Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
liebt sich so lieblich im Lenze!
    14.
Ali Bei
    Ali Bei, der Held des Glaubens,
    Liegt beglückt in Mädchenarmen.
    Vorgeschmack des Paradieses
    Gönnt ihm Allah schon auf Erden.
    Odalisken, schön wie Huris,
    Und geschmeidig wie Gazellen –
    Kräuselt ihm den Bart die eine,
    Glättet seine Stirn die andre.
    Und die dritte schlägt die Laute,
    Singt und tanzt, und küßt ihn lachend
    Auf das Herz, worin die Flammen
    Aller Seligkeiten lodern.
    Aber draußen plötzlich schmettern
    Die Trompeten, Schwerter rasseln,
    Waffenruf und Flintenschüsse –
    »Herr, die Franken sind im Anmarsch!«
    Und der Held besteigt sein Schlachtroß,
    Fliegt zum Kampf, doch wie im Traume; –
    Denn ihm ist zu Sinn, als läg er
    Immer noch in Mädchenarmen.
    Während er die Frankenköpfe
    Dutzendweis’ heruntersäbelt,
    Lächelt er wie ein Verliebter,
    Ja, er lächelt sanft und zärtlich.
    15.
Psyche
    In der Hand die kleine Lampe,
    In der Brust die große Glut,
    Schleichet Psyche zu dem Lager,
    Wo der holde Schläfer ruht.
    Sie errötet und sie zittert,
    Wie sie seine Schönheit sieht –
    Der enthüllte Gott der Liebe,
    Er erwacht und er entflieht.
    Achtzehnhundertjähr’ge Buße!
    Und die Ärmste stirbt beinah!
    Psyche fastet und kasteit sich,
    Weil sie Amorn nackend sah.
    16.
Die Unbekannte
    Meiner goldgelockten Schönen
    Weiß ich täglich zu begegnen,
    In dem Tuileriengarten,
    Unter den Kastanienbäumen.
    Täglich geht sie dort spazieren,
    Mit zwei häßlich alten Damen –
    Sind es Tanten? Sind’s Dragoner,
    Die vermummt in Weiberröcken?
    Niemand konnt mir Auskunft geben,
    Wer sie sei. Bei allen Freunden
    Frug ich nach, und stets vergebens!
    Ich erkrankte fast vor Sehnsucht.
    Eingeschüchtert von dem Schnurrbart
    Ihrer zwei Begleiterinnen,
    Und von meinem eignen Herzen
    Noch viel strenger eingeschüchtert,
    Wagt ich nie ein seufzend Wörtchen
    Im Vorübergehn zu flüstern,
    Und ich wagte kaum mit Blicken
    Meine Flamme zu bekunden.
    Heute erst hab ich erfahren
    Ihren Namen. Laura heißt sie,
    Wie die schöne Provenzalin,
    Die der große Dichter liebte.
    Laura heißt sie! Nun da bin ich
    Just so weit wie einst Petrarca,
    Der das schöne Weib gefeiert
    In Kanzonen und Sonetten.
    Laura heißt sie! Wie Petrarca
    Kann ich jetzt platonisch schwelgen
    In dem Wohllaut dieses Namens –
    Weiter hat er’s nie gebracht.
    17.
Wechsel
    Mit Brünetten hat’s eine Ende!
    Ich gerate dieses Jahr
    Wieder in die blauen Augen,
    Wieder in das blonde Haar.
    Die Blondine, die ich liebe,
    Ist so fromm, so sanft, so mild!
    In der Hand den Lilienstengel,
    Wäre sie ein Heil’genbild.
    Schlanke, schwärmerische Glieder,
    Wenig Fleisch, sehr viel Gemüt;
    Und für Liebe, Hoffnung, Glaube
    Ihre ganze Seele glüht.
    Sie behauptet, sie verstünde
    Gar kein Deutsch – ich glaub es nicht.
    Niemals hättest du gelesen
    Klopstocks himmlisches Gedicht?
    18.
Fortuna
    Frau Fortuna, ganz umsunst
    Tust du spröde! deine Gunst
    Weiß ich mir, durch Kampf und Ringen,
    Zu erbeuten, zu erzwingen.
    Überwältigt wirst du doch,
    Und ich spanne dich ins Joch,
    Und du streckst am End’ die Waffen –
    Aber meine Wunden klaffen.
    Es verströmt mein rotes Blut,
    Und der schöne Lebensmut
    Will erlöschen; ich erliege
    Und ich sterbe nach dem Siege.
    19.
Klagelied eines altdevtschen Jünglings
    Wohl dem, dem noch die Tugend lacht,
    Weh dem, der sie verlieret!
    Es haben mich armen Jüngling
    Die bösen Gesellen verführet.
    Sie haben mich um mein Geld gebracht,
    Mit Karten und mit Knöcheln;
    Es trösteten mich die Mädchen,
    Mit ihrem holden Lächeln.
    Und als sie mich ganz besoffen gemacht
    Und meine Kleider zerrissen,
    Da ward ich armer Jüngling
    Zur Tür hinausgeschmissen.
    Und als ich des Morgens früh erwacht,
    Wie wundr’ ich mich über die Sache!
    Da saß ich armer Jüngling
    Zu Kassel auf der Wache. –
    20.
Laß ab!
    Der Tag ist in die Nacht verliebt,
    Der Frühling in den Winter,
    Das Leben verliebt in den Tod –
    Und du, du liebest mich!
    Du liebst mich – schon erfassen dich
    Die grauenhaften Schatten,
    All deine Blüte welkt,
    Und deine Seele verblutet.
    Laß ab von mir, und liebe nur
    Die heiteren Schmetterlinge,
    Die da gaukeln im Sonnenlicht –
    Laß ab von mir und dem Unglück.
21.
Frau Mette
    Nach dem Dänischen
    Herr Peter und Bender saßen beim Wein,
    Herr Bender sprach: »Ich wette,
    Bezwänge dein Singen die ganze Welt,
    Doch nimmer bezwingt es Frau Mette.«
    Herr Peter sprach: »Ich wette mein Roß,
    Wohl gegen deine Hunde,
    Frau Mette sing ich nach

Weitere Kostenlose Bücher