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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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gegen das Regierkollegium. Der Apotheker hält mit seinem Gesuch um ein Lavement noch zurück.
    Viktor sparte sich noch den ersten Besuch in St. Lüne auf wie eine reifende Frucht und ärgerte dadurch den Regierrat, der ihn hinbereden wollte. Aber er sagte: »Die Hinterbliebenen eines Orts sehnen sich nach dem, der daraus fort ist, so lange unbeschreiblich, bis er den ersten Besuch gemacht, so wie er auch. Nach dem ersten passen beide Parteien ganz gesetzt und kalt den zweiten ab.« – Was er nicht sagte und dachte, aber fühlte und fürchtete, war: daß seine Halbgöttin Klotilde, die das Allerheiligste in seiner Brust bewohnte, und die seiner Seele durch ihre Unsichtbarkeit teurer, nötiger und eben darum gewisser geworden war, ihm vielleicht bei ihrer Erscheinung alle Hoffnungen auf einmal aus seinem Herzen ziehe. –
    Es war am Abend des empfangenen Eymannischen Briefes, wo er so phantasierte: »Wenn doch Jenner nur so gesund bliebe! – Er muß Bewegung haben, aber eine ungewohnte – der Reiter muß gehen, der Fußgänger fahren. – Wir sollten miteinander zu Fuß durchs Land ziehen, verkleidet. – Ach ich könnte vielleicht manchem armen Teufel nützen – wir schlichen heimwärts durch St. Lüne – – Nein, nein, nein«…
    Er erschrak selber vor einem gewissen Einfall – denn er besorgte, er würde ihn, da er ihn einmal gehabt, auch ausführen, daher sagte er dreimal Nein dazu. Der Einfall war der, den Fürsten zu Klotildens Eltern hinzubereden. – Es half aber nichts: es fiel ihm bei, daß sein Vater ein zu strenges Rügegericht über den Kammerherrn und den Minister gehalten – »Was will mir Le Baut schaden! Wenn ich dem armen Narren nur drei Sonnenblicke von Jenner zuwendete! – Das Gescheiteste ist, ich denke heute nicht mehr darüber nach.«
    Der Hund wird uns Antwort bringen; ich meines Ortes wette – ein feiner Menschenkenner auf meiner Insel wettet hingegen, der Held macht diesen Spaß –, daß er ihn nicht macht.

18. Hundpostta g
     
    Standeserhöhung Klotildens – Inkognito-Reise – Bittschrift der Oberjägermeisterei – Konsistorialbote – Vexierbild der Flachsenfinger
    Freilich macht’ er ihn, den Spaß; aber ich verlier’ im Grunde nicht. Denn es war so: vom Tage an, wo Doktor Kuhlpepper vor der vollblütigen Nase Zeusels mit seiner groben Hand wie mit einem elektrischen Auslader vorbeigegangen war, drängte sich der Mann mit drei Uhren an meinen Helden, der nur eine und noch dazu des Zeidlers plumpe trug. Zeusel dankte überhaupt Gott, wenn sich nur ein Hoffurier bei ihm betrank und der Hofdentist überfraß. Er kam immer mit gewissen geheimen Nachrichten, die zu publizieren waren. Er behielt nichts bei sich, und hätte man ihn unter seine Apotheke zu hängen gedrohet. Er sagte unserm Helden, daß der Minister um die Stelle der zweiten Hofdame für seine Joachime bei der Fürstin werbe, die sich bloß die weibliche Dienerschaft selber wählen durfte – daß jener aber es nicht geradezu tun dürfe, weil er oder sein Sohn Matthieu dem Kammerherrn Le Baut versprochen, die nämliche Stelle Klotilden zu verschaffen – er bat also meinen Helden, der, wie er sehe, Matthieus Freund sei, ihm die Verlegenheit zu ersparen und den Fürsten zu bewegen (welches nur ein Wort koste), daß dieser selber bei der Fürstin die Bitte um Joachime einlege – die Fürstin, die ohnehin den Minister protegiere, würd’ es aus mehr als einem Grunde mit Freuden tun, und der Minister könnte dann nichts dafür, wenn der Kammerherr, der Feind des Lords, leer ausginge. –
    Der Tropf, sieht man, hatte bloß aus den zwei eingefangnen Nachrichten der zwei Amt-Werberinnen den ganzen übrigen Rechtgang erraten, und selber der Umstand, den ihm Matthieu entdeckte, daß der Minister einen Viertels-Flügel seines Palastes für eine Freundin seiner verstorbnen Tochter Giulia räume, hatte ihn nur mehr befestigt. So sehr ersetzt Bosheit nicht nur Jahre, sondern auch Nachrichten und Scharfsinn.
    Mein Held konnte ihm nichts sagen als: er glaube nichts davon. Aber in drei einsamen Minuten glaubte er alles – denn deswegen, sah er, mußte die liebe Klotilde gerade bei der Erscheinung der Fürstin aus dem Stifte zurück – deswegen wurde der Minister-Sohn von Le Baut mit soviel Rauch- und Dankopfer-Altären umbauet – deswegen brachte die Alte (im sechzehnten Hundposttage) dem Hofleben solche Ständchen und so laute – überhaupt sind, sah er noch, zwei solche geächtete gefangne Hofjuden in Babylon des

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