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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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suevischen Feldherrn.
Heil, Hermann! Heil dir, König von Germanien!
So ruft der Suev, auf König Marbods Wort!
     
    Fust (vortretend).
Heil, ruf auch ich, beim Jupiter!
     
    Gueltar.     Und ich!
     
    Wolf und Thuiskomar.
Heil, König Hermann, alle Deutschen dir!
     
    (Marbod steht auf.)
     
    Hermann (umarmt ihn).
Laß diese Sach, beim nächsten Mondlicht, uns,
Wenn die Druiden Wodan opfern,
In der gesamten Fürsten Rat, entscheiden!
     
    Marbod.
Es sei! Man soll im Rat die Stimmen sammeln.
Doch bis dahin, das weigre nicht,
Gebeutst du als Regent und führst das Heer!
     
    Dagobert und Selgar.
So seis! – Beim Opfer soll die Wahl entscheiden.
     
    Marbod (indem er einige Schritte zurückweicht).
Hier übergeb ich, Oberster der Deutschen,
(Er winkt der Wache.)
Den ich in Waffen aufgefangen,
Aristan, Fürsten dir der Ubier!
     
    Hermann (wendet sich ab).
Weh mir! Womit muß ich mein Amt beginnen?
     
    Marbod.
Du wirst nach deiner Weisheit hier verfahren.
     
    Hermann (zu Aristan).
– Du hattest, du Unseliger, vielleicht
Den Ruf, den ich den deutschen Völkern,
Am Tag der Schlacht erlassen, nicht gelesen?
     
    Aristan (keck).
Ich las, mich dünkt, ein Blatt von deiner Hand,
Das für Germanien in den Kampf mich rief!
Jedoch was galt Germanien mir?
Der Fürst bin ich der Ubier,
Beherrscher eines freien Staats,
In Fug und Recht, mich jedem, wer es sei,
Und also auch dem Varus zu verbinden!
     
    Hermann.
Ich weiß, Aristan. Diese Denkart kenn ich.
Du bist imstand und treibst mich in die Enge,
Fragst, wo und wann Germanien gewesen?
Ob in dem Mond? Und zu der Riesen Zeiten?
Und was der Witz sonst an die Hand dir gibt;
Doch jetzo, ich versuchte dich, jetzt wirst du
Mich schnell begreifen, wie ich es gemeint:
Führt ihn hinweg und werft das Haupt ihm nieder!
     
    Aristan (erblaßt).
Wie, du Tyrann! Du scheutest dich so wenig –?
     
    Marbod (halblaut, zu Wolf).
Die Lektion ist gut.
     
    Wolf.       Das sag ich auch.
     
    Fust.
Was gilts, er weiß jetzt, wo Germanien liegt?
     
    Aristan.
Hört mich, ihr Brüder –!
     
    Hermann. Führet ihn hinweg!
Was kann er sagen, das ich nicht schon weiß?
     
    (Aristan wird abgeführt.)
     
    Ihr aber kommt, ihr wackern Söhne Teuts,
Und laßt, im Hain der stillen Eichen,
Wodan für das Geschenk des Siegs uns danken! –
Uns bleibt der Rhein noch schleunig zu ereilen,
Damit vorerst der Römer keiner
Von der Germania heilgem Grund entschlüpfe:
Und dann – nach Rom selbst mutig aufzubrechen!
Wir oder unsre Enkel, meine Brüder!
Denn eh doch, seh ich ein, erschwingt der Kreis der Welt
Vor dieser Mordbrut keine Ruhe,
Als bis das Raubnest ganz zerstört,
Und nichts, als eine schwarze Fahne,
Von seinem öden Trümmerhaufen weht!
     

PENTHESILE A

     
     
    Das Stück wurde 1808 geschrieben und ist ein viel diskutiertes Drama von Kleist aus dem Jahre 1808. In ihm thematisiert er den Konflikt zwischen einem stark fühlenden Individuum und einer gesellschaftlichen Ordnung, die dem natürlichen Empfinden desselben in unnatürlicher Weise entgegensteht.
    Penthesilea ist die Königin der Amazonen. Dieses Volk, das aufgrund seiner grausamen Vorgeschichte keine Männer unter sich duldet, erhält sich durch einen ungewöhnlichen Brauch am Leben: Der Gott Mars wählt für die Amazonen ein Volk, aus dem diese sich im Kampf Männer erobern sollen, die sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mit sich nehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt werden die Männer wieder in die Freiheit entlassen. Der aus dieser Verbindung entstehende männliche Nachwuchs wird getötet. Nur die Mädchen bleiben am Leben und werden zu neuen Kriegerinnen ausgebildet. Individuelle Partnerwahl ist durch das Amazonengesetz untersagt, denn Mars wählt für jede Amazone den Partner, den diese im Kampf bezwingen muss. Dieses Gesetz, das Fern aus der Urne alles Heiligen kommt und dessen Entstehungsgrund der Kriegerin unbekannt bleibt und geheimnisvoll in Wolken sich verhüllt, wird von Penthesilea in seiner Beschaffenheit nicht hinterfragt. Der ersten Mütter Wort entschied es, so heißt es.

Penthesileia stirbt durch das Schwert des Achilleus (griechische Keramik, ca. 460 v. Chr.)

Personen:
     
    Penthesilea, Königinn der Amazonen.
    Prothoe, Meroe und Asteria, Fürstinnen der Amazonen.
    Die Ober-Priesterinnen der Diana
    Achilles, Odysseus, Diomedes und Antilochus, Könige des Griechenvolks.
    Griechen und Amazonen
    Scene: Schlachtfeld bei Troja.

Erster Auftritt.
     
    Odysseus und Diomedes (von der einen Seite) Antilochus (von der

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