vielberühmt im ganzen Land
    Ob seiner Tugend und seinem Verstand.
    Er war ein Muster der Sittlichkeit,
    Der Langmuth und Bescheidenheit.
    Man hörte ihn loben, man hörte ihn preisen,
    Als einen vierfüßigen Nathan den Weisen.
    Er war ein wahres Hundejuvel!
    So ehrlich und treu! eine schöne Seel’!
    Auch schenkte sein Herr in allen Stücken
    Ihm volles Vertrauen, er konnte ihn schicken
    Sogar zum Fleischer. Der edle Hund
    Trug dann einen Hängekorb im Mund,
    Worin der Metzger das schöngehackte
    Rindfleisch, Schaffleisch, auch Schweinefleisch packte –
    Wie lieblich und lockend das Fett gerochen,
    Der Brutus berührte keinen Knochen,
    Und ruhig und sicher, mit stoischer Würde,
    Trug er nach Hause die kostbare Bürde.
    Doch unter den Hunden wird gefunden
    Auch eine Menge von Lumpenhunden –
    Wie unter uns – gemeine Köter,
    Tagdiebe, Neidharde, Schwerenöther,
    Die ohne Sinn für sittliche Freuden
    Im Sinnenrausch ihr Leben vergeuden!
    Verschworen hatten sich solche Racker
    Gegen den Brutus, der treu und wacker
    Mit seinem Korb im Maule nicht
    Gewichen von dem Pfad der Pflicht –
    Und eines Tages als er kam
    Vom Fleischer und seinen Rückweg nahm
    Nach Hause, da ward er plötzlich von allen
    Verschworenen Bestien überfallen;
    Da ward ihm der Korb mit dem Fleisch entrissen,
    Da fielen zu Boden die leckersten Bissen,
    Und fraßbegierig über die Beute
    Warf sich die ganze hungrige Meute –
    Brutus sah anfangs dem Schauspiel zu,
    Mit philosophischer Seelenruh’,
    Doch als er sah, daß solchermaßen
    Sämmtliche Hunde schmausten und fraßen,
    Da nahm er auch an der Mahlzeit Theil
    Und speiste selbst eine

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