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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Graf vom Strahl (indem er sie bei der Hand nimmt, und sich setzt).
Nun denn, mein Käthchen, komm! komm her, o Mädchen!
Mein Mund hat jetzt dir etwas zu vertraun.
     
    Käthchen.
Mein hoher Herr! Sprich! Was bedeutet mir –?
     
    Der Graf vom Strahl.
Zuerst, mein süßes Kind, muß ich dir sagen,
Daß ich mit Liebe dir, unsäglich, ewig,
Durch alle meine Sinne zugetan.
Der Hirsch, der von der Mittagsglut gequält,
Den Grund zerwühlt, mit spitzigem Geweih,
Er sehnt sich so begierig nicht,
Vom Felsen in den Waldstrom sich zu stürzen,
Den reißenden, als ich, jetzt, da du mein bist,
In alle deine jungen Reize mich.
     
    Käthchen (schamrot).
Jesus! Was sprichst du? Ich versteh dich nicht.
     
    Der Graf vom Strahl.
Vergib mir, wenn mein Wort dich oft gekränkt,
Beleidigt; meine roh mißhandelnde
Gebärde dir zuweilen weh getan.
Denk ich, wie lieblos einst mein Herz geeifert,
Dich von mir wegzustoßen – und seh ich gleichwohl jetzo dich
So voll von Huld und Güte vor mir stehn,
Sieh, so kommt Wehmut, Käthchen, über mich,
Und meine Tränen halt ich nicht zurück. (Er weint.)
     
    Käthchen (ängstlich).
Himmel! Was fehlt dir? Was bewegt dich so?
Was hast du mir getan? Ich weiß von nichts.
     
    Der Graf vom Strahl.
O Mädchen, wenn die Sonne wieder scheint,
Will ich den Fuß in Gold und Seide legen,
Der einst auf meiner Spur sich wund gelaufen.
Ein Baldachin soll diese Scheitel schirmen,
Die einst der Mittag hinter mir versengt.
Arabien soll sein schönstes Pferd mir schicken,
Geschirrt in Gold, mein süßes Kind zu tragen,
Wenn mich ins Feld der Klang der Hörner ruft;
Und wo der Zeisig sich das Nest gebaut,
Der zwitschernde, in dem Holunderstrauch,
Soll sich ein Sommersitz dir auferbaun,
In heitern, weitverbreiteten Gemächern,
Mein Käthchen, kehr ich wieder, zu empfangen.
     
    Käthchen.
Mein Friederich! Mein angebeteter!
Was soll ich auch von dieser Rede denken?
Du willst? – Du sagst? – (Sie will seine Hand küssen.)
     
    Der Graf vom Strahl (zieht sie zurück).
  Nichts, nichts, mein süßes Kind.
    (Er küßt ihre Stirn.)
     
    Käthchen.
Nichts?
     
    Der Graf vom Strahl.
     Nichts. Vergib. Ich glaubt, es wäre morgen.
- Was wollt ich doch schon sagen? – Ja, ganz recht,
Ich wollte dich um einen Dienst ersuchen.
    (Er wischt sich die Tränen ab.)
     
    Käthchen (kleinlaut.)
Um einen Dienst? Nun, welchen? Sag nur an.
     
    (Pause.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Ganz recht. Das wars. – Du weißt, ich mache morgen Hochzeit.
Es ist zur Feier alles schon bereitet;
Am nächsten Mittag bricht der Zug,
Mit meiner Braut bereits zum Altar auf.
Nun sann ich mir ein Fest aus, süßes Mädchen,
Zu welchem du die Göttin spielen sollst.
Du sollst, aus Lieb zu deinem Herrn, für morgen
Die Kleidung, die dich deckt, beiseite legen,
Und in ein reiches Schmuckgewand dich werfen,
Das Mutter schon für dich zurecht gelegt.
- Willst du das tun?
     
    Käthchen (hält ihre Schürze vor die Augen). Ja, ja, es soll geschehn.
     
    Der Graf vom Strahl.
Jedoch recht schön; hörst du? Schlicht aber prächtig!
Recht, wies Natur und Weis in dir erheischt.
Man wird dir Perlen und Smaragden reichen;
Gern möcht ich daß du alle Fraun im Schloß,
Selbst noch die Kunigunde überstrahlst. –
Was weinst du?
     
    Käthchen.      – Ich weiß nicht, mein verehrter Herr.
Es ist ins Aug mir was gekommen.
     
    Der Graf vom Strahl. Ins Auge? Wo?
    (Er küßt ihr die Tränen aus den Augen.)
Nun komm nur fort. Es wird sich schon erhellen.
     
    (Er führt sie ab.)
     
     
Szene: Schloßplatz, zur Rechten, im Vordergrund, ein Portal. Zur Linken, mehr in der Tiefe, das Schloß, mit einer Rampe. Im Hintergrund die Kirche.
     

Dreizehnter Auftritt
     
    Marsch. Ein Aufzug. Ein Herold eröffnet ihn; darauf Trabanten. Ein Baldachin von vier Mohren getragen. In der Mitte des Schloßplatzes stehen der Kaiser, der Graf vom Strahl, Theobald, Graf Otto von der Flühe, der Rheingraf vom Stein, der Burggraf von Freiburg und das übrige Gefolge des Kaisers und empfangen den Baldachin. Unter dem Portal, rechts Fräulein Kunigunde von Thurneck im Brautschmuck, mit ihren Tanten und Vettern, um sich dem Zuge anzuschließen. Im Hintergrunde Volk, worunter Flammberg, Gottschalk, Rosalie usw.
     
    Der Graf vom Strahl. Halt hier, mit dem Baldachin! – Herold, tue dein Amt!
     
    Der Herold (ablesend). »Kund und zu wissen sei hiermit jedermann, daß der Reichsgraf, Friedrich Wetter vom Strahl, heut seine Vermählung feiert, mit Katharina, Prinzessin

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