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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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spiele.
Wir haben einen Teufelswein getrunken,
Der die Gedanken rein uns weggespült.
     
    Charis: Meinst du, mit diesem Pfiff mir zu entkommten?
     
    Sosias: Nein Charis. Auf mein Wort. Ich will ein Schuft sein, ;
Wenn ich nicht gestern schon hier angekommen.
Doch weiß ich nichts von allem, was geschehn,
Die ganze Welt war mir ein Dudelsack.
     
    Charis: Du wüßtest nicht mehr, wie du mich behandelt,
Da gestern abend du ins Haus getreten?
     
    Sosias: Der Henker hol es! Nicht viel mehr, als nichts.
Erzähls, ich bin ein gutes Haus, du weißt,
Ich werd mich selbst verdammen, wenn ich fehlte.
     
    Charis: Unwürdiger! Es war schon Mitternacht,
Und längst das junge Fürstenpaar zur Ruhe,
Als du noch immer in Amphitryons
Gemächern weiltest, deine Wohnung noch
Mit keinem Blick gesehn. Es muß zuletzt
Dein Weib sich selber auf die Strümpfe machen,
Dich aufzusuchen, und was find ich jetzt?
Wo find ich jetzt dich, Pflichtvergessener?
Hin auf ein Kissen find ich dich gestreckt,
Als ob du, wie zu Haus, hier hingehörtest.
Auf meine zartbekümmerte Beschwerde,
Hat dies dein Herr, Amphitryon, befohlen,
Du sollst die Reisestunde nicht verschlafen,
Er denke früh von Theben aufzubrechen,
Und was dergleichen faule Fische mehr.
Kein Wort, kein freundliches, von deinen Lippen.
Und da ich jetzt mich niederbeuge, liebend,
Zu einem Kusse, wendest du, Halunke
Der Wand dich zu, ich soll dich schlafen lassen.
     
    Sosias: Brav, alter, ehrlicher Sosias!
     
    Charis: Was?
Ich glaube gar du lobst dich noch? Du lobst dich?
     
    Sosias: Mein Seel, du mußt es mir zugute halten. ;
Ich hatte Meerrettich gegessen, Charis,
Und hatte recht, den Atem abzuwenden.
     
    Charis: Ei was! Ich hätte nichts davon gespürt,
Wir hatten auch zu Mittag Meerrettich.
     
    Sosias: Mein Seel. Das wußt ich nicht. Man merkts dann nicht.
     
    Charis: Du kömmst mit diesen Schlichen mir nicht durch.
Früh oder spät wird die Verachtung sich,
Mit der ich mich behandelt sehe, rächen.
Es wurmt mich, ich verwind es nicht, was ich
Beim Anbruch hier des Tages hören mußte,
Und ich benutze dir die Freiheit noch,
Die du mir gabst, so wahr ich ehrlich bin.
     
    Sosias: Welch eine Freiheit hab ich dir gegeben?
     
    Charis: Du sagtest mir und warst sehr wohl bei Sinnen,
Daß dich ein Hörnerschmuck nicht kümmern würde,
Ja daß du sehr zufrieden wärst, wenn ich
Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe,
Der hier, du weißts, mir auf der Fährte schleicht.
Wohlan, mein Freund, dein Wille soll geschehn.
     
    Sosias: Das hat ein Esel dir gesagt, nicht ich.
Spaß hier beiseit. Davon sag ich mich los.
Du wirst in diesem Stück vernünftig sein.
     
    Charis: Kann ich es gleichwohl über mich gewinnen?
     
    Sosias: Still jetzt, Alkmene kommt, die Fürstin.
     

Vierte Szene
     
     
     
    Alkmene. Die Vorigen.
     
    Alkmene: Charis.
Was ist mir, Unglücksel’gen, widerfahren?
Was ist geschehn mir, sprich? Sieh dieses Kleinod.
     
    Charis: Was ist dies für ein Kleinod, meine Fürstin?
     
    Alkmene: Das Diadem ist es, des Labdakus,
Das teure Prachtgeschenk Amphitryons,
Worauf sein Namenszug gegraben ist.
     
    Charis: Dies? Dies das Diadem des Labdakus?
Hier ist kein Namenszug Amphitryons.
     
    Alkmene: Unselige, so bist du sinnberaubt?
Hier stünde nicht, daß mans mit Fingern läse,
Mit großem, goldgegrabnen Zug ein A?
     
    Charis: Gewiß nicht, beste Fürstin. Welch ein Wahn?
Hier steht ein fremdes Anfangszeichen.
Hier steht ein J.
     
    Alkmene: Ein J?
     
    Charis: Ein J. Man irrt nicht.
     
    Alkmene: Weh mir sodann! Weh mir! Ich bin verloren.
     
    Charis: Was ists, erklärt mir, das Euch so bewegt?
     
    Alkmene: Wie soll ich Worte finden, meine Charis,
Das Unerklärliche dir zu erklären?
Da ich bestürzt mein Zimmer wieder finde,
Nicht wissend, ob ich wache, ob ich träume,
Wenn sich die rasende Behauptung wagt,
Daß mir ein anderer erschienen sei;
Da ich gleichwohl den heißen Schmerz erwäg
Amphitryons, und dies ein letztes Wort,
Er geh den eignen Bruder, denke dir!
Den Bruder wider mich zum Zeugnis aufzurufen;
Da ich jetzt frage, hast du wohl geirrt?
Denn einen äfft der Irrtum doch von beiden,
Nicht ich, nicht er, sind einer Tücke fähig;
Und jener doppelsinnge Scherz mir jetzt
Durch das Gedächtnis zuckt, da der Geliebte,
Amphitryon, ich weiß nicht, ob du’s hörtest,
Mir auf Amphitryon den Gatten schmähte,
Wie Schaudern jetzt, Entsetzen mich ergreift
Und alle Sinne treulos von mir weichen, –
Faß ich, o du Geliebte, diesen Stein,
Das einzig, unschätzbare, teure

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