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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Scherzen,
Ein Zerren hin, Herr Richter, Zerren her,
Mein Seel, ich denk, ich soll vor Lust –
     
    Eve
Du Bösewicht!
Was das, o, schändlich ist von dir!
     
    Frau Marthe
Halunke!
Dir weis ich noch einmal, wenn wir allein sind,
Die Zähne! Wart! Du weißt noch nicht, wo mir
Die Haare wachsen! Du sollsts erfahren!
     
    Ruprecht
Ein Viertelstündchen dauerts so; ich denke:
Was wirds doch werden, ist doch heut nicht Hochzeit?
Und eh ich den Gedanken ausgedacht,
Husch! sind sie beid ins Haus schon, vor dem Pastor.
     
    Eve
Geht, Mutter, mag es werden, wie es will –
     
    Adam
Schweig du mir dort, tat ich, das Donnerwetter
Schlägt über dich ein, unberufne Schwätzerin!
Wart, bis ich auf zur Red dich rufen werde.
     
    Walter
Sehr sonderbar, bei Gott!
     
    Ruprecht
Jetzt hebt, Herr Richter Adam,
Jetzt hebt sichs, wie ein Blutsturz, mir. Luft!
Da mir der Knopf am Brustlatz springt: Luft jetzt!
Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt, sag ich!
Und geh, und drück, und tret und donnere,
Da ich der Dirne Tür verriegelt finde,
Gestemmt, mit Macht, auf einen Tritt, sie ein.
     
    Adam
Blitzjunge, du!
     
    Ruprecht
Just da sie auf jetzt rasselt,
Stürzt dort der Krug vom Sims ins Zimmer hin,
Und husch! springt einer aus dem Fenster Euch:
Ich seh die Schöße noch vom Rocke wehn.
     
    Adam
War das der Leberecht?
     
    Ruprecht
Wer sonst, Herr Richter?
Das Mädchen steht, die werf ich übern Haufen,
Zum Fenster eil ich hin, und find den Kerl
Noch in den Pfählen hangen, am Spalier,
Wo sich das Weinlaub aufrankt bis zum Dach.
Und da die Klinke in der Hand mir blieb,
Als ich die Tür eindonnerte, so reiß ich
Jetzt mit dem Stahl eins pfundschwer übern Detz ihm:
Den just, Herr Richter, konnt ich noch erreichen.
     
    Adam
Wars eine Klinke?
     
    Ruprecht
Was?
     
    Adam
Obs –
     
    Ruprecht
Ja, die Türklinke.
     
    Adam
Darum.
     
    Licht
Ihr glaubtet wohl, es war ein Degen?
     
    Adam
Ein Degen? Ich – wieso?
     
    Ruprecht
Ein Degen!
     
    Licht
Je nun!
Man kann sich wohl verhören. Eine Klinke
Hat sehr viel Ähnlichkeit mit einem Degen.
     
    Adam
Ich glaub –!
     
    Licht
Bei meiner Treu! Der Stiel, Herr Richter?
     
    Adam
Der Stiel!
     
    Ruprecht
Der Stiel! Der wars nun aber nicht.
Der Klinke umgekehrtes Ende wars.
     
    Adam
Das umgekehrte Ende wars der Klinke!
     
    Licht
So! So!
     
    Ruprecht
Doch auf dem Griffe lag ein Klumpen
Blei, wie ein Degengriff, das muß ich sagen.
     
    Adam
Ja, wie ein Griff.
     
    Licht
Gut. Wie ein Degengriff.
Doch irgendeine tück’sche Waffe mußt es
Gewesen sein. Das wußt ich wohl.
     
    Walter
Zur Sache stets, Ihr Herren, doch! Zur Sache!
     
    Adam
Nichts als Allotrien, Herr Schreiber! – Er, weiter!
     
    Ruprecht
Jetzt stürzt der Kerl, und ich schon will mich wenden,
Als ichs im Dunkeln auf sich rappeln sehe.
Ich denke: lebst du noch? und steig aufs Fenster
Und will dem Kerl das Gehen unten legen:
Als jetzt, Ihr Herrn, da ich zum Sprung just aushol,
Mir eine Handvoll grobgekörnten Sandes –
Und Kerl und Nacht und Welt und Fensterbrett,
Worauf ich steh, denk ich nicht, straf mich Gott,
Das alles fällt in einen Sack zusammen –
Wie Hagel, stiebend, in die Augen fliegt.
     
    Adam
Verflucht! Sieh da! Wer tat das?
     
    Ruprecht
Wer? Der Lebrecht.
     
    Adam
Halunke!
     
    Ruprecht
Meiner Treu! Wenn ers gewesen.
     
    Adam
Wer sonst!
     
    Ruprecht
Als stürzte mich ein Schloßenregen
Von eines Bergs zehn Klaftern hohem Abhang,
So schlag ich jetzt vom Fenster Euch ins Zimmer:
Ich denk, ich schmettere den Boden ein.
Nun brech ich mir den Hals doch nicht, auch nicht
Das Kreuz mir, Hüften, oder sonst, inzwischen
Konnt ich des Kerls doch nicht mehr habhaft werden,
Und sitze auf, und wische mir die Augen.
Die kommt, und: »Ach, Herr Gott!« ruft sie, und: »Ruprecht!
Was ist dir auch?« Mein Seel, ich hob den Fuß,
Gut wars, daß ich nicht sah, wohin ich stieß.
     
    Adam
Kam das vom Sande noch?
     
    Ruprecht
Vom Sandwurf, ja.
     
    Adam
Verdammt! Der traf!
     
    Ruprecht
Da ich jetzt aufersteh, –
Was sollt ich auch die Fäuste hier mir schänden? –
So schimpf ich sie, und sage: Liederliche Metze,
Und denke, das ist gut genug für sie.
Doch Tränen, seht, ersticken mir die Sprache.
Denn da Frau Marthe jetzt ins Zimmer tritt,
Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort
Jetzt schlotternd, zum Erbarmen, vor mir sehe,
Sie, die so herzhaft sonst wohl um sich sah,
So sag ich zu mir: blind ist auch nicht übel.
Ich hätte meine Augen hingegeben,
Knippkügelchen, wer will, damit zu spielen.
     
    Eve
Er ist nicht

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