Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
kommt ihr entgegen.)
     
    Rosalie (erschrocken).
Mein Gott! Wie kommt Ihr hier herein, Herr Graf?
- Mein Fräulein!
     
    Kunigunde (sieht sich um). Wer?
     
    Rosalie.   Seht, bitt ich Euch!
     
    Kunigunde.        Rosalie!
    (Sie erhebt sich schnell, und geht ab.)
     

Fünfter Auftritt
     
    Der Graf vom Strahl und Rosalie.
     
    Der Graf vom Strahl (steht wie vom Donner gerührt).
Wer war die unbekannte Dame?
     
    Rosalie.     – Wo?
     
    Der Graf vom Strahl.
Die, wie der Turm von Pisa, hier vorbeiging? –
Doch, hoff ich, nicht –?
     
    Rosalie. Wer?
     
    Der Graf vom Strahl.      Fräulein Kunigunde?
     
    Rosalie.
Bei Gott, ich glaub, Ihr scherzt! Sybille, meine
Stiefmutter, gnädger Herr –
     
    Kunigunde (drinnen).      Rosalie!
     
    Rosalie.
Das Fräulein, das im Bett liegt, ruft nach mir. –
Verzeiht, wenn ich –! (Sie holt einen Stuhl.)
  Wollt ihr Euch gütigst setzen?
    (Sie nimmt die Toilette und geht ab.)
     

Sechster Auftritt
     
    Der Graf vom Strahl (vernichtet).
Nun, du allmächtger Himmel, meine Seele,
Sie ist doch wert nicht, daß sie also heiße!
Das Maß, womit sie, auf dem Markt der Welt,
Die Dinge mißt, ist falsch; scheusel’ge Bosheit
Hab ich für milde Herrlichkeit erstanden!
Wohin flücht ich, Elender, vor mir selbst?
Wenn ein Gewitter wo in Schwaben tobte,
Mein Pferd könnt ich, in meiner Wut, besteigen,
Und suchen, wo der Keil mein Haupt zerschlägt!
Was ist zu tun, mein Herz? Was ist zu lassen?
     

Siebenter Auftritt
     
    Kunigunde, in ihrem gewöhnlichen Glanz, Rosalie und die alte Sybille, die schwächlich, auf Krücken, durch die Mitteltür abgeht.
     
    Kunigunde.
Sieh da, Graf Friederich! Was für ein Anlaß
Führt Euch so früh in meine Zimmer her?
     
    Der Graf vom Strahl (indem er die Sybille mit den Augen verfolgt).
Was! Sind die Hexen doppelt?
     
    Kunigunde (sieht sich um).     Wer?
     
    Der Graf vom Strahl (faßt sich).     Vergebt!
Nach Eurem Wohlsein wollt ich mich erkunden.
     
    Kunigunde.
Nun? – Ist zur Hochzeit alles vorbereitet?
     
    Der Graf vom Strahl (indem er näher tritt und sie prüft).
Es ist, bis auf den Hauptpunkt, ziemlich alles –
     
    Kunigunde. (weicht zurück).
Auf wann ist sie bestimmt?
     
    Der Graf vom Strahl.      Sie wars – auf morgen.
     
    Kunigunde (nach einer Pause).
Ein Tag mit Sehnsucht längst von mir erharrt!
- Ihr aber seid nicht froh, dünkt mich, nicht heiter?
     
    Der Graf vom Strahl (verbeugt sich).
Erlaubt! ich bin der Glücklichste der Menschen!
     
    Rosalie (traurig).
Ists wahr, daß jenes Kind, das Käthchen, gestern,
Das Ihr im Schloß beherbergt habt –?
     
    Der Graf vom Strahl. O Teufel!
     
    Kunigunde (betreten).
Was fehlt Euch? Sprecht!
     
    Rosalie (für sich).     Verwünscht!
     
    Der Graf vom Strahl (faßt sich).      – Das Los der Welt!
Man hat sie schon im Kirchhof beigesetzt.
     
    Kunigunde.
Was Ihr mir sagt!
     
    Rosalie.       Jedoch noch nicht begraben?
     
    Kunigunde.
Ich muß sie doch im Leichenkleid noch sehn.
     

Achter Auftritt
     
    Ein Diener tritt auf. Die Vorigen.
     
    Diener.
Gottschalk schickt einen Boten, gnädger Herr,
Der Euch im Vorgemach zu sprechen wünscht!
     
    Kunigunde.
Gottschalk?
     
    Rosalie.     Von wo?
     
    Der Graf vom Strahl.   Vom Sarge der Verblichnen!
Laßt Euch im Putz, ich bitte sehr, nicht stören! (Ab.)
     

Neunter Auftritt
     
    Kunigunde und Rosalie.
     
    (Pause.)
     
    Kunigunde (ausbrechend)
Er weiß, umsonst ists, alles hilft zu nichts,
Er hats gesehn, es ist um mich getan!
     
    Rosalie.
Er weiß es nicht!
     
    Kunigunde.      Er weiß!
     
    Rosalie.   Er weiß es nicht!
Ihr klagt, und ich, vor Freuden möcht ich hüpfen.
Er steht im Wahn, daß die, die hier gesessen,
Sybille, meine Mutter, sei gewesen;
Und nimmer war ein Zufall glücklicher
Als daß sie just in Eurem Zimmer war;
Schnee, im Gebirg gesammelt, wollte sie,
Zum Waschen eben Euch ins Becken tragen.
     
    Kunigunde.
Du sahst, wie er mich prüfte, mich ermaß.
     
    Rosalie. Gleichviel! Er traut den Augen nicht! Ich bin
So fröhlich, wie ein Eichhorn in den Fichten!
Laßt sein, daß ihm von fern ein Zweifel kam;
Daß Ihr Euch zeigtet, groß und schlank und herrlich,
Schlägt seinen Zweifel völlig wieder nieder.
Des Todes will ich sterben, wenn er nicht,
Den Handschuh jedem hinwirft, der da zweifelt,
Daß ihr die Königin der Frauen seid.
O seid nicht mutlos! Kommt und zieht Euch an;
Der nächsten Sonne Strahl, was gilts begrüßt Euch,
Als Gräfin

Weitere Kostenlose Bücher