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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Pflichten sind,
    Nimm dir ein Weib und mach ein Kind,
    Und sei ein deutscher Biedermann.
    Ich strahle, weil ich nicht anders kann,
    Ich wandle am Himmel wohl auf, wohl ab,
    Ass Langeweile guck ich hinab –
    Was gehn dich meine Blicke an?
    Der Dichter spricht:
    Das ist ja eben meine Tugend,
    Daß ich ertrage deinen Blick,
    Das Licht der ew’gen Seelenjugend,
    Blendende Schönheit, Flammenglück!
    Jetzt aber fühl ich ein Ermatten
    Der Sehkraft, und es sinken nieder,
    Wie schwarze Flöre, nächt’ge Schatten
    Auf meine armen Augenlider…
    Chor der Affen:
    Wir Affen, wir Affen,
    Wir glotzen und gaffen
    Die Sonne an,
    Weil sie es doch nicht wehren kann.
    Chor der Frösche:
    Im Wasser, im Wasser,
    Da ist es noch nasser
    Als auf der Erde,
    Und ohne Beschwerde
    Erquicken
    Wir uns an den Sonnenblicken.
    Chor der Maulwürfe:
    Was doch die Leute Unsinn schwatzen
    Von Strahlen und von Sonnenblicken!
    Wir fühlen nur ein warmes Jücken,
    Und pflegen uns alsdann zu kratzen.
    Ein Glühwurm spricht:
    Wie sich die Sonne wichtig macht,
    Mit ihrer kurzen Tagespracht!
    So unbescheiden zeig ich mich nicht,
    Und bin doch auch ein großes Licht,
    In der Nacht, in der Nacht!
    6.
Unstern
    Der Stern erstrahlte so munter,
    Da fiel er vom Himmel herunter.
    Du fragst mich, Kind, was Liebe ist?
    Ein Stern in einem Haufen Mist.
    Wie’n räudiger Hund, der verrecket,
    So liegt er mit Unrat bedecket.
    Es kräht der Hahn, die Sau, sie grunzt,
    Im Kote wälzt sich ihre Brunst.
    Oh, fiel’ ich doch in den Garten,
    Wo die Blumen meiner harrten,
    Wo ich mir oft gewünschet hab
    Ein reinliches Sterben, ein duftiges Grab!
    7.
Anno 1829
    Daß ich bequem verbluten kann,
    Gebt mir ein edles, weites Feld!
    Oh, laßt mich nicht ersticken hier
    In dieser engen Krämerwelt!
    Sie essen gut, sie trinken gut,
    Erfreun sich ihres Maulwurfglücks,
    Und ihre Großmut ist so groß
    Als wie das Loch der Armenbüchs’.
    Zigarren tragen sie im Maul
    Und in der Hosentasch’ die Händ’;
    Auch die Verdauungskraft ist gut –
    Wer sie nur selbst verdauen könnt!
    Sie handeln mit den Spezerei’n
    Der ganzen Welt, doch in der Luft,
    Trotz allen Würzen, riecht man stets
    Den faulen Schellfischseelenduft.
    Oh, daß ich große Laster säh,
    Verbrechen, blutig, kolossal –
    Nur diese satte Tugend nicht,
    Und zahlungsfähige Moral!
    Ihr Wolken droben, nehmt mich mit,
    Gleichviel nach welchem fernen Ort!
    Nach Lappland oder Afrika,
    Und sei’s nach Pommern – fort! nur fort!
    Oh, nehmt mich mit – sie hören nicht –
    Die Wolken droben sind so klug!
    Vorüberreisend dieser Stadt,
    Ängstlich beschleun’gen sie den Flug.
    8.
Anno 1839
    Oh, Deutschland, meine ferne Liebe,
    Gedenk ich deiner, wein ich fast!
    Das muntre Frankreich scheint mir trübe,
    Das leichte Volk wird mir zur Last.
    Nur der Verstand, so kalt und trocken,
    Herrscht in dem witzigen Paris –
    Oh, Narrheitsglöcklein, Glaubensglocken,
    Wie klingelt ihr daheim so süß!
    Höfliche Männer! Doch verdrossen
    Geb ich den art’gen Gruß zurück. –
    Die Grobheit, die ich einst genossen
    Im Vaterland, das war mein Glück!
    Lächelnde Weiber! Plappern immer,
    Wie Mühlenräder stets bewegt!
    Da lob ich Deuschlands Frauenzimmer,
    Das schweigend sich zu Bette legt.
    Und alles dreht sich hier im Kreise,
    Mit Ungestüm, wie’n toller Traum!
    Bei uns bleibt alles hübsch im Gleise,
    Wie angenagelt, rührt sich kaum.
    Mir ist, als hört’ ich fern erklingen
    Nachtwächterhörner, sanft und traut;
    Nachtwächterlieder hör ich singen,
    Dazwischen Nachtigallenlaut.
    Dem Dichter war so wohl daheime,
    In Schildas teurem Eichenhain!
    Dort wob ich meine zarten Reime
    Aus Veilchenduft und Mondenschein.
    9.
In der Frühe
    Auf dem Faubourg Saint-Marceau
    Lag der Nebel heute morgen,
    Spätherbstnebel, dicht und schwer,
    Einer weißen Nacht vergleichbar.
    Wandelnd durch die weiße Nacht,
    Schaut ich mir vorübergleiten
    Eine weibliche Gestalt,
    Die dem Mondenlicht vergleichbar.
    Ja, sie war wie Mondenlicht
    Leichthinschwebend, zart und zierlich;
    Solchen schlanken Gliederbau
    Sah ich hier in Frankreich niemals.
    War es Luna selbst vielleicht,
    Die sich heut bei einem schönen,
    Zärtlichen Endymion
    Des Quartier Latin verspätet?
    Auf dem Heimweg dacht ich nach:
    Warum floh sie meinen Anblick?
    Hielt die Göttin mich vielleicht
    Für den Sonnenlenker Phöbus?
    10.
Ritter Olaf
1.
    Vor dem Dome stehn zwei Männer,
    Tragen beide rote Röcke,
    Und der eine ist der König,
    Und der Henker ist der andre.
    Und zum Henker

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