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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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seinem Schloß, dich auf!
     
    Der Kaiser (im Hintergrund).
Ein lieber Anblick!
     
    Theobald.       O ein wahrer Engel!
     

Eilfter Auftritt
     
    Der Graf vom Strahl tritt auf. Die Vorigen.
     
    Der Graf vom Strahl (betroffen).
Reichsrät, in festlichem Gepräng, aus Worms!
     
    Graf Otto.
Seid uns gegrüßt, Herr Graf!
     
    Der Graf vom Strahl.     – Was bringt Ihr mir?
     
    Graf Otto.
Ein kaiserliches Schreiben dieser Jungfrau!
Befragt sie selbst; sie wird es Euch bedeuten.
     
    Der Graf vom Strahl.
O Herz, was pochst du? (Zu Käthchen.) Kind, was hältst du da?
     
    Käthchen.
Weiß nit, mein hoher Herr. –
     
    Gottschalk.   Gib, gib, mein Herzchen.
     
    Der Graf vom Strahl (liest).
»Der Himmel, wisset, hat mein Herz gestellt,
Das Wort des Auserwählten einzulösen.
Das Käthchen ist nicht mehr des Theobalds,
Des Waffenschmieds, der mir sie abgetreten,
Das Käthchen fürderhin ist meine Tochter,
Und Katharina heißt sie jetzt von Schwaben.«
    (Er durchblättert die andern Papiere.)
Und hier: »Kund sei« – Und hier: »das Schloß zu Schwabach« –
     
    (Kurze Pause.)
     
    Nun möcht ich vor der Hochgebenedeiten
In Staub mich werfen, ihren Fuß ergreifen,
Und mit des Danks glutheißer Träne waschen.
     
    Käthchen (setzt sich).
Gottschalk, hilf, steh mir bei; mir ist nicht wohl!
     
    Der Graf vom Strahl (zu den Räten).
Wo ist der Kaiser? Wo der Theobald?
     
    Der Kaiser (indem beide ihre Mäntel abwerfen).
Hier sind sie!
     
    Käthchen (steht auf). Gott im hohen Himmel! Vater!
    (Sie eilt auf ihn zu; er empfängt sie.)
     
    Gottschalk (für sich).
Der Kaiser! Ei, so wahr ich bin! Da steht er!
     
    Der Graf vom Strahl.
Nun, sprich du – Göttlicher! Wie nenn ich dich?
- Sprich, las ich recht?
     
    Der Kaiser.      Beim Himmel, ja, das tatst du!
Die einen Cherubim zum Freunde hat,
Der kann mit Stolz ein Kaiser Vater sein!
Das Käthchen ist die Erst’ itzt vor den Menschen,
Wie sies vor Gott längst war; wer sie begehrt,
Der muß bei mir jetzt würdig um sie frein.
     
    Der Graf vom Strahl (beugt ein Knie vor ihm).
Nun, hier auf Knieen bitt ich: gib sie mir!
     
    Der Kaiser. Herr Graf! Was fällt Ihm ein?
     
    Der Graf vom Strahl. Gib, gib sie mir!
Welch andern Zweck ersänn ich deiner Tat?
     
    Der Kaiser.
So! Meint Er das? – Der Tod nur ist umsonst,
Und die Bedingung setz ich dir.
     
    Der Graf vom Strahl.      Sprich! Rede!
     
    Der Kaiser (ernst).
In deinem Haus den Vater nimmst du auf!
     
    Der Graf vom Strahl.
Du spottest!
     
    Der Kaiser.    Was! du weigerst dich?
     
    Der Graf vom Strahl. In Händen!
In meines Herzens Händen nehm ich ihn!
     
    Der Kaiser (zu Theobald).
Nun, Alter; hörtest du?
     
    Theobald (fährt ihm Käthchen zu). So gib sie ihm!
Was Gott fügt, heißt es, soll der Mensch nicht scheiden.
     
    Der Graf vom Strahl (steht auf, und nimmt Käthchens Hand).
Nun denn, zum Sel’gen hast du mich gemacht! –
Laßt einen Kuß mich, Väter, einen Kuß nur
Auf ihre himmelsüßen Lippen drücken.
Hätt ich zehn Leben, nach der Hochzeitsnacht,
Opfr’ ich sie jauchzend jedem von euch hin!
     
    Der Kaiser.
Fort jetzt! daß er das Rätsel ihr erkläre!
     
    (Ab.)
     

Zwölfter Auftritt
     
    Der Graf vom Strahl und das Käthchen.
     
    Der Graf vom Strahl (indem er sie bei der Hand nimmt, und sich setzt).
Nun denn, mein Käthchen, komm! komm her, o Mädchen!
Mein Mund hat jetzt dir etwas zu vertraun.
     
    Käthchen.
Mein hoher Herr! Sprich! Was bedeutet mir –?
     
    Der Graf vom Strahl.
Zuerst, mein süßes Kind, muß ich dir sagen,
Daß ich mit Liebe dir, unsäglich, ewig,
Durch alle meine Sinne zugetan.
Der Hirsch, der von der Mittagsglut gequält,
Den Grund zerwühlt, mit spitzigem Geweih,
Er sehnt sich so begierig nicht,
Vom Felsen in den Waldstrom sich zu stürzen,
Den reißenden, als ich, jetzt, da du mein bist,
In alle deine jungen Reize mich.
     
    Käthchen (schamrot).
Jesus! Was sprichst du? Ich versteh dich nicht.
     
    Der Graf vom Strahl.
Vergib mir, wenn mein Wort dich oft gekränkt,
Beleidigt; meine roh mißhandelnde
Gebärde dir zuweilen weh getan.
Denk ich, wie lieblos einst mein Herz geeifert,
Dich von mir wegzustoßen – und seh ich gleichwohl jetzo dich
So voll von Huld und Güte vor mir stehn,
Sieh, so kommt Wehmut, Käthchen, über mich,
Und meine Tränen halt ich nicht zurück. (Er weint.)
     
    Käthchen (ängstlich).
Himmel! Was fehlt dir? Was bewegt dich so?
Was hast du mir getan? Ich weiß von nichts.
     
    Der Graf vom Strahl.
O

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