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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Räuberhauptmann;
    Beides zu verein’gen, nahm er
    Endlich Dienste bei Don Carlos.
    Als Don Carlos fliehen mußte
    Mit der ganzen Tafelrunde,
    Und die meisten Paladine
    Nach honettem Handwerk griffen –
    (Herr Schnapphahnski wurde Autor) –,
    Da ward unser Glaubensritter
    Bärenführer, zog durchs Land
    Mit dem Atta Troll und Mumma.
    Und er läßt die beiden tanzen
    Vor dem Volke, auf den Märkten; –
    Auf dem Markt von Cauterets
    Tanzt gefesselt Atta Troll!
    Atta Troll, der einst gehauset,
    Wie ein stolzer Fürst der Wildnis,
    Auf den freien Bergeshöhen,
    Tanzt im Tal vor Menschenpöbel!
    Und sogar für schnödes Geld
    Muß er tanzen, er, der weiland,
    In des Schreckens Majestät,
    Sich so welterhaben fühlte!
    Denkt er seiner Jugendtage,
    Der verlornen Waldesherrschaft,
    Dann erbrummen dunkle Laute
    Aus der Seele Atta Trolls;
    Finster schaut er wie ein schwarzer
    Freiligräthscher Mohrenfürst,
    Und wie dieser schlecht getrommelt,
    Also tanzt er schlecht vor Ingrimm.
    Doch statt Mitgefühl erregt er
    Nur Gelächter. Selbst Juliette
    Lacht herunter vom Balkone
    Ob den Sprüngen der Verzweiflung. – –
    Juliette hat im Busen
    Kein Gemüt, sie ist Französin,
    Lebt nach außen; doch ihr Äußres
    Ist entzückend, ist bezaubernd.
    Ihre Blicke sind ein süßes
    Strahlennetz, in dessen Maschen
    Unser Herz, gleich einem Fischlein,
    Sich verfängt und zärtlich zappelt.
    Caput II
    Daß ein schwarzer Freiligräthscher
    Mohrenfürst sehnsüchtig lospaukt
    Auf das Fell der großen Trommel,
    Bis es prasselnd laut entzweispringt:
    Das ist wahrhaft trommelrührend
    Und auch trommelfellerschütternd –
    Aber denkt euch einen Bären,
    Der sich von der Kette losreißt!
    Die Musik und das Gelächter,
    Sie verstummen, und mit Angstschrei
    Stürzt vom Markte fort das Volk,
    Und die Damen, sie erbleichen.
    Ja, von seiner Sklavenfessel
    Hat sich plötzlich losgerissen
    Atta Troll. Mit wilden Sprüngen
    Durch die engen Straßen rennend –
    (Jeder macht ihm höflich Platz) –,
    Klettert er hinauf die Felsen,
    Schaut hinunter, wie verhöhnend,
    Und verschwindet im Gebirge.
    Auf dem leeren Marktplatz bleiben
    Ganz allein die schwarze Mumma
    Und der Bärenführer. Rasend
    Schmeißt er seinen Hut zur Erde,
    Trampelt drauf, er tritt mit Füßen
    Die Madonnen! reißt die Decke
    Sich vom scheußlich nackten Leib,
    Flucht und jammert über Undank,
    Über schwarzen Bärenundank!
    Denn er habe Atta Troll
    Stets wie einen Freund behandelt
    Und im Tanzen unterrichtet.
    Alles hab er ihm zu danken,
    Selbst das Leben! Bot man doch
    Ihm vergebens hundert Taler
    Für die Haut des Atta Troll!
    Auf die arme schwarze Mumma,
    Die, ein Bild des stummen Grames,
    Flehend, auf den Hintertatzen,
    Vor dem Hocherzürnten stehnblieb,
    Fällt des Hocherzürnten Wut
    Endlich doppelt schwer, er schlägt sie,
    Nennt sie Königin Christine,
    Auch Frau Muñoz und Putana. – –
    Das geschah an einem schönen,
    Warmen Sommernachmittage,
    Und die Nacht, die jenem Tage
    Lieblich folgte, war süperbe.
    Ich verbrachte fast die Hälfte
    Jener Nacht auf dem Balkone.
    Neben mir stand Juliette
    Und betrachtete die Sterne.
    Seufzend sprach sie: »Ach, die Sterne
    Sind am schönsten in Paris,
    Wenn sie dort, des Winterabends,
    In dem Straßenkot sich spiegeln.«
    Caput III
    Traum der Sommernacht! Phantastisch
    Zwecklos ist mein Lied. Ja, zwecklos
    Wie die Liebe, wie das Leben,
    Wie der Schöpfer samt der Schöpfung!
    Nur der eignen Lust gehorchend,
    Galoppierend oder fliegend,
    Tummelt sich im Fabelreiche
    Mein geliebter Pegasus.
    Ist kein nützlich tugendhafter
    Karrengaul des Bürgertums,
    Noch ein Schlachtpferd der Parteiwut,
    Das pathetisch stampft und wiehert!
    Goldbeschlagen sind die Hufen
    Meines weißen Flügelrößleins,
    Perlenschnüre sind die Zügel,
    Und ich laß sie lustig schießen.
    Trage mich, wohin du willst!
    Über luftig steilen Bergpfad,
    Wo Kaskaden angstvoll kreischend
    Vor des Unsinns Abgrund warnen!
    Trage mich durch stille Täler,
    Wo die Eichen ernsthaft ragen
    Und den Wurzelknorr’n entrieselt
    Uralt süßer Sagenquell!
    Laß mich trinken dort und nässen
    Meine Augen – ach, ich lechze
    Nach dem lichten Wunderwasser,
    Welches sehend macht und wissend.
    Jede Blindheit weicht! Mein Blick
    Dringt bis in die tiefste Steinkluft,
    In die Höhle Atta Trolls –
    Ich verstehe seine Reden!
    Sonderbar! wie wohlbekannt
    Dünkt mir diese Bärensprache!
    Hab ich nicht in teurer Heimat
    Früh vernommen diese Laute?
    Caput IV
    Ronceval, du edles Tal!
    Wenn

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