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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Favoritsultanin dazu?« fragte die Großinquisitorin.
    »Die?« – stockt’ er, weniger verlegen als in die Fülle aufblühender Träume versunken. »Freilich die « – (fuhr er fort:) »ich setze inzwischen meinen Kopf zum Pfande, jeder Jüngling hat zwei Perioden oder doch Minuten. In der ersten setzt er selber seinen Kopf zum Pfande, er wolle lieber sein Herz in seinem Thorax oder Oberleib verschimmeln lassen und seinen poples oder die Kniekehle erlahmen, als daß er beide für eine andre Frau bewegte als für die allerbeste, für einen wahren Engel, für eine ausgemachte Quinterne – er dringt durchaus auf den höchsten Gewinst aus dem Ehelotto, in der ersten Periode nämlich – denn die zweite kömmt auch und hinterbringt ihm nur so viel, die weibliche Quinterne würde natürlich eine männliche fodern, und falls er die wäre…
    Ein dummer Auszug, ein Ambe bin ich, sag’ ich und lasse die Periode gar nicht ausreden; aber ich werde doch fortpassen auf die Quinterne.. Was käme dabei heraus, daß man ein Mensch wäre, wenn man kein Narr wäre? – Zög’ ich nun die gedachte Quinterne, welches ich nun wohl ohne übermäßige Hoffnung voraussetzen darf, so würd’ ich nicht gleichgültig dabei sein, sondern selig – O du lieber Himmel! stehendes Fußes müßt’ ich frisiert und silhouettiert werden – ich machte Verse und Pas, und beide mit ihren herkömmlichen pedibus (Füßen) – ich bückte mich öfter als ein andächtiger Mönch, um Verbeugungen und (wo abzugrasen wäre) um Sträußer zu machen – Leib, Seele und Geist setzte ich an mir aus so vielen Fingerspitzen und Fühlfäden zusammen, daß ich es schon spürte (die Quinterne spürte es gar noch eher), wenn unsre zwei Schatten zusammenstießen – ein schmales betastetes Endchen Band wäre eine gute Ableitkette des elektrischen Äthers, der in Blitzen aus mir schösse, da sie negativ geladen wäre und ich positiv – vollends gar ihr Haar berühren, das könnte keine geringere Entzündung geben, als wenn eine Welt in das aufgebundne eines Bartkometen geriete….
    Und doch, was ist denn das alles, wenn ich Verstand habe und bedenke, was sie verdient, diese Gute, diese Treue, diese Unverdiente – Was wären nicht vollends dumme Verse, Seufzer, Schuhe (die Stiefel tät’ ich weg), ein oder ein Paar drückende Hände, ein aufopferndes Herz für ein kleines Gratial und don gratuit, wenn damit ein Geschöpf abgefunden werden sollte, das, wie ich immer mehr sehe, vom schönsten Engel, der den Menschen durch das Leben führt, alles besitzt, etwa die Unsichtbarkeit ausgenommen – das alle Tugenden hat und alle in Schönheiten verkleidet – das schimmert und erquickt wie dieser Frühlingabend, und doch wie er seine Blumen und Sterne verbirgt, ausgenommen den der Liebe – dessen allmächtige und doch leise Harmonika des Herzens ich so gern hören, in dessen Augen ich so außerordentlich gern die Tropfen der weichern Seele und den Blick der höhern sehen möchte, neben dem ich so gern stehen bleiben möchte unter der ganzen fliehenden opera buffa und seria des Lebens, so gern, sag’ ich, damit der arme Sebastian doch, wenn am heiligen Abend des Lebens sein Schatten immer länger würde, und die Gegend um ihn selber zu einem weiten Schatten zerflösse und er selber, damit ich doch beide Schattenhände« – (die eine hielt gerade Flamin) – »beschauen und ausrufen könnte:« – – (stockend)
    »der alte Balgtreter kommt auch mit was in einer!«
    Da er weder seine Rührung mehr hinter Scherz, noch die Merkmale derselben in seinen Augen hinter einige tief hängende Lindenblätter verdecken konnte: so wars in der Sekunde, wo seine Stimme unter ihr erliegen wollte, ein rechtes Glück, daß er über die Warte hinausschauete und den Kutscher wieder heranschreiten sah. Dieser rief unten: »von Seebaßen hätt’ ers gekriegt, aber den Augenblick erst.« Agathe lief leidenschaftlich hinab und unten, nach Lesung eines Blättchens, über die – Wiesen hinüber. Der Balgtreter stieg, gleich einem Barometer vor dauerhaftem Wetter, langsam hinauf und brachte sich und den zurückgelangten Zettel, trotz alles obern Winkens, mit seinen Hebelarmen keine Minute früher auf den Turm. Im Zettel stand mit Klotildens Hand: »Komm in deine Laube, Geliebte!«
    Alle Augen liefen jetzt der Läuferin nach und flatterten mit ihr durch das Helldunkel des Abends in den Pfarrgarten, um dessen Laube man doch niemand sah. Kaum hatte Agathe die Öffnung der letzten ins Auge

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