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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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ab.)
     
     
     
    Szene: Teutoburger Wald. Schlachtfeld. Es ist Tag.
     

Zwanzigster Auftritt
     
    Marbod, von Feldherren umringt, steht auf einem Hügel und schaut in die Ferne. – Komar tritt auf.
     
    Komar.
Sieg! König Marbod! Sieg! Und wieder, Sieg!
Von allen zwei und dreißig Seiten,
Durch die der Wind in Deutschlands Felder bläst!
     
    Marbod (von dem Hügel herabsteigend).
Wie steht die Schlacht, sag an?
     
    Ein Feldherr. Laß hören, Komar,
Und spar die lusterfüllten Worte nicht!
     
    Komar.
Wir rückten, wie du weißt, beim ersten Strahl der Sonne,
Arminius’ Plan gemäß, auf die Legionen los;
Doch hier, im Schatten ihrer Adler,
Hier wütete die Zwietracht schon:
Die deutschen Völker hatten sich empört,
Und rissen heulend ihre Kette los.
Dem Varus eben doch, – der schnell, mit allen Waffen,
Dem pfeilverletzten Eber gleich,
Auf ihren Haufen fiel, erliegen wollten sie:
Als Brunold hülfreich schon, mit deinem Heer erschien,
Und ehe Hermann noch den Punkt der Schlacht erreicht,
Die Schlacht der Freiheit völlig schon entschied.
Zerschellt ward nun das ganze Römerheer,
Gleich einem Schiff, gewiegt in Klippen,
Und nur die Scheitern hülflos irren
Noch, auf dem Ozean des Siegs, umher!
     
    Marbod.
So traf mein tapfres Heer der Sueven wirklich
Auf Varus früher ein, als die Cherusker?
     
    Komar.
Sie trafen früher ihn! Arminius selbst,
Er wird gestehn, daß du die Schlacht gewannst!
     
    Marbod.
Auf jetzt, daß ich den Trefflichen begrüße!
     
    (Alle ab.)
     

Einundzwanzigster Auftritt
     
    Varus (tritt verwundet auf).
Da sinkt die große Weltherrschaft von Rom
Vor eines Wilden Witz zusammen,
Und kommt, die Wahrheit zu gestehn,
Mir wie ein dummer Streich der Knaben vor!
Rom, wenn, gebläht von Glück, du mit drei Würfeln doch,
Nicht neunzehn Augen werfen wolltest!
Die Zeit noch kehrt sich, wie ein Handschuh um,
Und über uns seh ich die Welt regieren,
Jedwede Horde, die der Kitzel treibt. –
Da naht der Derwisch mir, Armin, der Fürst der Uren,
Der diese Sprüche mich gelehrt. –
Der Rhein, wollt ich, wär zwischen mir und ihm!
Ich warf, von Scham erfüllt, dort in dem Schilf des Moors,
Mich in des eignen Schwertes Spitze schon;
Doch meine Ribbe, ihm verbunden,
Beschirmte mich; mein Schwert zerbrach,
Und nun bin ich dem seinen aufgespart. –
Fänd ich ein Pferd nur, das mich rettete.
     

Zweiundzwanzigster Auftritt
     
    Hermann mit bloßem Schwert, von der einen Seite, Fust, Fürst der Cimbern, und Gueltar, Fürst der Nervier, von der andern, treten hitzig auf. – Varus.
     
    Hermann.
Steh, du Tyrannenknecht, dein Reich ist aus!
     
    Fust.
Steh, Höllenhund!
     
    Gueltar.      Steh, Wolf vom Tiberstrande,
Hier sind die Jäger, die dich fällen wollen!
     
    (Fust und Gueltar stellen sich auf Hermanns Seite.)
     
    Varus (nimmt ein Schwert auf).
Nun will ich tun, als führt ich zehn Legionen!
Komm her, du dort im Fell des zottgen Löwen,
Und laß mich sehn, ob du Herakles bist!
     
    (Hermann und Varus bereiten sich zum Kampf.)
     
    Fust (sich zwischen sie werfend).
Halt dort, Armin! Du hast des Ruhms genug.
     
    Gueltar (ebenso).
Halt, sag auch ich!
     
    Fust.       Quintilius Varus
Ist mir, und wenn ich sinke, dem verfallen!
     
    Hermann (betroffen).
Wem! Dir? Euch? – Ha! Sieh da! Mit welchem Recht?
     
    Fust.
Das Recht, bei Mana, wenn du es verlangst,
Mit Blut schreib ichs auf deine schöne Stirn!
Er hat in Schmach und Schande mich gestürzt,
An Deutschland, meinem Vaterlande,
Der Mordknecht, zum Verräter mich gemacht:
Den Schandfleck wasch ich ab in seinem Blute,
Das hab ich heut, das mußt du wissen,
Gestreckt am Boden heulend, mir,
Als mir dein Brief kam, Göttlicher, gelobt!
     
    Hermann.
Gestreckt am Boden heulend! Sei verwünscht,
Gefallner Sohn des Teut, mit deiner Reue!
Soll ich von Schmach dich rein zu waschen,
Den Ruhm, beim Jupiter, entbehren,
Nach dem ich durch zwölf Jahre treu gestrebt?
Komm her, fall aus und triff – und verflucht sei,
Wer jenen Römer ehr berührt,
Als dieser Streit sich zwischen uns gelöst!
     
    (Sie fechten.)
     
    Varus (für sich).
Ward solche Schmach im Weltkreis schon erlebt?
Als wär ich ein gefleckter Hirsch,
Der, mit zwölf Enden durch die Forsten bricht!
     
    Hermann (hält inne).
     
    Gueltar.
Sieg, Fust, halt ein! Das Glück hat dir entschieden.
     
    Fust.
Wem? Mir? – Nein, sprich!
     
    Gueltar.    Beim Styx! Er kanns nicht leugnen.
Blut rötet ihm den Arm!
     
    Fust.    Was! Traf ich dich?
     
    Hermann (indem er sich den Arm

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