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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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erstanden!
Wohin flücht ich, Elender, vor mir selbst?
Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte,
Mein Pferd könnt ich, in meiner Wut, besteigen,
Und suchen, wo der Keil mein Haupt zerschlägt!
Was ist zu tun, mein Herz? Was ist zu lassen?
     

Siebenter Auftritt
     
    Kunigunde, in ihrem gewöhnlichen Glanz, Rosalie und die alte Sybille, die schwächlich, auf Krücken, durch die Mitteltür abgeht.
     
    Kunigunde.
Sieh da, Graf Friederich! Was für ein Anlaß
Führt Euch so früh in meine Zimmer her?
     
    Der Graf vom Strahl (indem er die Sybille mit den Augen verfolgt).
Was! Sind die Hexen doppelt?
     
    Kunigunde (sieht sich um).     Wer?
     
    Der Graf vom Strahl (faßt sich).     Vergebt!
Nach Eurem Wohlsein wollt ich mich erkunden.
     
    Kunigunde.
Nun? – Ist zur Hochzeit alles vorbereitet?
     
    Der Graf vom Strahl (indem er näher tritt und sie prüft).
Es ist, bis auf den Hauptpunkt, ziemlich alles –
     
    Kunigunde. (weicht zurück).
Auf wann ist sie bestimmt?
     
    Der Graf vom Strahl.      Sie wars – auf morgen.
     
    Kunigunde (nach einer Pause).
Ein Tag mit Sehnsucht längst von mir erharrt!
- Ihr aber seid nicht froh, dünkt mich, nicht heiter?
     
    Der Graf vom Strahl (verbeugt sich).
Erlaubt! ich bin der Glücklichste der Menschen!
     
    Rosalie (traurig).
Ists wahr, daß jenes Kind, das Käthchen, gestern,
Das Ihr im Schloß beherbergt habt –?
     
    Der Graf vom Strahl. O Teufel!
     
    Kunigunde (betreten).
Was fehlt Euch? Sprecht!
     
    Rosalie (für sich).     Verwünscht!
     
    Der Graf vom Strahl (faßt sich).      – Das Los der Welt!
Man hat sie schon im Kirchhof beigesetzt.
     
    Kunigunde.
Was Ihr mir sagt!
     
    Rosalie.       Jedoch noch nicht begraben?
     
    Kunigunde.
Ich muß sie doch im Leichenkleid noch sehn.
     

Achter Auftritt
     
    Ein Diener tritt auf. Die Vorigen.
     
    Diener.
Gottschalk schickt einen Boten, gnädger Herr,
Der Euch im Vorgemach zu sprechen wünscht!
     
    Kunigunde.
Gottschalk?
     
    Rosalie.     Von wo?
     
    Der Graf vom Strahl.   Vom Sarge der Verblichnen!
Laßt Euch im Putz, ich bitte sehr, nicht stören! (Ab.)
     

Neunter Auftritt
     
    Kunigunde und Rosalie.
     
    (Pause.)
     
    Kunigunde (ausbrechend)
Er weiß, umsonst ists, alles hilft zu nichts,
Er hats gesehn, es ist um mich getan!
     
    Rosalie.
Er weiß es nicht!
     
    Kunigunde.      Er weiß!
     
    Rosalie.   Er weiß es nicht!
Ihr klagt, und ich, vor Freuden möcht ich hüpfen.
Er steht im Wahn, daß die, die hier gesessen,
Sybille, meine Mutter, sei gewesen;
Und nimmer war ein Zufall glücklicher
Als daß sie just in Eurem Zimmer war;
Schnee, im Gebirg gesammelt, wollte sie,
Zum Waschen eben Euch ins Becken tragen.
     
    Kunigunde.
Du sahst, wie er mich prüfte, mich ermaß.
     
    Rosalie. Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin
So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten!
Laßt sein, daß ihm von fern ein Zweifel kam;
Daß Ihr Euch zeigtet, groß und schlank und herrlich,
Schlägt seinen Zweifel völlig wieder nieder.
Des Todes will ich sterben, wenn er nicht,
Den Handschuh jedem hinwirft, der da zweifelt,
Daß ihr die Königin der Frauen seid.
O seid nicht mutlos! Kommt und zieht Euch an;
Der nächsten Sonne Strahl, was gilts begrüßt Euch,
Als Gräfin Kunigunde Wetterstrahl!
     
    Kunigunde.
Ich wollte, daß die Erde mich verschlänge!
     
    (Ab.)
     
     
Szene: Das Innere einer Höhle mit der Aussicht auf eine Landschaft.
     

Zehnter Auftritt
     
    Käthchen, in einer Verkleidung, sitzt traurig auf einem Stein, den Kopf an die Wand gelehnt. Graf Otto von der Flühe, Wenzel von Nachtheim, Hans von Bärenklau, in der Tracht kaiserlicher Reichsräte, und Gottschalk treten auf. Gefolge, zuletzt der Kaiser und Theobald, welche in Mänteln verhüllt, im Hintergrunde bleiben.
     
    Graf Otto (eine Pergamentrolle in der Hand).
Jungfrau von Heilbronn! Warum herbergst du,
Dem Sperber gleich, in dieser Höhle Raum?
     
    Käthchen (steht auf).
O Gott! Wer sind die Herrn?
     
    Gottschalk.   Erschreckt sie nicht! –
Der Anschlag einer Feindin, sie zu töten,
Zwang uns, in diese Berge sie zu flüchten.
     
    Graf Otto.
Wo ist dein Herr, der Reichsgraf, dem du dienst?
     
    Käthchen.
Ich weiß es nicht.
     
    Gottschalk.      Er wird sogleich erscheinen!
     
    Graf Otto (gibt ihr das Pergament).
Nimm diese Rolle hier; es ist ein Schreiben,
Verfaßt von kaiserlicher Majestät.
Durchfleuchs und folge mir; hier ist kein Ort,
Jungfraun, von deinem Range, zu bewirten;
Worms nimmt fortan, in

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