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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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wir verhöhnen ihn!
     
    Hermann.       Ich glaub, beim Himmel,
Die römische Tarantel hat –?
Er wähnt ja auch, du Törin, du,
Daß wir den Wahn der Tat ihm danken!
Fort, Herzchen, fort!
     
    Eginhardt.      Da ist er selber schon!
     
    Hermann.
Er riecht die Fährt ihr ab, ich wußt es wohl.
– Du sei mir klug, ich rat es dir!
Komm, Eginhardt, ich hab dir was zu sagen. (Ab.)
     

Vierter Auftritt
     
    Thusnelda nimmt eine Laute und setzt sich nieder. Ventidius und Scäpio treten auf.
     
    Ventidius (noch unter dem Eingang).
Scäpio! Hast du gehört?
     
    Scäpio.   Du sagst, der Bote –?
     
    Ventidius (flüchtig).
Der Bote, der nach Rom geht, an Augustus,
Soll zwei Minuten warten; ein Geschäft
Für Livia liegt, die Kaiserin, mir noch ob.
     
    Scäpio.
Genug! Es soll geschehn. (Ab.)
     
    Ventidius. Harr meiner draußen.
     

Fünfter Auftritt
     
    Thusnelda und Ventidius.
     
    Ventidius.
Vergib, erlauchte Frau, dem Freund des Hauses,
Wenn er den Fuß, unaufgerufen,
In deine göttergleiche Nähe setzt.
Von deiner Lippe hört ich gern,
Wie du die Nacht, nach jenem Schreck, der gestern
Dein junges Herz erschütterte, geschlummert?
     
    Thusnelda.
Nicht eben gut, Ventidius. Mein Gemüt
War von der Jagd noch ganz des wilden Urs erfüllt.
Vom Bogen sandt ich tausendmal den Pfeil,
Und immerfort sah ich das Tier,
Mit eingestemmten Hörnern, auf mich stürzen.
Ein fürchterlicher Tod, Ventidius,
Solch einem Ungeheu’r erliegen!
Arminius sagte scherzend heut,
Ich hätte durch die ganze Nacht,
Ventidius! Ventidius! gerufen.
     
    Ventidius (läßt sich leidenschaftlich vor ihr nieder, und ergreift ihre Hand).
Wie selig bin ich, Königin,
Dir ein Gefühl entlockt zu haben!
Was für ein Strahl der Wonne strömt,
Mir unerträglich, alle Glieder lähmend,
Durch den entzückten Busen hin,
Sagt mir dein süßer Mund, daß du, bei dem Gedanken
An mich, empfindest – wärs auch die unscheinbare
Empfindung nur des Danks, verehrte Frau,
Die jedem Glücklichen geworden wäre,
Der, als ein Retter, dir zur Seite stand!
     
    Thusnelda.
Ventidius! Was willst du mir? Steh auf!
     
    Ventidius.
Nicht ehr, Vergötterte, als bis du meiner Brust
Ein Zeichen, gleichviel welches, des
Gefühls, das ich in dir entflammt, verehrt!
Sei es das Mindeste, was Sinne greifen mögen,
Das Herz gestaltet es zum Größesten.
Laß es den Strauß hier sein, der deinen Busen ziert.
Hier diese Schleife, diese goldne Locke –
Ja, Kön’gin, eine Locke laß es sein!
     
    Thusnelda.
Ich glaub, du schwärmst. Du weißt nicht, wo du bist.
     
    Ventidius.
Gib eine Locke, Abgott meiner Seelen,
Von diesem Haupthaar mir, das von der Juno Scheiteln
In üppgem Wogen nicht zur Ferse wallt!
Sieh, dem Arminius gönn ich alles:
Das ganze duftende Gefäß von Seligkeiten,
Das ich in meinen Armen zitternd halte,
Sein ists; ich gönn es ihm: es möge sein verbleiben.
Die einzge Locke fleh ich nur für mich,
Die, in dem Hain, beim Schein des Monds,
An meine Lippe heiß gedrückt,
Mir deines Daseins Traum ergänzen soll!
Die kannst du mir, geliebtes Weib, nicht weigern,
Wenn du nicht grausam mich verhöhnen willst.
     
    Thusnelda.
Ventidius, soll ich meine Frauen rufen?
     
    Ventidius.
Und müßt ich so, in Anbetung gestreckt,
Zu deinen Füßen flehend liegen,
Bis das Giganten-Jahr des Platon abgerollt,
Bis die graubärt’ge Zeit ein Kind geworden,
Und der verliebten Schäfer Paare wieder
An Milch- und Honigströmen zärtlich wandeln:
Von diesem Platz entweichen werd ich nicht,
Bis jener Wunsch, den meine Seele
Gewagt hat dir zu nennen, mir erfüllt.
     
    (Thusnelda steht auf und sieht ihn an. Ventidius läßt sie betreten los und erhebt sich. Thusnelda geht und klingelt.)
     

Sechster Auftritt
     
    Gertrud und Bertha treten auf. Die Vorigen.
     
    Thusnelda.
Gertrud; wo bleibst du? Ich rief nach meinen Kindern.
     
    Gertrud.
Sie sind im Vorgemach.
     
    (Sie wollen beide gehen.)
     
    Thusnelda. Wart! Einen Augenblick!
Gertrud, du bleibst! – Du, Bertha, kannst sie holen.
     
    (Bertha ab.)
     

Siebenter Auftritt
     
    Thusnelda setzt sich wieder nieder, ergreift die Laute, und tut einige Griffe darauf, Ventidius läßt sich hinter ihr, auf einem Sessel, nieder. Gertrud..
     
    (Pause.)
     
    Thusnelda (spielt und singt).
     
    Ein Knabe sah den Mondenschein
    In eines Teiches Becken;
Er faßte mit der Hand hinein,
    Den Schimmer einzustecken;
Da trübte sich des Wassers Rand,
Das glänzge Mondesbild verschwand,
    Und seine Hand war –
     
    Ventidius (steht

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