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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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fleucht, vollenden?
     
    Jupiter: Schien diese Nacht dir kürzer als die andern?
     
    Alkmene: Ach!
     
    Jupiter: Süßes Kind! Es konnte doch Aurora
Für unser Glück nicht mehr tun, als sie tat.
Leb wohl. Ich sorge, daß die anderen
Nicht länger dauern, als die Erde braucht.
     
    Alkmene: Er ist berauscht, glaub ich. Ich bin es auch. Ab.
     

Fünfte Szene
     
     
     
    Merkur. Charis.
     
    Charis für sich: Das nenn ich Zärtlichkeit mir! Das mir Treue!
Das mir ein artig Fest, wenn Eheleute
Nach langer Trennung jetzt sich wiedersehn!
Doch jener Bauer dort, der mir verbunden,
Ein Klotz ist just so zärtlich auch, wie er.
     
    Merkur für sich: Jetzt muß ich eilen und die Nacht erinnern,
Daß uns der Weltkreis nicht aus aller Ordnung kommt.
Die gute Göttin Kupplerin verweilte
Uns siebzehn Stunden über Theben heut;
Jetzt mag sie weiter ziehn, und ihren Schleier
Auch über andre Abenteuer werfen.
     
    Charis laut: Jetzt seht den Unempfindlichen! da geht er.
     
    Merkur: Nun, soll ich dem Amphitryon nicht folgen?
Ich werde doch, wenn er ins Lager geht,
Nicht auf die Bärenhaut mich legen sollen?
     
    Charis: Man sagt doch was.
     
    Merkur: Ei was! Dazu ist Zeit. –
Was du gefragt, das weißt du, damit basta.
In diesem Stücke bin ich Lakoner.
     
    Charis: Ein Tölpel bist du. Gutes Weib, sagt man,
Behalt mich lieb, und tröst dich, und was weiß ich?
     
    Merkur: Was, Teufel, kommt dir in den Sinn? Soll ich
Mit dir zum Zeitvertreib hier Fratzen schneiden?
Eilf Ehstandsjahr erschöpfen das Gespräch,
Und schon seit Olims Zeit sagt ich dir alles.
     
    Charis: Verräter, sieh Amphitryon, wie er,
Den schlechtsten Leuten gleich, sich zärtlich zeigt,
Und schäme dich, daß in Ergebenheit
Zu seiner Frau, und ehelicher Liebe
Ein Herr der großen Welt dich übertrifft.
     
    Merkur: Er ist noch in den Flitterwochen, Kind.
Es gibt ein Alter, wo sich alles schickt.
Was diesem jungen Paare steht, das möcht ich
Von weitem sehn, wenn wirs verüben wollten.
Es würd uns lassen, wenn wir alten Esel
Mit süßen Brocken um uns werfen wollten.
     
    Charis: Der Grobian! Was das für Reden sind.
Bin ich nicht mehr im Stand? –
     
    Merkur: Das sag ich nicht,
Dein offner Schaden läßt sich übersehen,
Wenns finster ist, so bist du grau; doch hier
Auf offnem Markt würds einen Auflauf geben,
Wenn mich der Teufel plagte, zu scharwenzeln.
     
    Charis: Ging ich nicht gleich, so wie du kamst, Verräter,
Zur Plumpe? Kämmt ich dieses Haar mir nicht?
Legt ich dies reingewaschne Kleid nicht an?
Und das, um ausgehunzt von dir zu werden.
     
    Merkur: Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid
Ausziehen könntest, das dir von Natur ward,
Ließ ich die schmutzge Schürze mir gefallen.
     
    Charis: Als du mich freitest, da gefiel dirs doch.
Da hätt es not getan, es in der Küche
Beim Waschen und beim Heuen anzutun.
Kann ich dafür, wenn es die Zeit genutzt?
     
    Merkur: Nein, liebstes Weib. Doch ich kanns auch nicht flicken.
     
    Charis: Halunke, du verdienst es nicht, daß eine
Frau dir von Ehr und Reputation geworden.
     
    Merkur. Wärst du ein wenig minder Frau von Ehre,
Und rissest mir dafür die Ohren nicht
Mit deinen ewgen Zänkereien ab.
     
    Charis: Was? so mißfällts dir wohl, daß ich in Ehren
Mich stets erhielt, mir guten Ruf erwarb?
     
    Merkur: Behüt der Himmel mich. Pfleg deiner Tugend,
Nur führe sie nicht, wie ein Schlittenpferd,
Stets durch die Straße läutend, und den Markt.
     
    Charis: Dir wär ein Weib gut, wie man sie in Theben
Verschmitzt und voller Ränke finden kann,
Ein Weib, das dich in süße Wort’ ertränkte,
Damit du ihr den Hahnrei niederschluckst.
     
    Merkur: Was das betrifft, mein Seel, da sag ich dir:
Gedankenübel quälen nur die Narren,
Den Mann vielmehr beneid ich, dem ein Freund
Den Sold der Ehe vorschießt; alt wird er,
Und lebt das Leben aller seiner Kinder.
     
    Charis: Du wärst so schamlos, mich zu reizen? Wärst
So frech, mich förmlich aufzufordern, dir
Den freundlichen Thebaner, welcher abends
Mir auf der Fährte schleicht, zu adjungieren?
     
    Merkur. Hol mich der Teufel, ja. Wenn du mir nur
Ersparst, Bericht darüber anzuhören.
Bequeme Sünd ist, find ich, so viel wert,
Als lästge Tugend; und mein Wahlspruch ist,
Nicht so viel Ehr in Theben, und mehr Ruhe –
Fahr wohl jetzt, Charis, Schatzkind! Fort muß ich.
Amphitryon wird schon im Lager sein. Ab.
     
    Charis: Warum, um diesen Niederträchtigen
Mit einer offenbaren Tat zu strafen,
Fehlts an Entschlossenheit mir? O ihr Götter!
Wie ich es

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