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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)
Autoren: Heinrich von Kleist
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ists den Leuten schon bekannt?
     
    Theistiner.
So wohl, daß sie das Haupt sogar besitzen,
Das dir die Nachricht her aus Rossitz brachte.
     
    Sylvester.
Wie meinst du das? Der Herold wär noch hier?
     
    Theistiner.
Gesteinigt, ja.
     
    Sylvester.     Gesteiniget?
     
    Theistiner.   Das Volk
War nicht zu bändigen. Sein Haupt ist zwischen
Den Eulen an den Torweg festgenagelt.
     
    Sylvester.
Unrecht ists,
Theistin, mit deinem Haupt hättst du das seine,
Das heilige, des Herolds, schützen sollen.
     
    Theistiner.
Mit Unrecht tadelst du mich, Herr, ich war
Ein Zeuge nicht der Tat, wie du wohl glaubst.
Zu seinem Leichnam kam ich – diesen hier
Jeronimus, wars just noch Zeit zu retten.
     
    Sylvester.
– Ei nun, sie mögens niederschlucken. Das
Geschehne muß stets gut sein, wie es kann.
Ganz rein, seh ich wohl ein, kanns fast nicht abgehn,
Denn wer das Schmutzge anfaßt, den besudelts.
Auch, find ich, ist der Geist von dieser Untat
Doch etwas wert, und kann zu mehr noch dienen.
Wir wollens nützen. Reite schnell ins Land,
Die sämtlichen Vasallen biete auf,
Sogleich sich in Person bei mir zu stellen,
Indessen will ich selbst von Männern, was
Hier in der Burg ist, sammeln, Reden brauchts
Nicht viel, ich stell mein graues Haupt zur Schau,
Und jedes Haar muß einen Helden werben.
Das soll den ersten Bubenanfall hemmen,
Dann, sind wir stärker, wenden wir das Blatt,
In seiner Höhle suchen wir den Wolf,
Es kann nicht fehlen, glaube mirs, es geht
Für alles ja, was heilig ist und hehr,
Für Tugend, Ehre, Weib und Kind und Leben.
     
    Theistiner.
So geh ich, Herr, noch heut vor Abend sind
Die sämtlichen Vasallen hier versammelt.
     
    Sylvester. ‘s ist gut. (Theistiner ab.)
  Franziskus, rufe mir den Burgvogt.
– Noch eins. Die beiden Waffenschmiede bringe
Gleich mit. (Der Diener ab).
(Zu Jeronimus.) Dir ist ein Unglimpf widerfahren,
Jeronimus, das tut mir leid. Du weißt ich war
Im eigentlichsten Sinn nicht gegenwärtig.
Die Leute sind mir gut, du siehsts, es war
Ein mißverstandner Eifer bloß der Treue.
Drum mußt dus ihnen schon verzeihn. Fürs Künftge
Versprech ich, will ich sorgen. Willst du fort
Nach Rossitz, kannst dus gleich, ich gebe dir
Zehn Reis’ge zur Begleitung mit.
     Ich kanns
Nicht leugnen fast, daß mir der Unfall lieb,
Versteh mich, bloß weil er dich hier verweilte,
Denn sehr unwürdig hab ich mich gezeigt,
– Nein, sage nichts. Ich weiß das. Freilich mag
Wohl mancher sinken, weil er stark ist. Denn
Die kranke abgestorbne Eiche steht
Dem Sturm, doch die gesunde stürzt er nieder,
Weil er in ihre Krone greifen kann.
– Nicht jeden Schlag ertragen soll der Mensch,
Und welchen Gott faßt, denk ich, der darf sinken,
– Auch seufzen. Denn der Gleichmut ist die Tugend
Nur der Athleten. Wir, wir Menschen fallen
Ja nicht für Geld, auch nicht zur Schau. – Doch sollen
Wir stets des Anschauns würdig aufstehn.
       Nun
Ich halte dich nicht länger. Geh nach Rossitz
Zu deinen Freunden, die du dir gewählt.
Denn hier in Warwand, wie du selbst gefunden,
Bist du seit heute nicht mehr gern gesehn.
     
    Jeronimus.
– Hast recht, hast recht – bins nicht viel besser wert,
Als daß du mir die Türe zeigst. – Bin ich
Ein Schuft in meinen Augen doch, um wie
Viel mehr in deinen. – Zwar ein Schuft, wie du
Es meinst, der bin ich nicht. – Doch kurz und gut,
Glaubt was ihr wollt. Ich kann mich nicht entschuldgen,
Mir lähmts die Zung, die Worte wollen, wie
Verschlagne Kinder, nicht ans Licht. – Ich gehe,
Nur so viel sag ich dir, ich gehe nicht
Nach Rossitz, hörst du? Und noch eins. Wenn du
Mich brauchen kannst, so sags, ich laß mein Leben
Für dich, hörst du, mein Leben. (Ab.)
     
    Gertrude.   Hör, Jerome!
– Da geht er hin. – Warum riefst du ihm nicht?
     
    Sylvester.
Verstehst du was davon, so sag es mir.
Mir ists noch immer wie ein Traum.
     
    Gertrude.    Ei nun,
Er war gewonnen von den Rossitzschen.
Denn in dem ganzen Gau ist wohl kein Ritter,
Den sie, wenns ging, uns auf den Hals nicht hetzten.
     
    Sylvester.
Allein Jeronimus! – Ja, wärs ein andrer,
So wollt ichs glauben, doch Jeronimus!
‘s ist doch so leicht nicht, in dem Augenblick
Das Werk der Jahre, Achtung, zu zerstören.
     
    Gertrude.
O ‘s ist ein teuflischer Betrug, der mich,
Ja dich mißtrauisch hätte machen können.
     
    Sylvester.
Mich selbst? Mißtrauisch gegen mich? Nun laß
Doch hören.
     
    Gertrude.     Ruperts jüngster Sohn ist wirklich
Von deinen Leuten im Gebirg
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