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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Stein, betracht ihn wohl,
Mit eines fremden Namens Zug gegeben,
So küss ich ihn vor Lust und wein auf ihn;
Gabst du ihn nicht, und leugnest du ihn mir,
Verleugnest ihn, so sei der Tod mein Los
Und ewge Nacht begrabe meine Schmach.
     
    Jupiter: Mein schönes Weib! Werd ich den Stein ergreifen,
Da solch ein Wert vor mir im Staube liegt.
Erhebe dich. Was willst du? Fasse dich.
     
    Alkmene: Mein zuversichtlich Wort hat dich beleidigt,
Ich fühlte damals schuldlos mich und stark.
Doch seit ich diesen fremden Zug erblickt,
Will ich dem innersten Gefühl mißtrauen:
Ich galubs – daß mir – ein anderer – erschienen,
Wenn es dein Mund mir noch versichern kann.
     
    Jupiter: Mein großes Weib! Wie sehr beschämst du mich.
Welch ein Lüg ist deiner Lipp entflohen?
Wie könnte dir ein anderer erscheinen?
Wer nahet dir, o du, vor deren Seele
Nur stets des Ein- und Ein’gen Züge stehn?
Du bist, du Heilige, vor jedem Zutritt
Mit diamantnem Gürtel angetan.
Auch selbst der Glückliche, den du ermpfängst,
Entläßt dich schuldlos noch und rein, und alles,
Was sich dir nahet, ist Amphitryon.
     
    Alkmene: O mein Gemahl! Kannst du mir gütig sagen,
Warst dus, warst du es nicht? O sprich! du warsts!
     
    Jupiter: Ich war’s. Seis wer es wolle. Sei – sei ruhig,
Was du gesehn, gefühlt, gedacht, empfunden,
War ich: wer wäre außer mir, Geliebte?
Wer deine Schwelle auch betreten hat,
Mich immer hast du, Teuerste, empfangen,
Und für jedwede Gunst, die du ihm schenktest,
Bin ich dein Schuldner, und ich danke dir.
     
    Alkmene: Nein, mein Amphitryon, hier irrst du dich.
Jetzt lebe wohl auf ewig, du Geliebter,
Auf diesen Fall war ich gefaßt.
     
    Jupiter: Alkmene!
     
    Alkmene: Leb wohl! Leb wohl! ;
     
    Jupiter: Was denkst du?
     
    Alkmene: Fort, fort, fort –
     
    Jupiter: Mein Augenstern!
     
    Alkmene: Geh, sag ich.
     
    Jupiter: Höre mich.
     
    Alkmene: Ich will nichts hören, leben will ich nicht,
Wenn nicht mein Busen mehr unsträflich ist.
     
    Jupiter: Mein angebetet Weib, was sprichst du da?
Was könntest du, du Heilige, verbrechen?
Und wär ein Teufel gestern dir erschienen,
Und hätt er Schlamm der Sünd, durchgeiferten,
Aus Höllentiefen über dich geworfen,
Den Glanz von meines Weibes Busen nicht
Mit einem Makel fleckt er! Welch ein Wahn!
     
    Alkmene: Ich Schändlich-hintergangene!
     
    Jupiter: Er war
Der Hintergangene, mein Abgott! Ihn
Hat seine böse Kunst, nicht dich getäuscht,
Nicht dein unfehlbares Gefühl! Wenn er
In seinem Arm dich wähnte, lagst du an
Amphitryons geliebter Brust, wenn er
Von Küssen träumte, drücktest du die Lippe
Auf des Amphitryon geliebten Mund.
O einen Stachel trägt er, glaub es mir,
Den aus dem liebeglühenden Busen ihm
Die ganze Götterkunst nicht reißen kann.
     
    Alkmene: Daß ihn Zeus mir zu Füßen niederstürzte!
O Gott! Wir müssen uns auf ewig trennen.
     
    Jupiter: Mich fester hat der Kuß, den du ihm schenktest,
Als alle Lieb an dich, die je für mich
Aus deinem Busen loderte, geknüpft.
Und könnt ich aus der Tage fliehendem Reigen
Den gestrigen, sieh, liebste Frau, so leicht
Wie eine Dohl aus Lüften niederstürzen,
Nicht um olympsche Seligkeit wollt ich,
Um Zeus’ unsterblich Leben, es nicht tun.
     
    Alkmene: Und ich, zehn Toden reicht ich meine Brust.
Geh! Nicht in deinem Haus siehst du mich wieder.
Du zeigst mich keiner Frau in Hellas mehr.
     
    Jupiter: Dem ganzen Kreise der Olympischen,
Alkmene! – Welch ein Wort? Dich in die Schar
Glanzwerfend aller Götter führ ich ein.
Und wär ich Zeus, wenn du dem Reigen nahtest,
Die ewge Here müßte vor dir aufstehn,
Und Artemis, die strenge, dich begrüßen.
     
    Alkmene: Geh, deine Güt erdrückt mich. Laß mich fliehn.
     
    Jupiter: Alkmene!
     
    Alkmene: Laß mich.
     
    Jupiter: Meiner Seelen Weib!
     
    Alkmene: Amphitryon, du hörsts! Ich will jetzt fort.
     
    Jupiter: Meinst du, dich diesem Arme zu entwinden?
     
    Alkmene: Amphitryon, ich wills, du sollst mich lassen.
     
    Jupiter: Und flöhst du über ferne Länder hin,
Dem scheußlichen Geschlecht der Wüste zu,
Bis an den Strand des Meeres folgt ich dir,
Ereilte dich, und küßte dich, und weinte,
Und höbe dich in Armen auf, und trüge
Dich im Triumph zu meinem Bett zurück.
     
    Alkmene: Nun dann, weil dus so willst, so schwör ich dir,
Und rufe mir der Götter ganze Schar,
Des Meineids fürchterliche Rächer auf:
Eh will ich meiner Gruft, als diesen Busen,
Solang er atmet, deinem Bette nahn.
     
    Jupiter: Den Eid, kraft angeborner Macht, zerbrech

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