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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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durch eine Reutersfrau aus Rossitz.
     
    Gertrude.
Ich bat dich unter falschem Vorwand, nicht
Von dem Geschenke zu genießen, setzte
Dir selbst ein Fläschchen vor aus eignem Vorrat
Mit eingemachtem Pfirsich – aber du
Bestandst darauf, verschmähtest meine Pfirsich,
Nahmst von der Ananas, und plötzlich folgte
Ein heftiges Erbrechen. –
     
    Sylvester. Das ist seltsam;
Denn ich besinne mich noch eines Umstands –
– Ganz recht. Die Katze war mir übers Fläschchen
Mit Ananas gekommen, und ich ließ
Von Agnes mir den Pfirsich reichen. – Nicht?
Sprich, Agnes.
     
    Agnes.      Ja, so ist es.
     
    Sylvester. Ei, so hätte
Sich seltsam ja das Blatt gewendet. Denn
Die Ananas hat doch der Katze nicht
Geschadet, aber mir dein Pfirsich, den
Du selbst mir zubereitet –?
     
    Gertrude.   – Drehen freilich
Läßt alles sich. –
     
    Sylvester.      Meinst du? Nun sieh, das mein
Ich auch, und habe recht, wenn ich auf das,
Was du mir drehst, nicht achte. – Nun, genug.
Ich will mit Ernst, daß du von Philipp schweigst.
Er sei vergiftet oder nicht, er soll
Gestorben sein und weiter nichts. Ich wills.
     
    Jeronimus.
Du solltst, Sylvester, doch den Augenblick
Der jetzt dir günstig scheinet, nützen. Ist
Der Totschlag Peters ein Betrug, wie es
Fast sein muß, so ist auch Johann darin
Verwebt.
     
    Sylvester.     Betrug? Wie wär das möglich?
     
    Jeronimus.
Ei möglich wär es wohl, daß Ruperts Sohn,
Der doch ermordet sein soll, bloß gestorben,
Und daß, von der Gelegenheit gereizt,
Den Erbvertrag zu seinem Glück zu lenken,
Der Vater es verstanden, deiner Leute,
Die just vielleicht in dem Gebirge waren,
In ihrer Unschuld so sich zu bedienen,
Daß es der Welt erscheint, als hätten wirklich
Sie ihn ermordet – um mit diesem Scheine
Des Rechts sodann den Frieden aufzukünden,
Den Stamm von Warwand auszurotten, dann
Das Erbvermächtnis sich zu nehmen.
     
    Sylvester.      – Aber
Du sagtest ja, der eine meiner Leute
Hätts in dem Tode noch bekannt, er wäre
Von mir gedungen zu dem Mord.
     
    (Stillschweigen.)
     
    Jeronimus.
Der Mann, den ich gesprochen, hatte nur
Von dem Gefolterten ein Wort gehört.
     
    Sylvester.
Das war?
     
    Jeronimus.    Sylvester.
(Stillschweigen.)    Hast du denn die Leute,
Die sogenannten Mörder nicht vermißt?
Von ihren Hinterlaßnen müßte sich
Doch mancherlei erforschen lassen.
     
    Sylvester (zu den Leuten).      Rufe
Den Hauptmann einer her!
     
    Jeronimus. Von wem ich doch
Den meisten Aufschluß hoffe, ist Johann.
     
    Sylvester.
‘S ist auch kein sichrer.
     
    Jeronimus. Wie? Wenn er es nicht
Gestehen will, macht mans wie die von Rossitz,
Und wirft ihn auf die Folter.
     
    Sylvester. Nun? Und wenn
Er dann gesteht, daß Rupert ihn gedungen?
     
    Jeronimus.
So ists heraus, so ists am Tage. –
     
    Sylvester.    So?
Dann freilich bin ich auch ein Mörder.
     
    (Stillschweigen.)
     
    Jeronimus.
Aus diesem Wirrwarr finde sich ein Pfaffe!
Ich kann es nicht.
     
    Sylvester.      Ich bin dir wohl ein Rätsel?
Nicht wahr? Nun, tröste dich, Gott ist es mir.
     
    Jeronimus.
Sag kurz, was willst du tun?
     
    Sylvester. Das beste wär
Noch immer, wenn ich Rupert sprechen könnte.
     
    Jeronimus.
– ‘s ist ein gewagter Schritt. Bei seiner Rede
Am Sarge Peters schien kein menschliches,
Kein göttliches Gesetz ihm heilig, das
Dich schützt.
     
    Sylvester.    Es wäre zu versuchen. Denn
Es wagt ein Mensch oft den abscheulichen
Gedanken, der sich vor der Tat entsetzt.
     
    Jeronimus.
Er hat dir heut das Beispiel nicht gegeben.
     
    Sylvester.
Auch diese Untat, wenn sie häßlich gleich,
Doch ists noch zu verzeihn, Jeronimus.
Denn schwer war er gereizt. – Auf jeden Fall
Ist mein Gesuch so unerwarteter;
Und öfters tut ein Mensch, was man kaum hofft,
Weil mans kaum hofft.
     
    Jeronimus.       Es ist ein blinder Griff,
Man kann es treffen.
     
    Sylvester.      Ich wills wagen. Reite
Nach Rossitz, fordre sicheres Geleit,
Ich denke, du hast nichts zu fürchten.
     
    Jeronimus.    – Nein;
Ich wills versuchen. (Ab ins Tor.)
     
    Sylvester.      So leb wohl.
     
    Gertrude.    Leb wohl,
Und kehre bald mit Trost zu uns zurück.
     
    (Sylvester, Gertrude und Agnes folgen.)
     
    Agnes (hebt im Abgehen den Dolch auf).
Es gibt keinen. –
     
    Gertrude (erschrocken).
Den Dolch – er ist vergiftet, Agnes, kann
Vergiftet sein. – Wirf gleich, sogleich ihn fort.
(Agnes legt ihn nieder.)
Du sollst mit deinen Händen nichts ergreifen,
Nichts fassen, nichts

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