Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
zu Ventidius.)
     
    Ventidius.
Gertrud, bist dus?
     
    Thusnelda.     Ich bins.
     
    Ventidius.   O sei willkommen,
Du meiner Juno süße Iris,
Die mir Elysium eröffnen soll! –
Komm, gib mir deine Hand, und leite mich!
– Mit wem sprachst du?
     
    Thusnelda. Thusnelden, meiner Fürstin.
     
    Ventidius.
Thusnelden! Wie du mich entzückst!
Mir wär die Göttliche so nah?
     
    Thusnelda.
Im Park, dem Wunsch gemäß, den du geäußert,
Und heißer Brunst voll harrt sie schon auf dich!
     
    Ventidius.
O so eröffne schnell die Tore mir!
Komm her! Der Saturniden Wonne
Ersetzt mir solche Augenblicke nicht!
     
    (Thusnelda läßt ihn ein. Wenn er die Tür hinter sich hat, wirft sie dieselbe mit Heftigkeit zu, und zieht den Schlüssel ab.)
     

Achtzehnter Auftritt
     
    Ventidius innerhalb des Gitters. Thusnelda und Gertrud.
– Nachher Childerich, der Zwingerwärter.
     
    Ventidius (mit Entsetzen).
Zeus, du, der Götter und der Menschen Vater!
Was für ein Höllen-Ungetüm erblick ich?
     
    Thusnelda (durch das Gitter).
Was gibts, Ventidius? Was erschreckt dich so?
     
    Ventidius.
Die zottelschwarze Bärin von Cheruska,
Steht, mit gezückten Tatzen, neben mir!
     
    Gertrud (in die Szene eilend).
Du Furie, gräßlicher, als Worte sagen
– He, Childerich! Herbei! Der Zwingerwärter!
     
    Thusnelda.
Die Bärin von Cheruska?
     
    Gertrud.   Childrich! Childrich!
     
    Thusnelda.
Thusnelda, bist du klug, die Fürstin ists,
Von deren Haupt der Livia zur Probe,
Du jüngst die seidne Locke abgelöst!
Laß den Moment, dir günstig, nicht entschlüpfen,
Und ganz die Stirn jetzt schmeichelnd scher ihr ab!
     
    Ventidius.
Zeus, du, der Götter und der Menschen Vater,
Sie bäumt sich auf, es ist um mich geschehn!
     
    Childerich (tritt auf).
Ihr Rasenden! Was gibts? Was machtet ihr?
Wen ließt ihr in den Zwinger ein, sagt an?
     
    Gertrud.
Ventidius, Childrich, Roms Legat, ist es!
Errett ihn, bester aller Menschenkinder,
Eröffn’ den Pfortenring und mach ihn frei!
     
    Childerich.
Ventidius, der Legat? Ihr heilgen Götter!
(Er bemüht sich das Gitter zu öffnen.)
     
    Thusnelda (durch das Gitter).
Ach, wie die Borsten, Liebster, schwarz und starr,
Der Livia, deiner Kaiserin, werden stehn,
Wenn sie um ihren Nacken niederfallen!
Statthalter von Cheruska, grüß ich dich!
Das ist der mindste Lohn, du treuer Knecht,
Der dich für die Gefälligkeit erwartet!
     
    Ventidius.
Zeus, du, der Götter und der Menschen Vater,
Sie schlägt die Klaun in meine weiche Brust!
     
    Thusnelda.
Thusneld? O was!
     
    Childerich.      Wo ist der Schlüssel, Gertrud?
     
    Gertrud.
Der Schlüssel, Gott des Himmels, steckt er nicht?
     
    Childerich.
Der Schlüssel, nein!
     
    Gertrud.       Er wird am Boden liegen.
– Das Ungeheu’r! Sie hält ihn in der Hand.
(Auf Thusnelda deutend.)
     
    Ventidius (schmerzvoll).
Weh mir! Weh mir!
     
    Gertrud (zu Childerich)
  Reiß ihr das Werkzeug weg!
     
    Thusnelda.
Sie sträubt sich dir?
     
    Childerich (da Thusnelda den Schlüssel verbirgt).
  Wie, meine Königin?
     
    Gertrud.
Reiß ihr das Werkzeug, Childerich, hinweg!
     
    (Sie bemühen sich, ihr den Schlüssel zu entwinden.)
     
    Ventidius.
Ach! O des Jammers! Weh mir! O Thusnelda!
     
    Thusnelda.
Sag ihr, daß du sie liebst, Ventidius,
So hält sie still und schenkt die Locken dir!
(Sie wirft den Schlüssel weg und fällt in Ohnmacht.)
     
    Gertrud.
Die Gräßliche! – Ihr ewgen Himmelsmächte!
Da fällt sie sinnberaubt mir in den Arm!
(Sie läßt die Fürstin auf einen Sitz nieder.)
     

Neunzehnter Auftritt
     
    Astolf und ein Haufen cheruskischer Krieger treten auf. – Die Vorigen.
     
    Astolf.
Was gibts, ihr Fraun? Was für ein Jammerruf,
Als ob der Mord entfesselt wäre,
Schallt aus dem Dunkel jener Eichen dort?
     
    Childerich.
Fragt nicht und kommt und helft das Gitter mir zersprengen!
     
    (Die Cherusker stürzen in den Park. Pause. – Bald darauf die Leiche des Ventidius, von den Cheruskern getragen, und Childerich mit der Bärin.)
     
    Astolf (läßt die Leiche vor sich niederlegen).
Ventidius, der Legate Roms! –
Nun, bei den Göttern von Walhalla,
So hab ich einen Spieß an ihm gespart!
     
    Gertrud (aus dem Hintergrund).
Helft mir, ihr Leut, ins Zelt die Fürstin führen!
     
    Astolf.
Helft ihr!
     
    Ein Cherusker.
      Bei allen Göttern, welch ein Vorfall?
     
    Astolf.
Gleichviel! Gleichviel! Auf! Folgt zum Crassus mir,
Ihn, eh er noch die Tat erfuhr,
Ventidius, dem Legaten nachzuschicken!
     
    (Alle

Weitere Kostenlose Bücher