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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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ließen.
    Nun geh schlafen! Viel freudsamer
    Wachst du auf in Himmelssäälen,
    Und kein Weltrausch-Katzenjammer
    Wird dich dort wie Andre quälen.
    1854-55.
[Hab eine Jungfrau nie verführet]
    Hab eine Jungfrau nie verführet
    Mit Liebeswort, mit Schmeicheley,
    Ich hab auch nie ein Weib berühret
    Wußt ich daß sie vermählet sey.
    Wahrhaftig, wenn es anders wäre
    Mein Name, er verdiente nicht
    Zu stralen in dem Buch der Ehre;
    Man dürft mir spucken ins Gesicht.
    1854.
[Am Himmel Sonne Mond und Stern]
    Am Himmel Sonne Mond und Stern
    Sie zeugen von der Macht des Herrn
    Und schaut des Frommen Aug nach oben
    Den Schöpfer wird er preisen, loben.
    Ich brauche nicht so hoch zu gaffen,
    Auf Erden schon find ich genung
    Kunstwerke welche Gott erschaffen
    Die würdig der Bewunderung.
    Ja, lieben Leute erdenwärts
    Senkt sich bescheidentlich mein Blick
    Und findet hier das Meisterstück
    Der Schöpfung: unser Menschenherz.
    Wie herrlich auch der Sonne Pracht
    Wie lieblich auch in stiller Nacht
    Das Mondenlicht, der Sterne Glanz,
    Wie stralend der Cometen Schwanz –
    Die Himmelslichter allesamt
    Sie sind nur eitel Pfennigskerzen
    Vergleich ich sie mit jenem Herzen
    Das in der Brust des Menschen flammt –
    Das ist die Welt in Miniatur,
    Hier giebt es Berge, Wald und Flur,
    Einöden auch mit wilden Bestjen
    Die oft das arme Herz beläst’gen –
    Hier stürzen Bäche, rauschen Flüsse,
    Hier gähnen Gründe, Felsabschüsse,
    Viel bunte Gärten, grüne Rasen
    Wo Lämlein oder Esel grasen
    Hier giebts Fontainen welche springen
    Derweilen arme Nachtigallen
    Um schönen Rosen zu gefallen
    Sich an den Hals die Schwindsucht singen
    Auch an Abwechslung fehlt es nicht
    Heut ist das Wetter warm und licht
    Doch morgen schon ist herbstlich kalt
    Und nebelgrau die Flur, der Wald.
    Die Bäume sie entlauben sich,
    Die Winde stürmen fürchterlich
    Und endlich flockt herab der Schnee
    Zu Eis erstarret Fluß und See.
    Jetzt aber giebt es Winterspiele
    Vermummt erscheinen die Gefühle,
    Ergeben sich dem Mummenschanz
    Und dem berauschten Maskentanz –
    Freylich inmitten dieser Freuden
    Beschleicht sie oft geheimes Leiden
    Trotz Mummenschanz und Tanzmusik
    Sie seufzen nach verlornem Glück –
    Da plötzlich kracht’s – erschrecke nicht
    Es ist das Eis, das jetzo bricht,
    Die Rinde schmilzt, die frostig glatte,
    Die unser Herz umschlossen hatte –
    Entweichen muß, was kalt und trübe,
    Es kehrt zurück, O Herrlichkeit
    Der Lenz, die schöne Jahreszeit,
    Geweckt vom Zauberstaab der Liebe!
    Groß ist des Herren Gloria
    Hier unten groß wie in der Höh’.
    Ich singe ihm ein Kyrie
    Eleison und Halleluja.
    Er schuf so schön, er schuf so süß
    Das Menschenherze und er bließ
    Hinein des eignen Odems Geist,
    Des Odems welcher Liebe heißt.
    Fort mit der Lyra Griechenlands
    Fort mit dem liederlichen Tanz
    Der Musen, fort, in frömmern Weisen
    Will ich den Herrn der Schöpfung preisen.
    Fort mit der Heiden Musika
    Davidis frommer Harfenklang
    Begleite meinen Lobgesang!
    Mein Psalm ertönt: Halleluja!
    1854-55.

Atta Troll
Ein Sommer-
nachtstraum
    ~
    Vorrede
    I ~ II ~ III ~ IV ~ V
    VI ~ VII ~ VIII ~ IX ~ X
    XI ~ XII ~ XIII ~ XIV ~ XV
    XVI ~ XVII ~ XVIII ~ XIX ~ XX
    XXI ~ XXII ~ XXIII ~ XXIV
    XXV ~ XXVI ~ XXVII
    ~
Motto
    Aus dem schimmernden, weißen Zelte hervor
    Tritt der schlachtgerüstete, fürstliche Mohr;
    So tritt aus schimmernder Wolken Tor
    Der Mond, der verfinsterte, dunkle, hervor.
    »Der Mohrenfürst« von Ferd. Freiligrath
Vorrede
    Der »Atta Troll« entstand im Spätherbste 1841 und ward fragmentarisch abgedruckt in der »Eleganten Welt«, als mein Freund Heinrich Laube wieder die Redaktion derselben übernommen hatte. Inhalt und Zuschnitt des Gedichtes mußten den zahmen Bedürfnissen jener Zeitschrift entsprechen; ich schrieb vorläufig nur die Kapitel, die gedruckt werden konnten, und auch diese erlitten manche Variante. Ich hegte die Absicht, in späterer Vervollständigung das Ganze herauszugeben, aber es blieb immer bei dem lobenswerten Vorsatze, und wie allen großen Werken der Deutschen, wie dem Kölner Dome, dem Schellingschen Gotte, der preußischen Konstitution usw., ging es auch dem »Atta Troll« – er ward nicht fertig. In solcher unfertigen Gestalt, leidlich aufgestutzt und nur äußerlich geründet, übergebe ich ihn heute dem Publiko, einem Drange gehorchend, der wahrlich nicht von innen kommt.
    Der »Atta Troll« entstand, wie gesagt, im Spätherbste 1841, zu einer Zeit, als die große Emeute, wo die

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