Sämtliche Werke
ließen.
Nun geh schlafen! Viel freudsamer
Wachst du auf in Himmelssäälen,
Und kein Weltrausch-Katzenjammer
Wird dich dort wie Andre quälen.
1854-55.
[Hab eine Jungfrau nie verführet]
Hab eine Jungfrau nie verführet
Mit Liebeswort, mit Schmeicheley,
Ich hab auch nie ein Weib berühret
Wußt ich daß sie vermählet sey.
Wahrhaftig, wenn es anders wäre
Mein Name, er verdiente nicht
Zu stralen in dem Buch der Ehre;
Man dürft mir spucken ins Gesicht.
1854.
[Am Himmel Sonne Mond und Stern]
Am Himmel Sonne Mond und Stern
Sie zeugen von der Macht des Herrn
Und schaut des Frommen Aug nach oben
Den Schöpfer wird er preisen, loben.
Ich brauche nicht so hoch zu gaffen,
Auf Erden schon find ich genung
Kunstwerke welche Gott erschaffen
Die würdig der Bewunderung.
Ja, lieben Leute erdenwärts
Senkt sich bescheidentlich mein Blick
Und findet hier das Meisterstück
Der Schöpfung: unser Menschenherz.
Wie herrlich auch der Sonne Pracht
Wie lieblich auch in stiller Nacht
Das Mondenlicht, der Sterne Glanz,
Wie stralend der Cometen Schwanz –
Die Himmelslichter allesamt
Sie sind nur eitel Pfennigskerzen
Vergleich ich sie mit jenem Herzen
Das in der Brust des Menschen flammt –
Das ist die Welt in Miniatur,
Hier giebt es Berge, Wald und Flur,
Einöden auch mit wilden Bestjen
Die oft das arme Herz beläst’gen –
Hier stürzen Bäche, rauschen Flüsse,
Hier gähnen Gründe, Felsabschüsse,
Viel bunte Gärten, grüne Rasen
Wo Lämlein oder Esel grasen
Hier giebts Fontainen welche springen
Derweilen arme Nachtigallen
Um schönen Rosen zu gefallen
Sich an den Hals die Schwindsucht singen
Auch an Abwechslung fehlt es nicht
Heut ist das Wetter warm und licht
Doch morgen schon ist herbstlich kalt
Und nebelgrau die Flur, der Wald.
Die Bäume sie entlauben sich,
Die Winde stürmen fürchterlich
Und endlich flockt herab der Schnee
Zu Eis erstarret Fluß und See.
Jetzt aber giebt es Winterspiele
Vermummt erscheinen die Gefühle,
Ergeben sich dem Mummenschanz
Und dem berauschten Maskentanz –
Freylich inmitten dieser Freuden
Beschleicht sie oft geheimes Leiden
Trotz Mummenschanz und Tanzmusik
Sie seufzen nach verlornem Glück –
Da plötzlich kracht’s – erschrecke nicht
Es ist das Eis, das jetzo bricht,
Die Rinde schmilzt, die frostig glatte,
Die unser Herz umschlossen hatte –
Entweichen muß, was kalt und trübe,
Es kehrt zurück, O Herrlichkeit
Der Lenz, die schöne Jahreszeit,
Geweckt vom Zauberstaab der Liebe!
Groß ist des Herren Gloria
Hier unten groß wie in der Höh’.
Ich singe ihm ein Kyrie
Eleison und Halleluja.
Er schuf so schön, er schuf so süß
Das Menschenherze und er bließ
Hinein des eignen Odems Geist,
Des Odems welcher Liebe heißt.
Fort mit der Lyra Griechenlands
Fort mit dem liederlichen Tanz
Der Musen, fort, in frömmern Weisen
Will ich den Herrn der Schöpfung preisen.
Fort mit der Heiden Musika
Davidis frommer Harfenklang
Begleite meinen Lobgesang!
Mein Psalm ertönt: Halleluja!
1854-55.
Atta Troll
Ein Sommer-
nachtstraum
~
Vorrede
I ~ II ~ III ~ IV ~ V
VI ~ VII ~ VIII ~ IX ~ X
XI ~ XII ~ XIII ~ XIV ~ XV
XVI ~ XVII ~ XVIII ~ XIX ~ XX
XXI ~ XXII ~ XXIII ~ XXIV
XXV ~ XXVI ~ XXVII
~
Motto
Aus dem schimmernden, weißen Zelte hervor
Tritt der schlachtgerüstete, fürstliche Mohr;
So tritt aus schimmernder Wolken Tor
Der Mond, der verfinsterte, dunkle, hervor.
»Der Mohrenfürst« von Ferd. Freiligrath
Vorrede
Der »Atta Troll« entstand im Spätherbste 1841 und ward fragmentarisch abgedruckt in der »Eleganten Welt«, als mein Freund Heinrich Laube wieder die Redaktion derselben übernommen hatte. Inhalt und Zuschnitt des Gedichtes mußten den zahmen Bedürfnissen jener Zeitschrift entsprechen; ich schrieb vorläufig nur die Kapitel, die gedruckt werden konnten, und auch diese erlitten manche Variante. Ich hegte die Absicht, in späterer Vervollständigung das Ganze herauszugeben, aber es blieb immer bei dem lobenswerten Vorsatze, und wie allen großen Werken der Deutschen, wie dem Kölner Dome, dem Schellingschen Gotte, der preußischen Konstitution usw., ging es auch dem »Atta Troll« – er ward nicht fertig. In solcher unfertigen Gestalt, leidlich aufgestutzt und nur äußerlich geründet, übergebe ich ihn heute dem Publiko, einem Drange gehorchend, der wahrlich nicht von innen kommt.
Der »Atta Troll« entstand, wie gesagt, im Spätherbste 1841, zu einer Zeit, als die große Emeute, wo die
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